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Handwerk in rot. Die 13 Gewerbeflächen, die knapp 200 Quadratmeter groß sind, werden von verschiedenen Firmen gemietet. So arbeiten Mitarbeiter der Stuckateurfirma Lenk & Franz (o.) genauso in den Hallen wie die der Druckerei Steffen.

© Andreas Klaer

Handwerker- und Gewerbehofs in Babelsberg: Hier hat Handwerk Boden

Im Gewerbehof in der Babelsberger Fritz-Zubeil-Straße ist noch nicht alles vermietet.

Babelsberg - Mehr als ein halbes Jahr nach dem Start des Handwerker- und Gewerbehofs in der Babelsberger Fritz-Zubeil-Straße stehen noch einige der 13 Gewerbeeinheiten leer. „Der Standort musste erst erlebbar werden“, sagt Jutta Moll von der Potsdamer Wirtschaftsförderung. Als weiteren Grund für den teilweisen Leerstand gab sie an, dass die Genehmigungsverfahren für die gewerbliche Nutzung der einzelnen Mieteinheiten jeweils eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen würden und daher noch nicht in allen Fällen abgeschlossen werden konnten.

Ungefähr die Hälfte der Mietfläche ist von Handwerkern und einem Großhändler bislang bezogen worden. Sechs Firmen, darunter die traditionsreiche Druckerei Steffen, haben sich hier niedergelassen. Weitere Betriebe warten noch auf ihre baurechtlichen Genehmigungen, bevor sie in den Gewerbehallen loslegen können. Zwei Mieteinheiten sind bislang noch gar nicht vermietet, aber auch dafür gibt es inzwischen Interessenten. „Da laufen Gespräche“, sagt Steffen Schramm, Geschäftsführer der stadteigenen Technologie- und Gewerbezentren Potsdam GmbH (TGZP). Die Firma ist Bauherr und Betreiber des Handwerkerhofs.

Druckereiinhaber Helge Steffen, mit seinem Betrieb einer der ersten Nutzer am neuen Gewerbestandort, zieht nach sechs Monaten eine positive Zwischenbilanz: „Wir sind total zufrieden.“ Allerdings wünsche er sich eine bessere Ausschilderung des Geländes. Von der Fritz-Zubeil-Straße aus ist der Gewerbestandort nicht auf den ersten Blick zu erkennen. Das Areal liegt etliche Meter hinter der Straßenfront. Eine lange Einfahrt führt dorthin. Immer wieder gebe es Kunden, die Mühe hätten, die Firmenadresse zu finden. „Die fahren da echt vorbei“, sagt Steffen. Ansonsten aber mag der Geschäftsmann das neue Gelände.

Auch Sabina Schneider, Mitarbeiterin des Großhändlers Mainmetall, zeigt sich zufrieden nach den ersten Monaten. „Relativ angenehm“ sei es hier. Mainmetall hatte sich im November am Standort niedergelassen. Die Firma handelt mit Waren für Sanitärinstallateure, Heizungsbauer sowie Dachdecker und hat hier ein großes Sortiment an Artikeln vorrätig. Klar, dass dies viel Platz beansprucht. Mainmetall hat darum gleich zwei der jeweils 196 Quadratmeter großen Gewerbeeinheiten angemietet.

Der Handwerker- und Gewerbehof besteht aus drei Häusern, in denen die 13 Mieteinheiten untergebracht sind. Zwischen den U-förmig angeordneten Gebäuden gibt es zudem eine große Freifläche. Zu den Firmen, die sich hier bereits angesiedelt haben, gehören auch ein Tischler, ein Restaurator sowie eine Stuckateurfirma. Die Nettokaltmieten liegen im ersten Jahr bei 4,75 Euro pro Quadratmeter, im zweiten Jahr bei 5,50 Euro, danach sollen sie sich am Verbraucherpreisindex orientieren.

Wer seinen Gewerbebetrieb in einer der Hallen eröffnet, bedarf dafür einer vorherigen Genehmigung. Denn, so TGZP-Geschäftsführer Schramm, die Hallen als solche seien zwar baurechtlich genehmigt, nicht jedoch die künftige Nutzung durch einen konkreten Gewerbebetrieb. Eine solche Erlaubnis muss dann jeweils erst eingeholt werden, wenn ein Gewerbetreibender sagt, was er in seiner Mieteinheit genau machen möchte. Derartige Genehmigungsverfahren können durchaus schon mal sechs Monate dauern, sagt Schramm. Das Grundstück des Gewerbehofs liegt im sogenannten Mischgebiet. Hier sind nach den Vorgaben der Baunutzungsverordnung nur Gewerbebetriebe zulässig, „die das Wohnen nicht wesentlich stören“.

Michael Burg, bei der Potsdamer Handwerkskammer für Betriebsberatung und Wirtschaftsförderung zuständig, sieht in dem umfassenden Genehmigungsverfahren einen Hemmschuh für den Handwerkerhof. Läge das ganze Objekt nicht in einem Mischgebiet, sondern in einem baurechtlich als Gewerbe- oder Industriegebiet ausgewiesenen Areal, so wäre die Genehmigungssituation nach Einschätzung von Burg deutlich einfacher.

Andererseits: Gewerbe- und Industriegebiete befinden sich häufig weit entfernt von den Stadtzentren – nicht zuletzt weil sie oft nicht sonderlich verträglich mit Wohngebieten sind. Der Gewerbehof an der Fritz-Zubeil-Straße ist im Gegensatz dazu auf kurzen Wegen vom Zentrum Babelsbergs aus zu erreichen – was durchaus als Standortvorteil gewertet werden kann. So hält denn auch Michael Burg von der Handwerkskammer den Handwerker- und Gewerbehof in der Fritz-Zubeil-Straße insgesamt für eine gute Sache: „Wir befürworten das“, sagt der Fachmann für Wirtschaftsförderung über das im vergangenen September eingeweihte Areal.

Um den Handwerker- und Gewerbehof war in der Vergangenheit lange gerungen worden. Von der ersten Idee bis zur Fertigstellung hatte es rund 20 Jahren gedauert. 3,6 Millionen Euro kostete das Gesamtprojekt.

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