zum Hauptinhalt
Einst Grünfläche. Für den neuen Betriebshof des Volksparks haben die Bauarbeiten begonnen – das sichtbare Zeichen für die Verkleinerung der Freizeitanlage.

© A. Klaer

Grünfläche oder Wohnungen für Potsdam?: Immer mehr Widerstand gegen Volkspark-Verkleinerung

Der Volkspark im Bornstedter Feld soll bald für neue Wohnungen verkleinert werden. Doch dagegen regt sich immer mehr Widerstand - auch in der Stadtpolitik.

Potsdam/Bornstedter Feld - Das Schild der kommunalen Bauholding Pro Potsdam neben der neuen Baustelle am Parkplatz der Biosphäre soll positiv klingen: Bis Ende des Jahres entstehe hier ein moderner neuer Betriebshof für den Volkspark. Man entschuldige sich für mögliche Beeinträchtigungen durch den Neubau. „Vielen Dank für Ihr Verständnis“, heißt es auf dem Schild. Doch der neue Betriebshof ist nur nötig, weil an der Stelle des bisherigen Wohnungen gebaut werden sollen – wie auf weiteren Parkflächen. Der Volkspark soll schrumpfen. Das stößt vielen bitter auf. Ein Gegner der Park-Verkleinerung hat sein fehlendes Verständnis auf das Bauschild gekritzelt: „Nicht für Parkzerstörung.“

Auch in der Stadtpolitik zeichnen sich im Jahr der Oberbürgermeisterwahl harte Debatten über die Frage ab, ob der von 400 000 Gästen pro Jahr besuchte Volkspark ab Herbst zugunsten von Wohnblocks verkleinert werden soll. Wie berichtet hat die Fraktion Die Andere im Stadtparlament einen vorläufigen Verkaufsstopp für kommunale Grundstücke im schnell wachsenden Bornstedter Feld beantragt. Stattdessen soll in einem Werkstattverfahren der vergrößerte Bedarf an Grünflächen, Kitas und Sportanlagen in dem Stadtteil ermittelt werden. Unterstützung kommt von den Grünen. „Man muss über das Verhältnis von Wohnnutzung, öffentlicher Funktionen und Volkspark neu nachdenken“, sagt Fraktionsgeschäftsführer Andreas Walter auf PNN-Anfrage. Daher müsse man die Vermarktung für die Wohnungen aussetzen. Auch die AfD hat sich für den Parkerhalt festgelegt. „Zwar wird in Potsdam dringend Wohnraum benötigt – allerdings ist der Norden in den letzten Jahren stark gewachsen und verdichtet worden“, sagte AfD-Fraktionschef und Oberbürgermeisterkandidat Dennis Hohloch. Dem Park sei Vorrang zu geben. Auch der bis 2003 verantwortliche Chef der Pro-Potsdam-Tochter für die Entwicklung des Bornstedter Felds, Volker Härtig, hatte kürzlich im PNN-Interview angemahnt, die Pläne für die Parkverkleinerung noch einmal zu überdenken.

Rettung des Volksparks in Potsdam: Idee kam erstmals 2015 auf

Bereits 2015 hatte die Stadtpolitik im Rahmen des Bürgerhaushalts einen Vorschlag debattiert, den Park in bisheriger Größe zu erhalten – um die Wohnqualität vor Ort zu sichern. Doch schon damals hatte sich die SPD-geführte Stadtspitze quer gestellt und auf die Historie des 2001 eröffneten Areals verwiesen. Die Verkleinerung habe schon damals festgestanden – der Park fiel nur größer aus, weil man für viele Flächen im damals noch nicht derart boomenden Bornstedter Feld keine andere Verwendung hatte und so mehr Grün anbieten konnte. Wenn man jetzt auf die Wohnungen sowie die Grundstücksverkäufe verzichte, müsse man das auch finanzieren. Von 7,6 Millionen Euro war die Rede. Den Argumenten der Verwaltungsspitze folgte damals eine große Mehrheit der Stadtverordneten.

Von diesen Beschlüssen will SPD-Fraktionschef Pete Heuer weiterhin nicht abrücken. „Dem Ansinnen, den Volkspark zu vergrößern, schließt sich die SPD-Fraktion nicht an“, sagte er. Der Verzicht auf Wohnbebauung hätte eine weitere Verknappung von Wohnraum und damit einen Anstieg der Mieten zur Folge. Zudem gehe es auch darum, die gesamte Entwicklungsmaßnahme Bornstedter Feld nach Möglichkeit ohne kommunale Zuschüsse abschließen zu können, so Heuer.

Parkflächen für Wohnraum oder Infrastruktur?

Derart festlegen beim Thema Volkspark will sich die Linke noch nicht. Man sei offen für Diskussionen zum Thema, sagte Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg. CDU/ANW-Fraktionschef Matthias Finken verwies wiederum auf einen weiteren Beschluss der Stadtverordneten, den seine Partei bereits im März initiiert hatte: Demnach soll die Stadt bis November prüfen, ob auf den Parkflächen, die jetzt bebaut werden sollen, nicht auch Infrastruktur vorgehalten werden könne – statt der Wohnungen. Dieses Ergebnis solle man abwarten, meinte Finken zur Forderung nach einem Verkaufsstopp.

Jenseits der politischen Debatte schafft die Pro Potsdam als Parkbetreiber allerdings schon Fakten – mit dem besagten Umzug des Betriebshofs. Grundlage dafür sei der gültige Bebauungsplan, erklärte ein Unternehmenssprecher auf Anfrage. Für die Freizeitangebote auf den wegfallenden Parkflächen würden Ersatzstandorte geschaffen. Einzig für die Beachvolleyballanlage sei die Prüfung noch nicht abgeschlossen. Hier solle aber noch vor der Sommerpause ein Vorschlag unterbreitet werden.

Die Ausschreibung für den Verkauf der Parkflächen werde im zweiten Halbjahr beginnen. Es gehe um vier Hektar – von insgesamt mehr als 60 Hektar Grün. Zugleich würden die Kapazitäten der Grünflächen, die im Bornstedter Feld dank des Volksparks bestehen, den errechneten Bedarf um mehr als das Vierfache übersteigen. Anders sei das beim Wohnraum. Auf den Parkflächen könnten demnach 400 Wohnungen entstehen, die Hälfte davon für einkommensschwache Haushalte. Schon jetzt lägen bei der Pro Potsdam etwa 2000 Mietgesuche vor, von denen man pro Woche nur zehn befriedigen könne, so der Sprecher.

Zur Startseite