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Neuer Glanz. Dezernentin N. Aubel mit Instrumentenbauer M. Gasch.

© M. Müller

Glatte Töne ohne Beulen: Instrumentenbauer Gasch lud in seine Werkstatt ein

Es kratzt und rattert, knackt und hämmert. Aus dem Inneren des Waldhorns sind nicht die gewohnt voluminösen, tragenden Klänge zu hören.

Von Birte Förster

Es kratzt und rattert, knackt und hämmert. Aus dem Inneren des Waldhorns sind nicht die gewohnt voluminösen, tragenden Klänge zu hören. Vielmehr breiten sich Töne aus, die nicht unbedingt eine Wohltat für die Ohren sind. Darum geht es Michael Gasch vorerst aber auch nicht. Der Instrumentenbauer versucht mit verschiedenen Werkzeugen, wie kleinen Hämmern und Metallhaken, das Blasinstrument von Beulen und Verbiegungen zu befreien, die mit der Zeit, durch Stürze und regelmäßigen Gebrauch, entstanden sind. Am Donnerstag erhielt er in seiner Werkstatt in der Potsdamer Musikschule „Johann Sebastian Bach“ Besuch von Kulturdezernentin Noosha Aubel (parteilos) und gewährte einen Einblick in seine Arbeit. Seit 35 Jahren arbeitet Gasch inzwischen in der Werkstatt der Musikschule.

Jedes Jahr ist für ihn während der Sommerferien die arbeitsintensivste Zeit, da die Instrumente für das kommende Schuljahr in Form gebracht werden müssen. Instrumente werden abgegeben und neu verliehen. „Ich muss ein Tauschkarussell am Laufen halten“, sagt Gasch. Er ist auch derjenige, der für jedes Kind ein Instrument in passender Größe aussucht. Viele kämen mehrmals wieder. „Das Kind wächst mit dem Instrument“, erklärt der 54-Jährige. Denn immer früher würden Kinder inzwischen ein Instrument erlernen und mit höherem Alter ein größeres Exemplar benötigen. Möglichst jeder Schüler solle versorgt werden, sagt Gasch. Unter den Instrumenten sind Geigen, Cellos, Trompeten, Flöten, Akkordeons oder Fagotte. Etwa 1800 Musikinstrumente seien im Verleih der Schule. Die Vergabe der Instrumente sei auch ein riesiger organisatorischer Aufwand, sagt der Instrumentenbauer, der als Kind selbst mehrere Jahre Schüler der Musikschule war und dort das Waldhorn erlernte. Derzeit zählt die Musikschule etwa 3100 Schüler. Die Angebote beinhalten Instrumental- und Gesangsunterricht sowie musikalische Früherziehung.

Dass die Instrumente nicht unbeschadet davonkommen, wenn sie durch so viele Hände gehen, ist nicht überraschend. Vor allem, wenn kleine Kinder diese bekommen. „In einem bestimmten Alter erkennen Kinder ein Instrument noch nicht als solches, sondern sehen es als Spielzeug“, erklärt Gasch. Entsprechend gefragt ist der Instrumentenbauer. Anders als früher versuche man heute dennoch, den Jüngsten die besten Instrumente zu überlassen. Damit wolle man dafür sorgen, dass die Motivation und Freude an dem Instrument erhalten bleibe, sagt Gasch. Das gilt auch für die Optik. Tendenziell suchen die Schüler die schöneren Instrumente aus, weiß Gasch aus Erfahrung. Auch dafür, dass sie optisch ansprechend bleiben, versucht er mit entsprechender Politur zu sorgen. Auch wenn ein paar kleinere Beulen und Kratzer nicht unbedingt den Klang beeinträchtigen. Aber Gasch ist bewusst, welche Rolle das spielt: „Das Auge isst mit“, sagt er.birf

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