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Immer wieder einmal gibt es Beschwerden über das Verhalten von Kontrolleuren in Potsdamer Straßenbahnen

© Sebastian Gabsch (Archiv)

Harsch und beleidigend: Vorwürfe gegen Tram-Kontrolleure in Potsdam

Ein 14-Jähriger fühlt sich herabgewürdigt und bedroht, weil er einem Neunjährigen helfen wollte. Der Potsdamer Verkehrsbetrieb erkennt dagegen kein Fehlverhalten.

Potsdam - Ein Ticket-Kontrolleur soll in einer Straßenbahn des Potsdamer Verkehrsbetriebs (ViP) gegen eine Gruppe von Kindern und Jugendlichen unangemessen aggressiv und beleidigend vorgegangen sein. Diesen Vorwurf erhebt ein 14-Jähriger, der bei dem Vorfall am 14. Februar gegen 13.40 Uhr in einer Tram der Linie 94 dabei war. Der Junge möchte seinen Namen nicht in der Zeitung lesen. Der ViP bestreitet die Darstellung und die Vorwürfe.

Alles nur ein Missverständnis?

Was geschah in der Tram 94? Die Gruppe von sieben Kindern im Alter von sieben bis 14 Jahren sei an der Haltestelle Fontanestraße in die Tram Richtung Pirschheide eingestiegen, schildert der 14-Jährige. Am Stopp Alt Nowawes seien Kontrolleure eingestiegen, auch die Gruppe wurde kontrolliert. Dabei sei es zu einem Missverständnis gekommen: Ein Neunjähriger hatte zwei Tickets dabei, eines davon ungültig. Doch das gab er aus Versehen zuerst heraus, da er nicht gewusst habe, welches das Gültige sei. So habe der Kontrolleur fälschlicherweise angenommen, der Junge fahre schwarz, schildert der 14-Jährige – obwohl der Mann beide Tickets gescannt habe. Dem Neunjährigen drohte eine Strafe, obwohl ganz sicher eines der beiden Tickets gültig war – das wollte der 14-Jährige nicht zulassen, wie er den PNN sagte.

Er mischte sich ein, weil der Kontrolleur bereits die Personalien des Neunjährigen aufgenommen habe. Daraufhin habe der Mann ihn angefaucht: „Was willst du denn jetzt?“ und „Misch dich nicht ein, sonst verlässt du gleich die Bahn“. Seine Einwände, wonach eines der beiden Tickets gültig sein müsse, habe der Mann ignoriert. Zu dem Neunjährigen habe er gesagt: „Da hat deine Mutter wohl nicht gezahlt.“

Eingelenkt, aber nicht beruhigt

Als die Gruppe wegen des vermeintlichen Schwarzfahrens mit dem Kontrolleur aus der Tram ausgestiegen war, kündigte der 14-Jährige an, jetzt die Mutter des Neunjährigen anzurufen – woraufhin der Kontrolleur eingelenkt habe: Er habe noch einmal beide Tickets geprüft und plötzlich sei alles in Ordnung gewesen.

Damit habe sich die Situation jedoch noch nicht beruhigt, wie der 14-Jährige schilderte. Der Kontrolleur habe sich ihm gegenüber weiterhin abwertend verhalten.

„Bist du nicht der Junge, den ich schon mal aus der Bahn geworfen habe?“, soll der Mann ihn gefragt haben. Der Kontrolleur habe sich zudem verweigert, seinen Namen oder seine Dienst-ID zu nennen. Stattdessen habe er zu ihm gesagt, er solle die „Fresse nicht so weit aufreißen“.

Verkehrsbetrieb bestätigt Konflikt

Ein Sprecher des Verkehrsbetriebs bestätigte den PNN auf Anfrage, dass es einen Konflikt um ein „fälschlich erteiltes“ Bußgeld gegeben habe. Dabei sei einer der Kontrolleure von einem unbeteiligten jungen Fahrgast, „der vermutlich die Situation falsch einschätzte“, angesprochen worden. Aus Sicht des ViP sei der Fehler jedoch bereits in der Tram geklärt worden – was den Schilderungen des 14-Jährigen widerspricht. Weil niemandem ein Nachteil entstanden sei, habe der Kontrolleur sich geweigert, Namen und Dienstnummer preiszugeben. Zudem lägen dem ViP „keine internen Hinweise über ein Fehlverhalten“ vor. Auch aus dem Umfeld eines der Kontrolleure hieß es, es sei niemand beleidigt worden.

Der ViP versicherte zudem, die beauftragten Kontrolleure verhielten sich „grundsätzlich höflich und nach Dienstanweisung“. Allerdings gebe es keine Kulanz, sollte ein Fahrgast ohne Ticket angetroffen werden.

Der ViP hat seit Januar 2015 die Firma GSE Protect mit den Ticketkontrollen beauftragt. Bislang habe man keinen Kontrolleur wegen Fehlverhaltens aus dem Dienst nehmen müssen.

Allerdings hatte es in der Vergangenheit mehrfach Beschwerden von Kindern und Jugendlichen gegeben. So hatte vor zwei Jahren eine Elfjährige geschildert, Kontrolleure hätten sie umzingelt und beschimpft. Ende Mai 2019 erhoben Jugendliche Vorwürfe gegen einen Fahrer, der sie aus dem Bus geworfen haben soll. Laut Busfahrer waren die Jungen zu laut und seien hin- und hergelaufen; ein Vater bestritt dies und erstattete Strafanzeige.
Im aktuellen Fall sagte der Vater des 14-Jährigen, es gehe ihnen vor allem darum, den ViP und seine Kontrolleure zu mehr Sensibilität gegenüber Kindern und Jugendlichen anzuhalten.

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