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In Potsdam haben viele Firmenchefs kein Problem damit, wenn unter dem Schreibtisch der „Fiffi“ wartet.

© Jens Kalaene/dpa

Haustiere am Arbeitplatz in Potsdam: Gassi in der Mittagspause

Auch in Potsdam ist in einigen Unternehmen das Mitbringen von Haustieren erlaubt. Experten sehen darin positive Effekte für das Arbeitsklima.

Von Matthias Matern

Potsdam - Ein Haustier ist nicht nur häufig ein Freund fürs Leben, sondern auch eine Verpflichtung im Alltag. Was tun, wenn man dringend zur Arbeit muss, aber keinen Partner, Verwandten oder Freund zur Hand hat, der sich mal eben um Rex oder Fiffi kümmern kann? Ganz einfach: mitnehmen. Tatsächlich gibt es auch in Potsdam viele Chefs, die gar nichts dagegen haben, wenn ihre Mitarbeiter ihre Haustiere gelegentlich mit zur Arbeit bringen.

"Es hat noch keiner versucht, eine Kuh mitzubringen"

„Wir haben einige Kollegen, die bereits ab und zu ihren Hund mitgenommen haben“, bestätigt etwa Frank Eberst, Niederlassungsleiter von Ferchau Engineering in Potsdam. Probleme habe es bisher nie gegeben, so Eberst. „Aber es hat ja auch noch keiner versucht, eine Kuh mitzubringen“, scherzt der Chef des Potsdamer Engineering- und IT-Dienstleisters. Das Unternehmen mit mehr als 100 Niederlassungen und Standorten bundesweit beschäftigt Ingenieure, Techniker und Technische Zeichner, die Industriebetrieben, etwa aus der Luft- und Raumfahrtbranche, dem Schienenfahrzeugbau oder dem Automotivebereich, für zeitlich begrenzte Projekte zur Verfügung gestellt werden.

Arbeitgeber werden attraktiver, wenn Haustiere am Arbeitsplatz erlaubt sind

Einer bundesweiten Studie zufolge halten 34 Prozent der Berufstätigen Arbeitgeber für attraktiver, wenn diese Haustiere am Arbeitsplatz erlauben. Gerade vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels ein interessanter Wert, findet Oliver Panne von der Vereinigung der Unternehmensverbände in Berlin und Brandenburg (UVB). Entsprechend hätten sich bei einer weiteren Umfrage rund 53 Prozent der befragten Firmen dazu bekannt, „pro Hund“ eingestellt zu sein. Doch Panne sieht noch einen weiteren Vorteil: Haustiere am Arbeitsplatz könnten außerdem die Motivation der Mitarbeiter steigern.

Als belebend für das Unternehmensklima empfindet es auch Andreas Bohl, Geschäftsführer des Autohauses Babelsberg, wenn seine Mitarbeiter ihren Liebling dabeihaben. „Mein Serviceleiter hat mich vor Kurzem gefragt, ob er seinen kleinen Hund, einen Chihuahua, mitbringen darf“, berichtet Bohl. Ein, zwei Mal sei der Hund schon mit dabei gewesen. „Der verhält sich ganz wunderbar. Einmal war er auch bei mir oben in meinem Sekretariat. Das macht doch Spaß“, versichert der Chef des Volkswagen-Autohauses in der Fritz-Zubeil-Straße.

Kunden müssen sich dennoch wohl fühlen

Wichtig für Bohl ist nur, dass „Spaß“ nicht überhandnehme und sich „die Kunden weiter wohlfühlen“. Aber auch andere Kollegen dürfen sich nicht belästigt fühlen, mahnt UVB-Referent Panne. „Arbeitgeber müssen dabei aber den Betriebsfrieden wahren“, betont der UVB-Referent. Zudem müssten Haustiere artgerecht gehalten und gegebenenfalls ausgeführt werden. Dies lasse sich oft nicht mit den betrieblichen Aufgaben von Mitarbeitern vereinbaren.

Rückzugsorte und Gassi gehen in der Pause sowie ausreichend Platz sind laut Brandenburgs Landestierschutzverband wichtige Voraussetzungen, ein Tier am Arbeitsplatz halten zu können. In Zeiten länger werdender Arbeitswege und -zeiten sei es für Halter oft vorteilhaft, den tierischen Liebling gleich vor Ort zu haben, und so mit ihm Zeit zu verbringen, sagt die Verbandsvorsitzende Ellen Schütze. „Die meisten Hunde haben tagsüber ohnehin ein großes Schlafbedürfnis“, erklärt sie. Die Tiere würden also kaum stören. Wichtig sei aber, das vorab mit den Vorgesetzten und dem Team abzuklären. Für Notfälle gebe es Tierpensionen und Hundekindergärten.

In der Stadtverwaltung Potsdam gibt es keinen einzigen Paragrafen, der es Mitarbeitern verbietet, Tiere mit an den Arbeitsplatz zu nehmen. „Mir ist aber auch nicht bekannt, dass das jemals eine Rolle gespielt hat“, sagt Stadtsprecher Stefan Schulz.

Miau. In der Universität Potsdam allerdings sind Haustiere verboten.
Miau. In der Universität Potsdam allerdings sind Haustiere verboten.

© dpa

Strikte Regelung an der Uni Potsdam

Die Universität Potsdam hingegen verbietet Tiere am Arbeitsplatz, zumindest in den Lehr- und Arbeitsräumen. So sei es vor 20 Jahren verfügt worden, erklärt die Universitätssprecherin Silke Engel. Im vergangenen Jahr sei der Regelung jedoch die Ausnahme hinzugefügt worden, dass Therapie- und Blindenhunde am Arbeitsplatz gestattet sind. „Dafür muss allerdings ein Zertifikat über die Ausbildung der Tiere vorliegen“, betont die Sprecherin. Zudem seien Assistenzhunde erkennbar mitzuführen und dem Lehrpersonal vor der Veranstaltung anzuzeigen. In chemischen, biologischen Laboren und zu Experimentalvorträgen sei ihr Mitführen aus Tierschutzgründen aber nicht gestattet.

Die Sprecherin selbst würde ihr Haustier keinesfalls mit zur Arbeit nehmen. „Mein Haustier und Familienmitglied ist zu groß für das Büro“, erklärt Engel. Es handle sich nämlich um ein Pferd. Und das fühle sich bei seinen Artgenossen in der Herde im Offenstall wesentlich wohler. (mit dpa)

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