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Großes Picknick in Potsdam: Schmausen im Park Sanssouci

Am Wochenende zog es 600 Gäste, darunter Schauspieler Daniel Brühl, zu einem königlichen Picknick am Orangerieschloss. Das Mahl war Teil einer europaweiten Aktion

Potsdam - Die mit Blumen gedeckte, lange weiße Tafel im Park Sanssouci steht voll mit süßen und herzhaften Speisen aus ganz Europa. Hackbällchen mit Korinthen und Pinienkernen, saftige Schoko-Nuss-Törtchen, feine Pastetchen im Teigmantel oder Nudelsalat. Von Hand zu Hand werden die mitgebrachten gekochten, gebackenen und gebratenen Köstlichkeiten an die Nachbarn rumgereicht, die sich angeregt auf Deutsch, Französisch, Englisch, Spanisch oder auch Griechisch unterhalten.

Unterhalb der Terrassen des Orangerieschlosses konnten am Samstag zahlreiche Gäste ein Picknick der besonderen Art genießen. Die Schlösserstiftung hatte vor historischer Kulisse im Park Sanssouci zum gemeinsamen königlichen Tafeln eingeladen. Dem regnerischen Wetter zum Trotz waren rund 600 Besucher dem Aufruf gefolgt und nahmen mit ihren mitgebrachtem Speisen und Getränken an der 270 Meter langen Tafel Platz. Als musikalische Untermalung spielten die beiden Ensembles „Les Musiciens de Saint-Julien“ und das „Trio Macchiato“ barocke Melodien, traditionelle europäische Tänze von Irland bis Osteuropa und Musik aus dem Mittelmeerraum.

Gemeinsames Speisen als europäische Tradition

Das royal anmutende Picknick war Teil der Musikfestspiele und des europäischen Kulturerbejahres. Das Jahr unter dem Motto „Sharing Heritage“ soll das gemeinsame kulturelle Erbe Europas in den Blick nehmen und erlebbar machen. Die Schlösser-Stiftung stellt dafür in vielen Veranstaltungen und Ausstellungen gemeinsam mit der Association des Résidences Royales (ARRE) und dem Verein Schlösser und Gärten Deutschland unter dem Titel „Zu Tisch!“ die Esskultur und die kulinarischen Traditionen an den europäischen Höfen in den Mittelpunkt.

„Wir haben uns gedacht, etwas zu nehmen, was an allen Höfen und in ganz Europa Tradition hat“, erklärte Hartmut Dorgerloh, bis Ende Mai der langjährige Chef der Schlösserstiftung, das Themenjahr bei der Eröffnung des Picknicks. „Heute wird an vielen Stellen getafelt und daran erinnert, dass das gemeinsame Speisen und Trinken eine europäische Tradition ist.“ Neben der Tafel im Park Sanssouci wurde zeitgleich an zahlreichen anderen historischen Orten in Deutschland und Europa zu Tisch gebeten. Etwa im Park von Schloss Friedenstein im thüringischen Gotha oder im Schloss Schönbrunn in Österreich, wie die Projektleiterin des Themenjahres Tina Jakob-Schlossarczyk vom Schlösserverein erzählt.

„Wann kann man schon Mal mitten im Weltkulturerbe picknicken?"

Die meisten Gäste sind gut vorbereitet. Von allen Seiten bekommt man großzügig Speisen zum Probieren und Gläser zum Anstoßen gereicht. Wie von den beiden Berliner Schwestern Julia und Laura Fischer, die mit Freundinnen aus Frankreich und Spanien zum Picknick gekommen sind. Auch sie haben einige Spezialitäten dabei. Wie etwa einen „Cake du Soleil“. Ein herzhafter Kastenkuchen aus Frankreich, den die Pariserin Marianne Brandy, die in Berlin studiert, noch vorher gebacken hat. Auch eine spanische Tortilla und mit Hack gefüllte Empanadas stehen auf dem Tisch. „Unser Papa hat uns das vorgeschlagen“, erzählt die 22-jährige Julia. Sie findet das Picknick toll. „Sowas hat man schließlich nicht jeden Tag.“

Gut versorgt haben sich auch Anja und Thomas Mertens aus Berlin. „Wann kann man schon Mal mitten im Weltkulturerbe picknicken?“, meint die 42-jährige Anja. Sie hat einen einfachen Kartoffelsalat gemacht. „Aber ohne Majo.“ Dazu gibt es Bouletten und als Nachtisch Mini-Muffins. Dass es immer wieder regnet, stört die beiden kaum. „Wir haben uns natürlich vorbereitet“, sagt Anja und zeigt auf Regenschirme und wetterfeste Jacken. Für sie hat das gemeinsame Essen etwas Verbindendes. „Mit Freunden und Bekannten bei gutem Essen und idealerweise schönem Wetter draußen sitzen und den Abend genießen. Das mag doch eigentlich jeder.“ Sie würde sich solche Veranstaltungen in den Parkanlagen in Berlin und Brandenburg öfter wünschen. „Sonst darf man ja nie den kostbaren Rasen betreten“, sagt sie lachend.

Daniel Brühl als Botschafter des Kulturerbejahres

Auch einer der Botschafter des diesjährigen Kulturerbejahres, der Schauspieler Daniel Brühl („Good bye, Lenin!“, „7 Tage in Entebbe“), schmauste gemeinsam mit den Gästen rund um die Grünfläche zu Füßen der sogenannten Jubiläumsterrassen. Er sei ein wenig überrascht gewesen, als man ihn fragte, ob er Botschafter des Kulturerbejahres sein wolle, erzählt Brühl. Er habe aber nicht lange gezögert. „Ich fühle mich mit Europa sehr verbunden, auch weil ich selbst sehr europäisch aufgewachsen bin.“ Der in Barcelona geborene Brühl, Sohn eines Deutschen und einer Spanierin, arbeitet bei internationalen Produktionen auf dem europäischen und amerikanischen Kontinent mit. „Gerade in Zeiten wie diesen ist es wichtig, die Kommunikation untereinander zu fördern“, sagt Brühl mit Blick auf den aufstrebenden Populismus in Europa und der Welt. Von der Idee eines gemeinsamen Picknicks in Sanssouci sei er sofort begeistert gewesen. „Was verbindet mehr, als bei Speis und Trank zusammen zu sein und eine gute Zeit zu haben. Es gibt eine ganz große und fantastische gemeinsame europäische Esskultur.“

Sarah Stoffers

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