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Landeshauptstadt: Günther Jauch und Katherina Reiche stehen Pate

Ende August öffnet in Potsdam die katholische Marienschule

Die Hartnäckigkeit des Gründungsvereins hat sich ausgezahlt: Am 31. August weiht der Berliner Kardinal Georg Sterzinsky die katholische Marienschule in Potsdam ein. Dem Ereignis gingen jahrelange Bemühungen der Elterninitiative voraus, der auch Prominente wie TV-Moderator Günther Jauch und die CDU-Politikerin Katherina Reiche angehören. Der Verein führte zähe Verhandlungen, prüfte Finanzierungskonzepte und hielt nach passenden Grundstücken Ausschau. Durch sein Engagement lebt nun die über 200-jährige Tradition der Marienschule wieder auf, der die Nationalsozialisten 1939 mit der Schließung ein jähes Ende bereitet hatten.

Zeitzeugen von damals sollen bei der Eröffnungsfeier zu Wort kommen, wie der Sprecher der Initiative, Matthias Nowak, ankündigt. Der Verein machte 23 noch lebende ehemalige Marienschülerinnen ausfindig. Sie sollen die neuen Schülerinnen und Schüler in die Einrichtung einführen, deren Träger das Erzbistum Berlin ist. Bis zu 28 Kinder kommen in die erste Klasse der Grundschule und die siebte des Gymnasiums. Im kommenden Jahr werden dann eine weitere erste und siebte Klasse eingerichtet, nach Beginn der staatlichen Zuschüsse für Privatschulen in zwei Jahren soll die Marienschule zweizügig laufen. Langfristig ist auch eine Oberschule geplant, die Real- und Hauptschule vereint.

Untergebracht ist die Marienschule in gemieteten Räumen des ehemaligen Espengrund-Gymnasiums in der Domstraße am Espengrund, nur 250 Meter vom S-Bahnhof Griebnitzsee entfernt. Damit ist sie auch für Schüler aus dem Berliner Südwesten gut erreichbar. Das Erzbistum Berlin möchte das Gelände mittelfristig kaufen. Ob dies gelingt, ist aber unklar, da die Stadt Potsdam es EU-weit ausschreiben will.

„Sollte das Erzbistum nicht den Zuschlag erhalten, müssen wir erneut eine geeignete Immobilie suchen“, so Nowak. Das Schulprojekt an sich wäre dadurch aber nicht in Frage gestellt.

In der Geschichte der Schule wäre ein solcher Umzug nichts Neues.

Nach ihrer Gründung, die mit der Wiederzulassung der katholischen Kirchengemeinde in Potsdam 1722 zusammenhing, wechselte die damalige Mädchenschule mehrmals ihren Standort, zuletzt befand sie sich in der Jägerstraße.

Bis die Schule nun wiedererrichtet werden kann, musste der Verein einen langen Atem beweisen. Gegründet wurde er schon vor rund zehn Jahren, erst 2005 wurde das Projekt konkreter. Ende 2007 stimmten die Potsdamer Stadtverordneten mehrheitlich dafür, dass die Kommune Mietverhandlungen mit dem Erzbistum aufnimmt. Im Februar starteten die Aufnahmegespräche mit Eltern und Schülern. Mit Sponsorenläufen und Konzerten warb der Verein in den vergangenen Monaten Spenden für die Ausstattung der Schule ein.

Für das Erzbistum ist es die dritte allgemeinbildende Schule in Brandenburg. Weitere gibt es in Fürstenwalde und Petershagen. Die Nachfrage nach Plätzen ist groß, auch in Potsdam können längst nicht alle Bewerber aufgenommen werden. Wie in den anderen konfessionellen Schulen ist im Unterschied zu den staatlichen Religion ein ordentliches Unterrichtsfach. Zugleich will die Marienschule die Kinder und Jugendlichen befähigen, zu einer eigenen Glaubensentscheidung zu gelangen und Toleranz gegenüber anderen Religionen und Weltanschauungen zu entwickeln. Auch den Eltern werden Glaubensgespräche angeboten; Vorbild dafür ist die katholische Schule in Petershagen, in der es eine starke Nachfrage danach gibt.

Auch sonst setzt die Schule auf engagierte Eltern: Auf dem Gelände am Espengrund sind noch eine Sitzmauer, Bänke und Tische, Weiden-Tipis sowie Hüpfpalisaden, Kleinspielfelder und Torwände in Planung. Zudem sollen die Eltern bei der Anlage eines Schulgarten mithelfen. Ab Freitag darf die Schule als neuer Mieter laut Vertrag das Gelände gestalten. Dann können sie und andere freiwillige Helfer loslegen.

Birgit Wilke

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