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Hasso-Plattner-Institut in Potsdam: Mehr Platz für Studierende und Forscher

Der Studienstandort Potsdam wächst: Das Hasso-Plattner-Institut expandiert in den Wald an der August-Bebel-Straße, die Uni baut in Golm.

Von Peer Straube

Potsdam - Die Kapazitäten des Hochschulstandortes Potsdam sollen in den kommenden Jahren massiv erweitert werden. Das Hasso-Plattner-Institut (HPI) will zum Aufbau der Digitalen Fakultät der Universität Potsdam am Standort Griebnitzsee im großen Maßstab neu bauen, die Universität selbst plant außerdem Neubauten in Golm und am Neuen Palais. Allein das HPI will wie berichtet vier neue Masterstudiengänge im Digitalsektor einführen. Bei den Expansionsplänen der Uni in Golm geht es unter anderem um die Etablierung von Teilen der vom Land geplanten Gesundheitswissenschaftlichen Fakultät, sagte Uni-Präsident Oliver Günther auf PNN-Anfrage.

Mit den Erweiterungen sind allerdings erhebliche Eingriffe in die Natur verbunden, vor allem am Campus Griebnitzsee. Das geht aus der Vorlage für einen neuen Bebauungsplan hervor, über den die Stadtverordneten erstmals Ende Januar beraten sollen. Um Platz für die erforderlichen Neubauten zu schaffen, müssen nämlich zwei große Waldstücke links und rechts der Bahnlinie gerodet werden (siehe nebenstehende Grafik). Um das zu ermöglichen, müssen die Stadtverordneten nicht nur einen neuen B-Plan beschließen, sondern außerdem den Flächennutzungsplan ändern, in dem die künftigen Baugrundstücke derzeit als Wald ausgewiesen sind. Insgesamt geht es um eine Fläche von fast sechs Hektar, knapp die Hälfte davon ist Wald.

Hasso-Plattner-Institut universitäres Exzellenzcenter bei digitalen Ingenieurswissenschaften werden

Um die Entwicklungsmöglichkeiten auszuloten, soll zunächst ein Masterplan für das Areal erarbeitet werden. Ziel des B-Plans ist laut Rathaus, dem HPI „inhaltlich und räumlich“ weiteres Wachstum zu ermöglichen, damit es sich zu einem „universitären Exzellenzcenter im Bereich der digitalen Ingenieurswissenschaften (Digital Engineering) entwickeln“ könne. Die vom HPI getragene Digitale Fakultät wurde wie berichtet 2017 offiziell gegründet – als erste privat finanzierte Fakultät einer öffentlichen Universität in Deutschland.

Der Masterplan soll nun klären, wie sich die benötigten neuen Gebäude in das bestehende Ensemble einfügen – vor allem im Hinblick auf das denkmalgeschützte, ehemalige DRK-Gebäude, in dem heute die Juristische Fakultät der Uni ihren Sitz hat. Weiterhin soll untersucht werden, ob und in welchem Umfang sich Studentenwohnungen und Sportflächen auf dem Areal unterbringen lassen. Gebäude sollen zudem möglichst so angeordnet werden, dass ein Teil des Waldes erhalten werden kann. Bis dort gebaut werden kann, wird es noch einige Zeit dauern: Mit einer Realisierung der Planungen sei nicht vor 2021 zu rechnen, heißt es in der Vorlage der Stadt. Die Kosten für Entwicklung des Areals trägt die Hasso-Plattner-Stiftung, die auch den Lehrbetrieb des HPI finanziert.

Das HPI wird wachsen: 60 Studienplätze pro Jahr für jeden neuen Studiengang

Durch den Aufbau der Digitalen Fakultät soll die Studierendenzahl des HPI in den kommenden Jahren erheblich ansteigen. Aktuell sind es 500, die für den Bereich IT-Systems Engineering eingeschrieben sind, weitere 200 sind an der School of Design Thinking immatrikuliert. Hinzu kommen noch 100 wissenschaftliche Doktoranden. Bereits zum Wintersemester 2018/19 sollen zwei Studiengänge – Digital Health und Data Engineering– hinzukommen. Geplant seien für diese Fachrichtungen 30 Studienplätze pro Semester, 60 pro Jahr sagte HPI-Sprecherin Christiane Rosenbach auf PNN-Anfrage. Wann die beiden anderen Studiengänge – Cyber-Security und Smart Energy – an den Start gehen, hänge davon ab, wann diese vom Land genehmigt würden, so Rosenbach. Auch für diese rechne man mit jeweils rund 60 Studienplätzen pro Jahr. Hinzu kommen insgesamt zwölf neue Professoren nebst mehreren wissenschaftlichen Mitarbeitern und Assistenten. Neben neuen Bürogebäuden seien auch Labore nötig. Weil der Flächenbedarf so groß ist, soll dem HPI auch ein bislang von der Uni genutztes Gebäude am Campus Griebnitzsee zugeschlagen werden. Einen Ersatz soll die Universität in Golm schaffen dürfen.

