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Susanne Fienhold Sheen liest aus dem Buch: "Bildungswege – 100 Jahre Volkshochschule Potsdam".

© Andreas Klaer

Historie der Potsdamer Volkshochschule: Partnerbörse, Ausbilder und Schulersatz

Wie die Potsdamer Volkshochschule zahlreiche Biografien prägte, zeigt das Buch "Bildungswege – 100 Jahre Volkshochschule Potsdam" in 23 Zeitzeugenberichten.

Von Birte Förster

Potsdam - Für die einen bot sie eine neue Perspektive, nachdem die Mauer den Schulweg nach West-Berlin versperrte. Für andere legte sie den Grundstein für lebenslange Partnerschaften und Freundschaften. Die Potsdamer Volkshochschule (VHS) hat zahlreiche Biografien geprägt und übernahm eine wichtige Funktion, wenn Bürgern zu DDR-Zeiten aus politischen Gründen das Abitur verwehrt blieb.

23 Zeitzeugenberichte hat Historiker Johannes Leicht in dem Jubiläumsbuch „Bildungswege – 100 Jahre Volkshochschule Potsdam“ zusammengetragen. Zehn davon stellte Stadtführerin Susanne K. Fienhold Sheen am gestrigen Mittwoch beim „Lunchpaket“, einer regelmäßig stattfindenden Lesung mit kleinem Mittagsimbiss, im Bildungsforum vor. Bei der Lektüre des Buches sei ihr aufgefallen, „was die Volkshochschule oft für eine Insel war, auf die sich die Menschen retten konnten“, sagte Fienhold Sheen, deren Bericht auch in dem Buch zu finden ist.

Neue berufliche Orientierung

Seit 2003 ist sie freiberufliche Stadtführerin in Potsdam. Ihre Tätigkeit, die für sie eine berufliche Neuorientierung bedeutete, hat sie der VHS zu verdanken. Durch einen Zeitungsartikel erfuhr sie von einem Lehrgang zur Qualifizierung von Stadtführern an der Volkshochschule. „Ich suchte schon seit einigen Monaten nach einer neuen beruflichen Orientierung“, ist in ihrem Bericht zu lesen. Bis dahin hatte sie in der Medienbranche gearbeitet. Mittlerweile unterrichtet sie den Stadtführer-Kurs an der Volkshochschule selbst. Für Fienhold Sheen war es aber nicht der erste Kontakt zu der Bildungseinrichtung. Da sie zu DDR-Zeiten kein Abitur machen durfte, bot ihr die VHS eine Alternative. „Das DDR-System war nicht in der Lage, mir den Zweiten Bildungsweg an der Volkshochschule zu verweigern“, schreibt sie. Und so konnte sie doch noch ihr Abitur nachholen.

Eine andere Geschichte ist die von Konrad Geburek, der sich weigerte den Kontakt zu seiner im Westen lebenden Schwester abzubrechen und daher 1985 als Lehrer Berufsverbot erhielt. An der Volkshochschule hingegen durfte er weiterhin Russisch und Deutsch unterrichten – er arbeitete dort bis zu seinem Ruhestand.

Von den Zähnen zum Film

Auch für Christine Handke – heute stellvertretende Leiterin und Pressereferentin des Potsdamer Filmmuseums – begann mit der Volkshochschule ein beruflicher Neuanfang. Zunächst arbeitete sie als Zahnarzthelferin und holte später über Abendkurse ihr Abitur nach. In dieser Zeit knüpfte sie Kontakte zu Filmschaffenden und studierte schließlich an der Filmhochschule „Konrad Wolf“.

Das Buch kostet 10 Euro und ist in der VHS sowie in der Buchhandlung „Internationales Buch“ erhältlich.

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