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Landeshauptstadt: Handgefertigte Lieblingsstücke

Moritz Baur designt Bio und Fair Trade Mode aus Potsdam

„Leute, die meine Klamotten schätzen, denken so wie ich“, sagt Jungdesigner Moritz Baur und druckt noch einen Stempel in Apfelform auf das weiße T-Shirt. Die rote Textilfarbe ist auf Wasserbasis hergestellt, das T-Shirt aus feiner Biobaumwolle, fair gehandelt und umweltschonend ohne großen CO2- Ausstoß mit Wasser- und Solarenergie hergestellt. Moritz Baur legt wert darauf, dass seine Stücke „vernünftig produziert“ sind, auch wenn das den Preis etwas höher werden lässt. Moritz Baur ist Mitte Zwanzig, staatlich geprüfter Grafikdesigner und hat sich gerade den Traum von einem eigenen Modelable erfüllt, „Rotholz“ heißt es und ist mal in lateinischen, mal in japanischen Lettern auf seinen Produkten zu finden. Jetzt hat er seinen eigenen Onlinestore eröffnet, in dem er bisher rund 100 handgefertigte Einzelteile zum Verkauf anbietet.

In seinem Einraum-Studio in der Charlottenstraße produziert Moritz Baur täglich nach: zunächst nur T-Shirts und Kapuzenpullover, auch Hoodies genannt. Seine Oberteile sind eine Mischung aus exzentrischer Streetwear und klarem Design. Entstanden ist bereits eine Punk-Kollektion mit gebleichten Klecksen und Streifen, eine Typo-Kollektion mit verspielten Buchstaben-Aufdrucken, eine Apfel-Kollektion und eine Blumen-Kollektion. Jedes Stück ist ein Unikat, handbedruckt mit Stempeln, Druckplatten oder Schablonen, bestickt oder mit Applikationen versehen: winzige kleine Totenköpfe aus Metall, Flicken, Lederfetzen oder einem Rüschenrand. Drei Tage braucht ein Shirt im Durchschnitt, bis es fertig ist. Moritz Baur arbeitet immer an mehreren Stücken parallel. Wenn er mit dem Ergebnis zufrieden ist, wird es gebügelt, abfotografiert und in den Shop gestellt. „Kunst auf Kleidung“ lautet sein Motto.

Nachhaltig zu produzieren, ist für Moritz Baur auch eine Frage der Qualität. Er arbeitet mit feinen, weichen Stoffen. Die T-Shirts aus Bambusviskose fühlen sich dünn und glatt an, aber trotzdem stabil. Tencel heißt eine weitere Stoffart, die durch ihre besondere Webform kühlt oder wärmt, je nach Temperatur. Um mit biologisch angebauten und fair gehandelten Textilien arbeiten zu können, muss er seine Preise, um die 40 Euro für ein Shirt und 70 für einen Hoody, von vornherein etwas höher ansetzen. Und das, obwohl Moritz Baur bewusst ist, dass seine Zielgruppe nicht das Geld für teure Sachen hat. „Deswegen gehört Wertschätzung zum Konzept“, erklärt er seine Entscheidung. Er weiß auch, dass er sich seinen Start in die Selbstständigkeit nicht unbedingt leicht macht. Aber für Moritz Baur ist nachhaltiger Konsum Überzeugungssache, angefangen bei den biologisch hergestellten Stoffen, über die Arbeitsbedingungen der Näher bis zur umweltfreundlichen industriellen Verarbeitung seiner Produkte. Die sogenannten „Organic Linien“ großer Kaufhäuser seien zwar im Vergleich günstiger, würden diese Kriterien aber oft nicht erfüllen, sagt er. Für Rotholz kauft Moritz Baur nur von Textil-Herstellern, die regelmäßig gemäß dem Oeko-Tex Standard 100 überprüft werden. Seinen eigenen Kunden empfiehlt er seine Werke klimaneutral bei 30 Grad zu waschen und auf der Leine trocknen zu lassen.

Die ersten T-Shirts hat Moritz Baur mit 17 als Austauschschüler in den USA in Ohio verkauft. Seine eigenen, damals noch im Patchworkstil benähten Shirts, kamen in den Pausen auf dem Schulgelände gut an, und bald fuhr er mit Freunden von Treffpunkt zu Treffpunkt und verkaufte seine Sachen aus dem Kofferraum eines VW-Busses.

„Rotholz ist ein Lable mit Herz“, sagt Moritz Baur und arbeitet in Gedanken schon an einer Strategie, seine Klamotten in Läden in Berlin und Potsdam unterzubringen, erinnert sich an die nächste Abrechnung fürs Finanzamt und die neue Broschüre für den Shop. „Es ist schwer“, sagt er „aber es macht Spaß.“

, ine Zimmer

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