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HEYES Woche: Auf ein geruhsames Wochenende

Das Wochenende kann kommen. Sommerlich und warm, endlich.

Das Wochenende kann kommen. Sommerlich und warm, endlich. Auch die Tatsache, dass die Kandidatensuche im Kanzleramt so rasch Erfolg hatte, entlastet den Bürger. Orientierungslos wie wir sind und gebeutelt von allerlei weltweitem Unbill hätte das Volk weitere Stunden, gar Tage ohne Klarheit über die wahrscheinliche Köhler-Nachfolge kaum ertragen können. Es hätte uns das Wochenende doch noch vermiesen können. Das höchste Staatsamt als Leerstelle im künftigen Postengefüge der Republik, wer hätte das ohne Schaden überstanden?

Jetzt wissen wir, wer nach dem Willen der Regierungskoalition dem abhanden gekommenen Köhler nachfolgen soll und halten jeden Verdacht für übertrieben, dass der Kandidat aus Hannover schon deswegen eine Mehrheit in der Bundesversammlung bekommen wird, weil er keine Frau ist.

Die Politik lässt uns nicht in Ruhe. Das Wochenende in Berlin wird hoffentlich ohne weitere Rücktritte abgehen. Mancher Minister wird sich fragen, ob die neue Beweglichkeit in der Politik seit Lafontaine nicht auch für ihn gut wäre. Rücktritte in der Politik haben doch auch etwas Heldenhaftes. Genau so gut ist Vorwärtsverteidigung. Zwei Minister haben im Vorfeld der Sparklausur vorgemacht, wie das geht. Der Verteidigungsminister will die Armee, wenn schon nicht abschaffen, dann doch um 100 000 Mann (und Frau) verringern und nur noch Berufssoldaten. Das spart enorm. Auch die Familienministerin räumt schon vor der Klausur einige Millionen Euro ab, die gestern noch Ausweis größerer Familienfreundlichkeit waren. Wenn es dann nicht ganz so schlimm kommt, gibt es schon zwei Sieger im Sparmarathon. Geld fehlt eben an allen Ecken und Enden, und die Banken wollen nicht dazu beitragen, den Schuldenberg von Bund und Ländern zu reduzieren.

Geldsorgen auch in Brandenburg. Hier sollen Abiturienten aus sozial schwachen Familien trotzdem Schüler-Bafög erhalten. 100 Euro, immerhin. Doch der Finanzminister stellt mit einem Haushaltsvorbehalt alles infrage, auch das Geld für die Schüler? Die Opposition schäumt, und die rot-rote Koalition ist in Bedrängnis. Politik zeigt sich erneut als schwieriges Geschäft. Vor allem dann, wenn die rechte Hand nicht weiß, was die Linke gerade vorhat. Vielleicht reden die mal miteinander. Warum nicht am Wochenende.

Uwe-Karsten Heye schreibt an dieser Stelle regelmäßig für die PNN. Unser Autor war Redenschreiber bei Willy Brandt und Regierungssprecher von Bundeskanzler a.D. Gerhard Schröder. Heute lebt Heye mit seiner Familie in Babelsberg und arbeitet dort als Autor und Publizist.

Uwe-Karsten Heye

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