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Der Wissenschaftspark in Golm soll auf diesem zehn Hektar großen Gebiet erweitert werden. Es liegt im Norden des Parks, hinter einem Supermarkt.

© A. Klaer

Gewerbe in Potsdam: Mehr Platz für die Wirtschaft

Bei den Gewerbeflächen in Potsdam hinkt das Angebot der Nachfrage weiter hinterher. Das soll sich nun ändern - unter anderem wird der Wissenschaftspark Golm erweitert.

Von Matthias Matern

Auch als Wirtschaftsstandort ist Potsdam äußerst gefragt, doch leer stehende Büros und Gewerberäume in der Stadt sind Mangelware. Seit Jahren gibt es immer wieder Berichte über fehlende Gewerberäume. Das Thema spiele jedoch nur eine untergeordnete Rolle in der Stadtverwaltung, kritisierte vor Kurzem der Vorsitzende des Wirtschaftsrates, Götz Friederich, und schlug einen eigenen Wirtschaftsbeigeordneten vor. Und IHK-Chefin Beate Fernengel forderte zuletzt zudem einen Masterplan, um das wirtschaftliche Potenzial besser auszuschöpfen.

Immerhin: Der Geschäftsführer der Bürgschaftsbank Brandenburg, Milos Stefanovic, bescheinigte der Stadtverwaltung am Dienstag, „sich redlich zu mühen, die Flächen auszuweiten“. Um zugleich einzuschränken, dass sie dafür nicht das nötige Budget bereitstelle. Mit der Folge, dass sich Gründerfirmen eben Standorte im Umland suchten und die Gewerbesteuer dort gezahlt werde. In einem PNN-Interview kündigte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) nun an, in Sachen Wirtschaft die Zügel in die Hand zu nehmen und beim Angebot an Gewerbeflächen für junge Firmen nachzulegen. Ein Überblick über den aktuellen Stand der Planungen.

Wissenschaftspark Golm soll erweitert werden

Potsdam will hier stärker in die Entwicklung des boomenden Wissenschaftsstandortes im Ortsteil Golm einsteigen. So soll dort ein „Go:In II“ als Erweiterung des bestehenden Gründerzentrums für rund zehn Millionen Euro entstehen. Dabei geht es nach Angaben von Stadtsprecher Markus Klier um ein Gebiet von drei bis vier Hektar rund um das bereits bestehende „Go:In“. Anders als dort sollen die Mietverträge aber nicht zeitlich befristet sein, sagte Stefan Frerichs, Chef der Potsdamer Wirtschaftsförderung, den PNN. 2014 hatte es in Golm zu wenig Räume für die Firmen gegeben, zudem drohte den Start-ups wegen der auf acht Jahre befristeten Mietverträge die Kündigung. Einige wenige hatten deshalb bereits erwogen, andere Standorte außerhalb Potsdams zu finden und wegzuziehen.

Zudem soll auf rund zehn Hektar Ackerfläche im Norden des Wissenschaftsparks weiteres Gewerbe angesiedelt werden. Ziel sei es, hier vor allem produzierende Betriebe aus der Gesundheitswirtschaft in Potsdam zu halten, sagte Frerichs. Die Entwicklung des Gebietes werde derzeit in Form einer „roadmap“ festgelegt, an der auch das Land beteiligt sei, sagte Klier den PNN. Die Flächen gehören laut Frerichs zum Teil mehreren privaten Eigentümern und müssten voraussichtlich von der Stadt erworben werden. Dazu laufen bereits Gespräche mit den Eigentümern.

Bis es dazu kommt, wird aber noch einige Zeit ins Land gehen. So sei das nächste Berichtstreffen mit den Spitzen der beteiligten Ministerien und der Landeshauptstadt erst für April geplant. Dort würden dann weitere Entscheidungen zur Standortentwicklung in Golm getroffen, so Klier. Die Gespräche liefen sehr gut, lobte Frerichs.

Derzeit sind neben der Universität Potsdam mehrere Fraunhofer- und Max-Planck-Institute in Golm in der Forschung aktiv. Rund 2500 Angestellte sind dort beschäftigt – allerdings fehlen Flächen für die wirtschaftliche Verwertung der Forschungsergebnisse, was sich durch die Produktionsstätten im Norden des Wissenschaftsparks künftig ändern soll. Wann die Erweiterung abgeschlossen sein soll, teilte die Stadt allerdings nicht mit.

Privatinvestor plant Mediencampus Babelsberg

Auch hier soll demnächst ein Gründerzentrum entstehen, allerdings mit einem ganz anderen Fokus. Der Privatinvestor Jan Kretzschmar von der Berliner Firma KW Development will zwischen Marlene-Dietrich-Allee und Stahnsdorfer Straße einen kompletten Mediencampus errichten – unweit des Studios Babelsberg. Dadurch könnten die 25 Unternehmen eine Bleibe bekommen, die bald aus dem Gründerzentrum Guido-Seeber- Haus in Babelsberg ausziehen müssen.

Es geht laut Stadt bei dem Projekt vorrangig um die Schaffung von Büroflächen für die Medienbranche. Hinzu kommen Dienstleistungseinrichtungen und Einzelhandel. Derzeit werde der Bauantrag vorbereitet, sagte Kretzschmar den PNN. Neben einem Supermarkt, Restaurants oder einem Kindergarten, der auch nachts auf den Nachwuchs aufpasst, sollen dort 50 kleine und preiswerte Büros von 15 bis 80 Quadratmetern entstehen. Mehrere Büros hätten eine Gemeinschaftsküche, um den Kontakt zwischen Firmen zu ermöglichen. Zielgruppe sind vor allem Unternehmen aus der Film-, Medien- und Games-Branche. Das Projekt hat einen Umfang von rund 80 Millionen Euro, die Bauarbeiten sollen Ende des Jahres beginnen und Mitte 2018 abgeschlossen sein.

Neues Gründerzentrum am Klinikum „Ernst von Bergmann“

Auf dem Campus der Klinik ist nach Angaben der Stadt ebenfalls ein Gründerzentrum geplant, mit dem Schwerpunkt Gesundheitswirtschaft. Bereits seit zwei Jahren sind hier nach Angaben der Kliniksprecherin Damaris Hunsmann Firmen tätig. die teils auch von Mitarbeitern gegründet wurden. „Es wäre schön, wenn man das bündeln könnte“, sagte sie. Stadtsprecher Klier zufolge laufen dazu erste Finanzierungsgespräche mit der Investitionsbank des Landes Brandenburg (ILB). So sei auch ein Neubau auf dem Campus in der Innenstadt geplant.

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Eine richtige Entscheidung: Vor allem das Engagement am Wissenschaftsstandort Golm wird sich auf lange Sicht auszahlen. Ein Kommentar >>

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