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Betreut. 4500 Kinder besuchen Potsdams Krippen, 7500 die Kindergärten. 

© Andreas Klaer

Großer Mangel bei Kinderbetreuung in Potsdam: Wenn Plätze und Personal knapp sind

Das neue Kitajahr hat begonnen - und 33 Kinder in Potsdam haben noch keine Betreuung, 68 Erzieherstellen sind unbesetzt.

Potsdam - Für viele Familien ist es Zeit für Wechsel und Veränderungen: Das neue Kitajahr hat begonnen. Wie ist die aktuelle Betreuungslage in Potsdam und wo wird noch gebaut? Die PNN bieten einen Überblick.

Wie viele Betreuungplätze gibt es?

Insgesamt 21.500 Betreuungsplätze gibt es in Potsdam. Das sind etwa 1000 Plätze mehr als noch vor einem Jahr. Etwa 4500 Plätze entfallen nach Angaben der Verwaltung auf den Krippenbereich für Null- bis Dreijährige, 7500 sind es im Kindergarten für Drei- bis Sechsjährige. Dazu kommen etwa 300 Plätze bei Tagesmüttern oder -vätern. Mehr als 9000 Kinder werden im Hort betreut.

Ist das genug?

Zwar steigt die Zahl der Kita- und Kindergartenplätze in Potsdam seit Jahren stetig – jedes Jahr werden neue Einrichtungen eröffnet oder bestehende erweitert. Doch wie jedes Jahr zum Start des neuen Kitajahres ist es knapp. 33 Kinder sind noch nicht versorgt, etwa zur Hälfte im Krippen- und im Kindergartenalter. 

Damit liegt die Zahl der Familien, die noch auf der Suche nach einer Betreuung für ihre Kinder sind, etwas höher als im Vorjahr. „Der Fachbereich Bildung, Jugend und Sport arbeitet hier intensiv an Lösungen für die Eltern“, teilte Stadtsprecherin Christine Homann auf Anfrage mit.

Wohin können sich Eltern wenden?

Die Stadt empfiehlt den Kita-Tipp als wichtigsten Ansprechpartner bei der Suche. „In jedem vorliegenden Fall wird an einer individuellen Lösung gearbeitet“, so Homann. Sie zeigt sich optimistisch, dass die 33 Kinder versorgt werden können. Der Kita-Tipp habe den Eltern auf der Suche bereits Lösungsvorschläge unterbreitet. 

„Aktuell sind auch noch freie Plätze vorhanden und erfahrungsgemäß werden darüber hinaus weitere Plätze auch kurzfristig noch frei“, sagte sie. Das liege daran, dass manche Familien Zusagen von mehreren Einrichtungen hätten, aber nur einen Platz antreten.

Und wenn kein Platz gefunden wird?

In Deutschland besteht Anspruch auf einen Betreuungsplatz. Andernfalls können Eltern Verdienstausfall anmelden, wenn sie aufgrund der Betreuung nicht arbeiten können. In Potsdam spielt das aber aktuell offenbar keine Rolle: Nur ein einziger Antrag auf Verdienstausfall wurde bislang seit Jahresbeginn gestellt. Dieser wurde aber abgelehnt, da dem Kind ein Platz angeboten werden konnte. „Wir gehen davon aus, dass die vorhandene Nachfrage größtenteils gedeckt werden kann, allerdings nicht immer in der Wunscheinrichtung“, so Homann. Manche Familien werden also wohl längere Wege auf sich nehmen müssen.

Kommen noch Plätze dazu?

Die städtische Pro Potsdam baut derzeit an einer neuen Kita im Bornstedter Feld. Die Einrichtung „Bunte Knöppe“ in der Hermann-Mattern-Promenade soll nach Angaben der Stadtsprecherin Anfang 2023 eröffnet werden – etwa ein halbes Jahr später als geplant. Die Betreuungseinrichtung bietet 45 Krippen- und 55 Kindergartenplätze. 

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Träger der Kita ist die Kinderwelt, auf deren Homepage die Anmeldung bereits möglich ist. Es handelt sich um eine Kita mit Inklusionsschwerpunkt. Laut Internetauftritt des Trägers steht ein Therapieraum im Haus auch stundenweise für logopädische und ergotherapeutische Beratungen für Familien aus dem Viertel zur Verfügung.

Wie ist die Personallage?

Fachkräftemangel ist auch in den Kitas das Problem der Stunde. 68 offene Arbeitsstellen für Erzieher hat die Agentur für Arbeit in Potsdam aktuell registriert. Das sind fast doppelt so viele wie vor einem Jahr, auch vor zwei Jahren waren es weniger. „Die Lage hat sich weiter verschärft“, sagt Agentursprecherin Janina Wibbing, denn es werde mehr Personal benötigt. Das liege an drei Faktoren. 

Zwei davon haben die Bedingungen für Kinder und Erzieher verbessert: Der veränderte Betreuungsschlüssel und der neuen Tarifvertrag der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), der zusätzliche Erholungstage schafft. Als drittes nennt Wibbing den steigenden Bedarf: „Durch anhaltende Flucht und Vertreibung werden in Potsdam zudem mehr Betreuungsplätze benötigt.“

Wie viele Kandidaten gibt es?

Zwar stehen dem rein rechnerisch ausreichend potenzielle Kandidaten gegenüber: 84 Personen aus dem Bereich Kinderbetreuung und -erziehung sind nach Angaben der Arbeitsagentur arbeitslos gemeldet. Das liegt daran, dass all jene, die im Juli ihre Ausbildung beenden, zumindest für einen kurzen Zeitraum arbeitslos gemeldet sind, bis sie in eine neue Beschäftigung starten. 

Auch wenn die Zahl der Kandidaten die Zahl der Stellen etwas übersteigt, heißt das noch lange nicht, dass alle Arbeitsplätze besetzt werden können. Denn, so erläutert Wibbing, die Erzieher können neben Kitas und Horten auch in Jugendclubs oder Wohnheimen arbeiten. Die offenen Stellen konzentrieren sich aber vor allem auf den Bereich Kita. 

Zudem sei die Attraktivität der Stellen unterschiedlich, manche Angebote sind befristet und die Wochenstundenzahl variiert. „Die Tätigkeit wird sehr unterschiedlich von den Unternehmen vergütet. Die Spanne ist hier sehr groß“, so Wibbing. Das bedeutet: Die Nachfrage nach qualifizierten Erziehern ist so groß, dass sich diese ihren Job und ihren Arbeitgeber aussuchen können.

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