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Landeshauptstadt: Groth ist Favorit für nördliche Speicherstadt

Berliner Investor will ab August 270 Wohnungen im mittleren Teil des Areals bauen und macht ein Angebot im Uferweg-Streit

Von Peer Straube

Templiner Vorstadt - Der Berliner Investor Klaus Groth steht offenbar kurz davor, auch die restlichen Flächen der nördlichen Speicherstadt von der Pro Potsdam zu kaufen. „Es sieht gut aus“, sagte Pro-Potsdam-Chef Horst Müller-Zinsius am Donnerstag den PNN. Die Ausschreibung sei allerdings noch nicht abgeschlossen. Die Zahl der Bewerber nannte er nicht. Müller-Zinsius erklärte, er rechne damit, dass der Kaufvertrag im September unterschriftsreif sei.

Bekäme er den Zuschlag, wäre Groth bis auf die historischen Speicher, die die Prinz von Preußen Grundbesitz AG saniert und verkauft hat, Herr über zwei Drittel der Speicherstadt. Die zum Verkauf stehende Fläche, die im Norden bis zur Langen Brücke reicht, umfasst rund sieben Hektar. „Dass wir das gern entwickeln würden, ist kein Geheimnis“, sagte Groth gestern. Es gibt dort Baupotenzial für noch einmal fast 300 Wohnungen, zudem sieht der Masterplan von Christoph Kohl ein Hotel und ein Kongresszentrum vor. Diese gewerblichen Nutzungen sollen im nördlichsten Teil des Grundstücks an der Langen Brücke entstehen.

Gestern stellte Groth seine Pläne für die einen Hektar große mittlere Speicherstadt vor, die er bereits erworben hat. Wie berichtet sollen für 80 Millionen Euro 270 Wohnungen entstehen, die sich auf Neubauten und die historischen Mühlenspeicher verteilen. Es gibt derer vier, von denen nach Angaben der Architekten nur einer wirklich saniert werden kann. Von den restlichen wird einer komplett abgerissen und durch einen zum Wasser hin ausgerichteten Neubau ersetzt, die zwei anderen werden aus statischen Gründen mehr oder weniger abgetragen und neu aufgemauert. Hinzu kommen acht Baukörper als Neubauten zwischen Leipziger Straße und Havelufer.

Wer in exponierter Wasserlage wohnen möchte, muss allerdings einen gut dotierten Job haben. Für eine Eigentumswohnung werden zwischen 2800 und 4200 Euro pro Quadratmeter fällig, bei Mietwohnungen sind es 11,50 bis zwölf Euro netto kalt. Groth will nach eigenen Angaben je zur Hälfte Eigentums- und Mietwohnungen bauen. Fast 50 Prozent der Wohnungen sollen zwei bis zweieinhalb Zimmer haben und maximal 70 Quadratmeter groß sein. Diese seien bei „gut situierten Singles besonders stark nachgefragt“, sagte Groth. Die restlichen 140 Wohnungen bewegen sich in Größenordnungen zwischen 70 und 200 Quadratmetern. Am 16. August soll Baustart sein, im April 2013 werde man die ersten Häuser bezugsfertig haben, im Herbst desselben Jahres soll alles fertig sein.

Bewegung gibt es im Streit um den Verlauf des Uferwegs. Laut Masterplan soll der Uferweg von Norden aus durch die Mitte der Speicherstadt geführt werden anstatt direkt am Ufer entlang, nicht zuletzt, weil manche der historischen Speicher und einige der Neubauten bis zur Wasserkante gehen. Aus der Stadtpolitik gibt es Widerstand, auch weil man im Streit um den Griebnitzsee-Uferweg einen Präzedenzfall befürchtet, sollte die Stadt bei ehemals eigenen Grundstücken in dieser Frage nachgiebiger sein. Groth bot der Stadt gestern einen Uferweg auf Wasserseite an. Die Kosten für eine Aufschüttung eines drei Meter breiten Wegs entlang der Wohnhäuser müsse die Stadt aber selbst tragen. Die Neubauten ein Stück nach hinten zu versetzen, komme nicht infrage. Dies verursache Mehrkosten von „drei bis acht Millionen Euro“, die ihm niemand bezahlen werde, so Groth. Ein ausgestelltes Modell des Quartiers zeigt allerdings eine andere Realität. Demnach sollen den Bewohnern der Häuser am Wasser „schwimmende Vorgärten“ gebaut werden, die sich auch als Bootsanlegeplätze eignen.

Groth erklärte, er sei vom mittigen Verlauf des Uferwegs überzeugt. Unterstützung erhielt er von Baudezernent Matthias Klipp (Bündnisgrüne). Auch vom Mittelweg aus könne man fast überall ans Ufer gehen, sagte er. Die Strecke durch die Speicherstadt ist Bestandteil eines neuen Uferwegs von den Nuthewiesen am Hauptbahnhof bis zur Vorderkappe vor Hermannswerder. Den größten Teil der Kosten von knapp zwei Millionen Euro bekomme man von der EU gefördert. Auch Parallelen zum Griebnitzsee sieht Klipp nicht. In der Speicherstadt handele es sich nicht um einen ehemaligen Kolonnenweg der DDR-Grenzer – es habe gar keinen Uferweg gegeben.

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