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Ehrenamtliche an der Essensausgabe im Quartierstreff Staudenhof. 

© Andreas Klaer

Hilfe für Ukraine-Flüchtlinge: Anlaufstelle Staudenhof

Im Quartierstreff in der Potsdamer Innenstadt versorgen Ehrenamtliche Geflüchtete aus der Ukraine mit Nahrung und helfen bei den Papieren. 

Potsdam - Sergej steht mit seiner Schwiegertochter am Kleiderständer vor dem Staudenhof und sucht einige Klamotten aus. Der 75-jährige Ukrainer lebt seit 15 Jahren mit seiner Frau in Potsdam. Jetzt sind seine Tochter, die Schwiegertochter mit der zehnjährigen Enkelin und dem Hund aus Saporischschja zu ihm geflohen. Sie leben nun, zumindest vorübergehend, alle zusammen in seiner Wohnung in der Waldstadt. Die Männer mussten sie zurücklassen. „Wir sind gekommen, um uns zu den Papieren beraten zu lassen“, sagt Sergej. Im Quartierstreff sitzen schon mehrere Frauen an einem Tisch und füllen gemeinsam mit Ehrenamtlichen Anträge für das Sozialamt aus. Nebenan löffelt eine Frau einen Teller Eintopf, ein Mann holt sich einen Kaffee.

Das Quartierstreff im Staudenhof ist zu einem der Hauptansprechorte für geflüchtete Ukrainer geworden. Am Mittwoch vor einer Woche begann das Angebot – seither waren täglich mindestens 140 Geflüchtete da. Am Freitag waren es mehr als 200. Zehn bis 20 Helfer unterstützen dabei, darunter auch ehrenamtliche Dolmetscher. Auch eine psychologische Beratung wird angeboten.

Quartierstreff-Leiterin Kartin Binschus-Wiedemann.
Quartierstreff-Leiterin Kartin Binschus-Wiedemann.

© Andreas Klaer

„Wir haben uns überlegt: Was können wir als Nachbarschaftshilfe leisten?“ So beschreibt Katrin Binschus-Wiedemann, eine der beiden Leiterinnen des Quartierstreffs, die Überlegungen im Team. Ziel sei es gewesen, eine begrenzte Anzahl an Familien beim Ankommen in Potsdam zu begleiten, bei sozialen und rechtlichen Fragen zu helfen und nach der ersten Hilfe auch bei der Integration zu unterstützen. Diese Rolle hatte der Treff auch bei der Aufnahme von Geflüchteten unter anderem aus Syrien ab 2015 übernommen. 

Windeln, Babynahrung und Mahlzeiten

Doch die Realität geht weit über dieses angedachte Angebot hinaus. Großer Bedarf bestehe nach Versorgung mit dem Grundbedarf, beschreibt Binschus-Wiedemann. Dabei geht es etwa um Windeln, Hygieneartikel oder Babynahrung in Gläschen, aber auch um Mahlzeiten. „In vielen Unterkünften wie Hotels oder Pensionen haben die Menschen keine Kochmöglichkeit. Sie haben auch kein Bargeld, weil ukrainisches Geld hier nicht getauscht wird und sie keinen Zugriff auf ihre Konten haben.“ 

Vor dem Quartierstreff sind Kleiderspenden aufgebaut. 
Vor dem Quartierstreff sind Kleiderspenden aufgebaut. 

© Andreas Klaer

Rund 90 Personen waren am gestrigen Mittwoch allein bis 13 Uhr schon zum Essen im Staudenhof, am Eingang wird Strichliste geführt. Gekocht wird in einer externen Küche von einem professionellen Koch – ehrenamtlich. Die Einkäufe sollen abgerechnet werden über die Stadt. Das Quartierstreff ist nicht der einzige Ort, an dem Geflüchtete Essen erhalten: Auch im Freiland-Jugendzentrum werden Mahlzeiten zubereitet, die Tafel in der Drewitzer Straße versorgt ebenfalls Menschen mit Lebensmitteln. 

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Dabei stößt die soziale Einrichtung jedoch an ihre Grenzen. So müsse sich die Stadtverwaltung besser um die Versorgung mit Lebensmitteln kümmern, sagte Tafel-Chefin Imke Eisenblätter. Da das bisher nicht passiere, kämen immer mehr Hilfebedürftige aus der Ukraine – zusätzlich zu den 1200 Menschen, die ohnehin jede Woche versorgt würden. Allein am Dienstag seien 180 Kriegsflüchtlinge gekommen, die Lebensmittel benötigten. Das Essen müsse in zwei Paketen gepackt werden: Für jene, die in Pensionen kochen könnten – und jene, die keine Kochstellen hätten. Doch das sei auf Dauer nicht zu leisten: „Wir sind kein Grundversorger, sondern nur ein ergänzendes freiwilliges Angebot.“

"Problem gelöst"

Potsdams Sozialdezernentin Brigitte Meier (SPD) versicherte am Mittwoch jedoch, das Problem sei mittlerweile gelöst. „In allen Unterkünften ist die Essensversorgung gesichert über Catering oder Lunchpakete“, so Meier. Die Lage sei extrem dynamisch, sagt auch Binschus-Wiedemann. Man wisse nicht, wie viele Menschen noch kommen, wie viele bleiben. Und welcher Bedarf morgen bestehe.

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