Dort hat die Universität ohnehin in den kommenden Jahren viel vor. Als Bestandteil des geplanten „Technology Campus“ will die Hochschule auf einer Fläche von rund 30 000 Quadratmetern nördlich der Straße In der Feldmark Neubauten für eine Erweiterung der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät, der Humanwissenschaftlichen Fakultät und von Potsdam Transfer – der zentralen wissenschaftlichen Einrichtung für Gründung, Innovation, Wissens- und Technologietransfer – errichten. Bereits im Herbst dieses Jahres soll Baustart sein, sagte Uni-Präsident Günther. Auch Teile der neuen Gesundheitswissenschaftlichen Fakultät Brandenburg sollen in Golm ihren Platz finden, so Günther. Pro Bauabschnitt rechnet er mit Kosten im zweistelligen Millionenbereich. Auch für diese Maßnahmen müssen die Stadtverordneten den Flächennutzungsplan ändern, weil die Brache bislang für die Ansiedlung von Gewerbe und den Wohnungsbau vorgesehen ist.

DDR-Gebäude westlich der Straße Am Neuen Palais werden nach und nach abgerissen 

Ebenfalls im zweistelligen Millionenbereich bewegen sich die geplanten Veränderungen am Campus rund um das Neue Palais. Wie berichtet hatten sich die Stadt, das Land und die Schlösserstiftung bereits vor Jahren auf einen Masterplan zur Umgestaltung geeinigt, mit dessen Umsetzung Mitte 2019 begonnen werden soll. Die größtenteils aus DDR-Zeiten stammenden Gebäude westlich der Straße Am Neuen Palais werden nach und nach abgerissen und durch moderne, aber denkmalverträgliche Gebäude mit Ziegelfassade ersetzt.

Insgesamt seien dort vier Bauabschnitte geplant, sagte Stephan Breiding, Sprecher des zuständigen Wissenschaftsministeriums, den PNN. Allein der erste koste rund 26 Millionen Euro und soll 2023 beendet sein. Für den zweiten liefen derzeit die Abstimmungen mit der Uni, mit einem Baustart sei frühestens 2021 zu rechnen. Zudem werden vom Land derzeit das Nordtorgebäude im Park Sanssouci und eine Orangerie für elf Millionen Euro saniert, Ende 2019 sollen sie bezugsfertig sein. Dort werden künftig die Jüdische Theologie und das Abraham-Geiger-Kolleg ihren Sitz haben. Das Kolleg ist ein An-Institut der Uni Potsdam und das erste Ausbildungsseminar für Rabbiner in Kontinentaleuropa nach dem Holocaust.

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Hintergrund: Hunderte Studierende mehr pro Jahr

An der Universität Potsdam lernen derzeit rund 20 000 Studierende. Insgesamt hat die Hochschule sechs Fakultäten: die Juristische, die Philosophische, die Humanwissenschaftliche, die Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche, die Mathematisch-Naturwissenschaftliche und als jüngste die Digital-Engineering-Fakultät mit dem Hasso-Plattner-Institut. Mit einer Gesundheitswissenschaftlichen Fakultät soll perspektivisch eine siebte hinzukommen. Die Uni ist aktuell voll ausgelastet, die Nachfrage nach Studienplätzen sehr hoch. Weil die finanzielle Ausstattung durch das Land „jedes Jahr erfreulicherweise ansteigt“, wie Uni-Präsident Oliver Günther sagt, rechnet er ab Herbst 2018 auch mit einem Anstieg der Kapazitäten. Bei den „derzeitigen finanziellen Aufwüchsen“ sei ein Anstieg der Studierendenzahlen um jährlich mehrere Hundert zu erwarten, so Günther. Das helfe auch im Kampf gegen den Lehrermangel, schließlich studiere ein „erklecklicher Teil“ im Lehramt. 

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