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Fast ein Richtfest. Der Rohbau (o.) ist schon weit. Unten ein Ausschnitt aus der Visualisierung.

© Klaer/ AGT Bauplanung

Golm: Grundstein für erste Awo-Schule gelegt

Ab kommenden Herbst können die ersten Schüler in dem neuen Gebäude in Golm unterrichtet werden.

Von Katharina Wiechers

Golm - Gleich in zweifacher Hinsicht ist dieser Bau, der da im Potsdamer Ortsteil Golm entsteht, ein Novum: Zum einen handelt es sich um die erste Grundschule überhaupt, die in Golm gebaut wird. Und zum anderen ist es die erste Grundschule in Potsdam, die von der Potsdamer Arbeiterwohlfahrt (Awo) betrieben wird. Am gestrigen Dienstag wurde in der Straße An der Feldmark offiziell der Grundstein gelegt – obwohl schon einiges zu sehen ist von der neuen Schule.

So stehen bereits die Wände der ersten Etage von dem langgezogenen Bau, zwei sollen es einmal werden. Auch die Rundung der künftigen Aula ist bereits zu erkennen, im hinteren Bereich soll die Turnhalle entstehen. Zunächst eine Klasse pro Jahrgang soll hier unterrichtet werden, Platz ist aber für zwei. „Wir starten erstmal einzügig“, erklärte die Potsdamer Awo-Chefin Angela Basekow. „Wenn der Bedarf da ist, können wir beim Land die Zweizügigkeit beantragen.“

Offiziell gegründet wurde die Schule schon, zum Schuljahr 2015/16 hat sie den Betrieb aufgenommen. Derzeit finden die beiden Lehrerinnen sowie die 15 Kinder, die gemeinsam in der ersten und zweiten Jahrgangsstufe unterrichtet werden, noch Asyl in der Awo-Kita Turmspatzen in der Golmer Kaiser-Friedrich-Straße. Auch sie waren am Dienstag zur Grundsteinlegung gekommen, sangen den Gästen etwas vor und durften dabei helfen, die Kartusche mit Zeitungen, Kleingeld und Bauplänen zu füllen, wie es bei Grundsteinlegungen üblich ist. Läuft alles weiter nach Plan, können sie nach den Sommerferien 2017 in ihr neues Schulgebäude einziehen. Auch einen Hort wird es dann geben, mit 130 Plätzen. 7,2 Millionen Euro plant die Awo für den Bau auf dem Grundstück, das sie eigens dafür erworben hat. Es ist 5800 Quadratmeter groß und hat die Adresse In der Feldmark 28 – damit liegt es zwischen den Wohngebieten In der Feldmark und Am Herzberg.

Inhaltlicher Schwerpunkt der Grundschule ist die Theaterpädagogik. Mit diesem Ansatz sollen nicht nur Lerninhalte vermittelt werden, sondern auch die sozial-emotionale Entwicklung besonders unterstützt werden, wie es in der Selbstbeschreibung der Schule heißt. Außerdem besteht der Anspruch, die Kinder in kleinen Gruppen jahrgangs- und fächerübergreifend zu unterrichten – um die besonderen Kompetenzen eines jeden Kindes zu erkennen und zu fördern.

Finanziert wird die Schule durch das Land und die Elternbeiträge. Letztere sollen bei maximal 50 Euro liegen, wie Basekow am Dienstag noch einmal wiederholte. Einkommensabhängig kann das Schulgeld aber bis auf null Euro abgestuft werden. Die rot-rote Landesregierung hat die Zuschüsse für die freien Schulen in Brandenburg vor einigen Jahren deutlich reduziert – vor allem Grundschulen bekommen laut der Arbeitsgemeinschaft Freier Schulen nur noch 60 bis 65 Prozent der Kosten erstattet. Dazu sagte Basekow: „Unser Finanzierungskonzept steht. Es nicht üppig, aber es reicht.“

Eine weitere Besonderheit der Grundschule wird sein, dass sie als eine der wenigen in Potsdam das Konzept der Verlässlichen Halbtagsgrundschule umsetzen wird. Das bedeutet, dass die Kinder von 7.30 bis 13.30 Uhr definitiv in der Schule betreut werden, auch wenn der reguläre Unterricht kürzer ist. Die Betreuung teilen sich Lehrer und Horterzieher – was natürlich unkomplizierter wird, sobald Schule und Hort wie hier vom selben Träger betrieben werden. Insgesamt gibt es in Potsdam derzeit neun Verlässliche Halbtagsgrundschulen.

Angeregt hat den Bau der Schule nach eigenen Worten der Golmer Ortsvorsteher Marcus Krause (SPD). Im Schulentwicklungsplan der Stadt sei der Standort gar nicht vorgesehen, sagte er am Dienstag den PNN. Deshalb habe er die Suche nach einem freien Träger angestoßen. Dass es sich um keine staatliche Schule handelt, stört ihn nicht. „Das Schulgeld von maximal 50 Euro ist aus meiner Sicht im erträglichen Rahmen, zumal es die Möglichkeit der Freistellung gibt“, sagte er. Dass die Awo den Neubau übernommen habe, sei ein Glücksfall für den wachsenden Ortsteil. Bislang gebe es in unmittelbarer Nähe nur die Grundschule in Eiche, wo bereits lange Wartelisten existierten. Krause kann sich vorstellen, dass die Schule mit ihrem besonderen Konzept auch Strahlkraft über Golm hinaus hat. Dafür spreche auch die gute Anbindung sowohl mit dem Auto als auch mit dem Bus: die Haltestelle Zum Großen Herzberg ist quasi vor der Tür. Möglicherweise entstehe in unmittelbarer Nähe auch bald eine neue Kita, so Krause. Spruchreif seien die Pläne aber noch nicht.

Benannt wurde die bald nicht mehr heimatlose Grundschule übrigens nach Marie Juchacz. Die Sozialreformerin aus Landsberg an der Warthe hat einst die Awo gegründet – vor 97 Jahren.

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