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Staunen in Potsdam. Während der Deutsch-Chinesischen Konferenz zu Digitalisierung und Industrie 4.0 im vergangenen April hatten sich auch Vertreter von Techcode einen Eindruck von der Innovationskraft der IT-Branche in Potsdam verschafft.

© Andreas Klaer

Hightech und Start-ups: Gründerzentrum in Potsdam: „Tür zum Weltmarkt“

Top-Kontakte und mehr Platz für Start-ups: Das chinesische Unternehmen Techcode hat Ableger in den Tech-Hochburgen Silicon Valley, Tel Aviv, Seoul, Helsinki und Berlin. Nun hat das Unternehmen in Potsdam ein Gründerzentrum eröffnet.

Potsdam - Gute Nachrichten für Potsdams boomende Start-up-Szene: Das weltweit vernetzte chinesische Unternehmen Techcode hat am Donnerstag in der Jägerallee 16 ein neues Gründerzentrum eröffnet. In dem 350 Quadratmeter großen sogenannten Inkubator sollen innovativen Start-ups günstige Büroflächen zur Verfügung gestellt werden. Außerdem will Techcode die jungen Unternehmer über sein internationales Netzwerk in den USA, Israel, Finnland, Südkorea und der Volksrepublik China bei ihrer Entwicklung und Vernetzung unterstützen. Darüber hinaus hilft Techcode nach eigenen Angaben auch mit der Partner- und Kundensuche, Finanzierung sowie bei der Erschließung des chinesischen Markts. Das Angebot richtet sich an Firmen aus der Gesundheitswirtschaft in den Bereichen Life Sciences und Digital Health. Bereits vier junge Unternehmen sind in den Inkubator eingezogen.

Das chinesische Unternehmen Techcode hat weltweit 15 Standorte. Neben China gibt es bereits Ableger im Silicon Valley, Tel Aviv, Seoul, Helsinki und Berlin. In Berlin-Mitte unterstützt Techcode bereits seit November 2015 junge Unternehmen insbesondere aus den Bereichen Artificial Intelligence, CleanTech, Hardware oder der Industrie 4.0.

Gerade die Hightech-Branche braucht einen Anschluss an den internationalen Markt

Der neue Inkubator in der Jägerallee sei mehr als ein Gründerzentrum, sagte Steffen Kammradt, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Land Brandenburg (WFBB). Die Wirtschaftsförderung hat Techcode bei der Planung und Ansiedlung maßgeblich unterstützt. Erste Kontakte wurden bereits im Frühjahr 2016 geknüpft. „Techcode bringt die internationale Vernetzung in die brandenburgische Gründergemeinde. Damit öffnet sich für Potsdam eine neue Tür zum Weltmarkt.“

Auch Stefan Frerichs, Chef der Wirtschaftsförderung der Stadt, freut sich über die Entscheidung. Die kommunale Wirtschaftsförderung hat bei der Standortsuche mitgeholfen. „Wir sind ein starker Wissenschaftsstandort mit unseren zwei Universitäten, den über 40 außeruniversitären Wissenschaftseinrichtungen, wie dem Fraunhofer-Institut oder dem Hasso-Plattner-Institut.“ Potsdam habe in den vergangenen Jahren viele neue Hightech-Gründungen und Start-ups zu verzeichnen. Dafür brauche es auch den Anschluss an internationale Märkte.

Forschung eine Voraussetzung für innovative Technologiebranche in Potsdam

Potsdam, mit seiner Nähe zu Berlin, sei eine logische Entscheidung gewesen, sagte der CEO von Techcode Germany, Emon Wang, bei der Eröffnungsfeier. Im Bereich Digital Health und Life Science ist die Metropolregion Berlin-Brandenburg einer der wichtigsten Standorte in Deutschland, bestätigte auch Tobias Neisecke, Projektmanager für Digital Health bei der WFBB.

Die Bedeutung Potsdams als Wissenschaftsstandort wächst. In diesem Jahr ist die Landeshauptstadt vom Bundeswirtschaftsministerium in Berlin zum deutschlandweit einzigen digitalen Zentrum, Digital Hub, im Bereich der Medientechnologie ernannt worden. Von Potsdam aus sollen so Innovationen im Bereich Film, Fernsehen und neue Medien vorangetrieben werden. Etwa 800 Firmen der IT-Branche sind in der Landeshauptstadt ansässig, wie das Unternehmen Oracle oder SAP. Seit Jahren bildet zudem das Hasso-Plattner-Institut Experten der IT-Branche aus, seit April ist es eine der sechs Fakultäten der Universität Potsdam.

Start-ups in Potsdam: 1734 neue Firmen in nur vier Jahren

Auch die Firmengründungen in Potsdam nehmen zu. Laut einer aktuellen Studie des Verbandes der Vereine Creditreform zählt die Stadt zu den Regionen mit dem höchsten Anteil an Hightech-Gründungen in den Jahren 2012 bis 2016. Bei der Rangliste landete es mit 194 Gründungen in diesem Bereich auf dem zehnten Platz. Insgesamt fanden in diesen Jahren 1734 Gründungen in Potsdam statt.

Auch für die Zukunft plant Potsdam weitere Gründungszentren. „Wir müssen Potsdam in dem Bereich ausbauen, da wir kaum kleinteilige Gewerbeflächen haben“, sagt Frerichs. Neben dem „Go:In II“ im Wissenschaftspark Golm, das Ende 2018 fertig sein soll, sei bereits ein weiteres Gründerhaus in Babelsberg angedacht. Auch für Golm gebe es ähnliche Überlegungen.

Hintergrund: 100 000 Euro für Potsdamer Start-up

Das Potsdamer Hasso-Plattner-Institut (HPI) hat den Sieger seines fünften Businessplan-Wettbewerbs vorgestellt: Das Team von „Quantosparks“ möchte die Programmierung von Apps leichter und schneller machen. Dafür erhalten die vier Start-up-Gründer Andre Guerreiro (27), Steven Reinisch (34), Manuel Meyer (38) und Robert Bach (36) nun Startkapital im Wert von bis zu 100 000 Euro zur Umsetzung ihrer Geschäftsidee, wie das HPI am Donnerstag mitteilte. HPI-Absolvent Reinisch erklärte: „Unsere Software soll den Entwicklerteams die Arbeit abnehmen, ihre selbst geschriebenen Anwendungen stundenlang und kostenintensiv selbst zu testen.“ Mit dem Gewinn wolle man nun den Prototyp zu einem Produkt entwickeln. Das Team kennt sich mit Start-ups aus: Die vier Gründer haben bereits mehrere Unternehmen gegründet und geführt, insgesamt verfügen sie über 17 Jahre Erfahrung in der App-Entwicklung. Insgesamt beteiligten sich 17 Gründerteams mit mindestens einem HPI-Mitglied an dem Wettbewerb. HK


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Kommentar: Für die Zukunft muss sich Potsdam als Wirtschaftsstandort breit aufstellen: Um Arbeitsplätze langfristig zu sichern, sollte sich die Stadt nicht allein auf die Verwaltung und die Dienstleistungsbranche stützen, meint PNN-Autor Henri Kramer in seinem Kommentar. 

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