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HINTERGRUND: Erinnerungen an „Dagobert“

Der Erpresserbrief an die DHL, der in dem in einer Apotheke am Potsdamer Weihnachtsmarkt am Freitag abgegeben wurde, erinnert an einen anderen berühmten Fall.

Potsdam - So eine technische Finesse lässt Erinnerungen an den bekanntesten Berliner Erpresser der letzten Jahrzehnte wachwerden: „Dagobert“. Arno Funke hatte das KaDeWe 1988 um 500.000 Euro erpresst. Dazu zündete er nachts im Kaufhaus eine Bombe, die hohen Schaden anrichtete. Nachdem das Geld alle war, startete Funke 1992 die nächste große Erpressung, dieses Mal von Karstadt. Da der Konzern seine Zahlungsbereitschaft in einer Zeitungsanzeige mit dem Wortlaut „Dagobert grüßt seinen Neffen“ signalisieren sollte, hatte der Erpresser seinen Spitznamen weg.

Bundesweit zündete Dagobert in Kaufhäusern fünf Bomben und einen Brandsatz, die einen Millionenschaden anrichteten. Trotz der enormen kriminellen Energie verfolgte die Öffentlichkeit die Erpressung mit Sympathie. Denn der arbeitslose Schildermaler führte die Polizei bei den etwa 30 Geldübergaben immer wieder in die Irre, und zwar „durch die Raffinesse seiner technischen Konstruktionen“, wie das Internetlexikon Wikipedia schreibt.

Funke hatte allerlei elektronische Apparaturen und Fernsteuerungen konstruiert. Die geforderten 1,4 Millionen Mark bekam Funke allerdings nicht, im April 1994 wurde er nach fast zwei Jahren festgenommen. Seitdem gab es in Berlin keine „großen“ Erpressungen mehr, dafür in Brandenburg den „Maskenmann“. 2011 und 2012 wollte der Täter zwei in der Mark lebende Unternehmer erpressen – mit Mordanschlägen und einer Entführung. In einem spektakulären Indizienprozess wurde Mario K. 2015 zu lebenslanger Haft verurteilt. 2007 war die Deutsche Bahn erpresst worden, die Ermittlungen führte die Berliner Staatsanwaltschaft, da der Konzern hier seinen Sitz hat. Der Täter allerdings wohnte in Niedersachsen, wo er auch festgenommen wurde. Immer wieder wurden in Deutschland in den vergangenen Jahren Lebensmittelkonzerne oder -händler erpresst. Soweit die Täter gefasst wurden, stammten sie nicht aus Berlin.

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