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Bis 2030 braucht Potsdam laut Prognosen der Stadt 225.600 Quadratmeter neue Büros. 

© Ottmar Winter PNN

Gewerbeprognose für Potsdam: 14.500 Beschäftigte mehr bis 2030

Bis zum Ende des Jahrzehnts braucht Potsdam 225.600 Quadratmeter zusätzliche Büroflächen, so die Berechnung der Verwaltung. Dafür sollen nun Flächen reserviert werden. 

Potsdam - Trotz Corona-Pandemie ist die Nachfrage nach Gewerbeflächen in Potsdam ungebrochen. "Wir konnten beim Ansiedlungsinteresse keinen nennenswerten Einbruch feststellen", sagte der Chef der städtischen Wirtschaftsförderung, Stefan Frerichs, am Freitag vor der Presse. Während der ersten Infektionswelle vor einem Jahr habe es "eine kurze Delle der Anfragen" gegeben, weil die Unternehmen zunächst verunsichert gewesen seien. Aber bereits nach drei bis vier Monaten habe sich die Nachfrage erholt

Wie sich die Pandemie langfristig auf den Bedarf an Büros auswirken wird, ist noch schwer abzuschätzen. Man gehe jedoch nicht davon aus, dass das Homeoffice das Büro ersetzen werde. Auch Potsdams Wirtschaftsbeigeordneter Bernd Rubelt (parteilos) betonte, trotz der enormen Beeinträchtigungen durch die Coronakrise in Tourismus, Handel und Gastronomie sei die Flächennachfrage "auf Kurs" geblieben. 

Freie Flächen reservieren

Diesen Kurs will die Verwaltung weiter verfolgen. Dazu soll das Stadtentwicklungskonzept Gewerbe fortgeschrieben werden. Das Konzept erstreckt sich auf einen Zeitraum von zehn Jahren, von 2020 bis 2030. Ziel des Papiers ist es, noch freie Flächen im Stadtgebiet als Gewerbeflächen zu reservieren. So soll die positive wirtschaftliche Entwicklung Potsdams auch in der Zukunft sichergestellt werden, so Rubelt. "Wir wollen die große Dynamik unterstützen." 

Denn, so rechnet Oliver Wollmann vom Bereich Gewerbeflächenentwicklung vor, bis 2030 werde es in Potsdam rund 14.500 Beschäftigte mehr geben, als jetzt. Rund 9000 von ihnen werden im Büro arbeiten, so die Prognose. Daraus ergebe sich ein Bedarf an 225.600 Quadratmetern neu zu bauende Büros. Zum Vergleich: Der vor einigen Monaten fertig gestellte viergeschossige Work Hub I im Think Campus am Jungfernsee hat 8300 Quadratmeter Fläche. Es bräuchte also 27 solcher Bürogebäude, um den errechneten Bedarf zu decken. Der Flächenbedarf für die zusätzlichen Gewerbe liege bei etwa 51 Hektar, so Wollmann. Grundlage der Berechnungen ist auch eine Untersuchung des Deutschen Instituts für Urbanistik (DIfU), beauftragt von der Wirtschaftsförderung. 

Leuchttürme aus Medien und Wissenschaft

Besonders nachgefragt ist der Bereich höherwertiger Gewerbegebiete oder Gewerbeparks. Flächen für den Medien- und Wissenschaftsbereich machen dagegen nur einen kleinen Teil des Bedarfs aus. "Die überregional bekannten Firmen aus diesem Bereich sind Leuchttürme für unsere Wirtschaft, aber das Gros der Beschäftigten arbeitet in einem breit aufgestellten Panel von kleinen und mittelständischen Unternehmen", so Wollmann.  

Den Stadtverordneten soll in der Sitzung am Mittwoch (5.5.) eine Vorlage unterbreitet werden. Das Ziel der Verwaltung: Sich durch einen Beschluss den Auftrag einzuholen, diese zusätzlich nötigen Gewerbeflächen bis Jahresende ausfindig zu machen, konkret zu benennen und zu sichern. Das bedeutet, dass für spezifische Flächen festgeschrieben wird, dass sich dort ausschließlich Gewerbe ansiedeln darf. Eine Umnutzung ist dann nur schwer möglich - in den vergangenen Jahren wurde eine Umwidmung etwa auf der Fläche des heutigen Schwimmbads blu am Brauhausberg durchgeführt.

Sogwirkung der Ansiedelung

Die Methode der Gewerbeflächensicherung habe sich bewährt, so Frerichs. Nicht nur habe sich die Prognose aus dem Vorgängerkonzept von 2010 bis 2020 bewahrheitet oder sei sogar übertroffen worden. Sondern es habe auch eine "Sogwirkung" entwickelt, wie Wollmann es bezeichnet. So seien etwa mit dem Neubau eines Bürohauses in der Babelsberger Straße mit Firmen aus dem Gesundheits- und Tourismusbereich oder dem neuen Kostümfundus in Babelsberg zwei Gewerbekomplexe auf Flächen entstanden, die nicht dafür reserviert waren. 

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Rubelt betonte, es sei auch wichtig, diese Flächen vorzuhalten, um interessierten Investoren etwas anbieten zu können. "Wenn ein Unternehmen bei uns anklopft und Gewerbeflächen sucht, will es in der Regel schnell investieren", so Rubelt. Doch auch wenn die Grundstücke vorhanden sind, dauere es je nach konkretem Fall zwischen zwei und fünf Jahren, bis dort ein Büro bezogen werden kann. 

Potential für weitere Flächen in der Zukunft sieht die Wirtschaftsförderung unter anderem im Bereich des Wissenschaftsparks Golm, in der Medienstadt Babelsberg, im Campus Jungfernsee und im Krampnitz. Wichtig sei diese Sicherung aus Sicht der Wirtschaftsförderung in Anbetracht der ständigen Flächenkonkurrenz, so Frerichs. Potsdam braucht nicht nur Gewerbe, sondern auch Wohnungen, Schulen, Sportflächen - ein in Potsdam nur allzu bekannter Abwägungsprozess. 

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