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Gewappnet für den Ausnahmezustand: Bombenentschärfung in Potsdam: Das Wichtigste im Überblick

Ab 8 Uhr ist Potsdams Innenstadt am Mittwoch dicht: Autofahrer müssen sich auf massive Störungen und gesperrte Straßen einstellen, der Verkehr von Zügen, Bussen und Bahnen innerhalb des Sperrkreises am Hauptbahnhof ist massiv eingeschränkt.

Fast 10 000 Menschen müssen ihre Wohnungen verlassen, der Bus- und Bahnverkehr wird massiv eingeschränkt, Schulen und viele Einrichtungen schließen: Die Auswirkungen der Entschärfung einer Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg am Mittwoch werden wohl viele Potsdamer merken. Die wichtigsten Punkte im Überblick. 

Woher kommt die Bombe und wo liegt sie?

Die 250 Kilogramm schwere US-amerikanische Bombe stammt höchstwahrscheinlich aus der Nacht von Potsdam. Am 14. April 1945 wurden große Teile der Innenstadt bei einem Bombenangriff zerstört, 1750 Bomben gingen über dem Stadtgebiet nieder. Die Fliegerbombe, die  am heutigen Mittwoch entschärft wird, wurde nach Angaben des Kampfmittelbeseitigungsdienstes Brandenburg bei planmäßigen Such- und Räummaßnahmen gefunden. Sie befindet sich auf einem städtischen Grundstück im Nuthepark. 

Was passiert bei der Entschärfung?

Der Kampfmittelbeseitigungsdienst und ihr Sprengmeister Mike Schwitzke werden die Bombe entschärfen. Welches Verfahren dabei angewendet werde, so eine Sprecherin des Dienstes, richte sich nach dem konkreten Zustand der Bombe und des Zündmechanismus. Um diesen beurteilen zu können, werde die Bombe zunächst gereinigt. Begonnen werden soll um 11 Uhr, wie lange die Entschärfung dauert, ist noch unklar. Die Sperrzone wurde ab 8 Uhr eingerichtet. Wann die Sperrzeit aufgehoben wird, hängt von der Dauer der Entschärfung ab. Ein Stadtsprecher sagte, ein von manchen kommunizierter Endzeitpunkt von 16 Uhr könne nicht bestätigt werden, denn wie lange eine solche Aktion dauere, sei sehr unterschiedlich. Die Aufhebung der Sperrdauer werde von der Stadt kommuniziert. Nach der Entschärfung wird der Sprengkörper zu einem Munitionszwischenlager gebracht und anschließend vollständig entsorgt. 

Welcher Bereich wird evakuiert?

In einem Radius von rund 800 Metern um den Fundort wird während der Entschärfung ein Sperrkreis eingerichtet. Alle Anwohner, rund 9700 Menschen, müssen ihre  Wohnungen während der Entschärfung ab 8 Uhr verlassen. Nach Angaben der Stadt stehen mehrere Aufenthaltsorte zur Verfügung, das Freiland, der Treffpunkt Freizeit und das Bürgerhaus am Schlaatz. Diese werden auch von kostenlosen Shuttlebussen angefahren. Die Bewohner der Pflegeheime im Gebiet, so eine Stadtsprecherin, werden an einem separaten Aufenthaltsort untergebracht. 

Wo werden Kitakinder untergebracht?

Sechs Kitas und Horte befinden sich im gesperrten Bereich. Die meisten richten eine Notbetreuung an einem anderen Ort ein. Nach Angaben der Kitaträger haben viele Eltern auch angeboten, die Kinder zu Hause oder anderweitig zu betreuen.  Die EJF-Kita Am Kanal bringt die Kinder für den Tag in zwei anderen Kitas des gleichen Trägers unter. Die Kinder der Kita Inselmäuse bringt die Arbeiterwohlfahrt (Awo) in der Kita Tausendfüßler unter. Ebenso verfährt der Träger Fröbel mit seiner Kita Sausewind und dem Hort.Der Awo-Hort Havelsprotten betreut seine Kinder bis zum Ende der Entschärfung im Treffpunkt Freizeit. Die Kita Grasshoppers wird komplett geschlossen, eine Notbetreuung wird nicht angeboten. Die Schulen konnten jeweils selbst entscheiden, wie sie verfahren. So bleibt die Rosa-Luxemburg-Grundschule geschlossen, es findet kein Unterricht und keine Nachmittagsbetreuung statt.

Einschränkungen im Bahnverkehr

Die S-Bahnlinie S7 fährt von 8 bis 16 Uhr nicht zwischen Babelsberg und Potsdam Hauptbahnhof. Die Regionalzüge fahren während der Evakuierung von 8 bis 10 Uhr  zwar noch durch Potsdam, halten aber nicht mehr am Hauptbahnhof. Das gab die Deutsche Bahn online bekannt. Stattdessen hält der RE1 halbstündlich in Charlottenhof und Park Sanssouci. Von 10 bis 16 Uhr wird der Zugbetrieb zwischen Griebnitzsee und Park Sanssouci dann ganz eingestellt. In dieser Zeit werden die Züge  zwischen Werder/Havel und Berlin Charlottenburg in beiden Fahrtrichtungen über Golm umgeleitet. Dort halten die Züge zusätzlich. Die Haltestellen Wannsee, Potsdam Hauptbahnhof, Charlottenhof und  Park Sanssouci entfallen. Durch die Umleitung verspäten sich die Züge um fünf bis zehn Minuten. Von Fahrplanänderungen betroffen sind neben dem RE1 auch die Regionalzüge 20, 21, 22 und 23. Einen kompletten Überblick finden Sie auf der Website der Deutschen Bahn.

Einschränkungen im Nahverkehr

Im Tram- und Busverkehr im Stadtgebiet kommt es zu massiven Einschränkungen. Von 8 bis 11 Uhr fahren die Tramlinien 91, 92, 93, 96 und 98 noch, halten allerdings nicht an den Stationen Alter Markt/Landtag, Lange Brücke und  Hauptbahnhof. Die Linie 99 fährt ab 8.45 Uhr nur zwischen Platz der Einheit und Fontanestraße. Ab 11 Uhr wird der Betrieb in der Sperrzone komplett eingestellt, die Linien fahren nur in Streckenabschnitten oder werden umgeleitet. Einen kompletten Überblick über die Einschränkungen im Nahverkehr finden Sie hier.

Gesperrte Straßen

Das gesperrte Gebiet liegt zwischen Am Kanal, Humboldtbrücke, Humboldtring, Lotte-Pulewka-Straße, Friedrich-Engels-Straße, Friedhofsgasse, Heinrich-Mann-Allee, Am Brauhausberg, Finkenweg, Leipziger Straße, quer über die Havel bis zum Lustgarten, Schloßstraße und über die Friedrich-Ebert-Straße wieder zur Straße Am Kanal. Im Sperrgebiet befinden sich die Grundschulen „Rosa Luxemburg“ in der Burgstraße und „Am Humboldtring“ sowie die Lenné-Gesamtschule, das Bildungsforum, das Schwimmbad blu und der Landtag.

Große Auswirkungen dürfte der Bombenfund auch auf den Straßenverkehr haben: Denn im Sperrkreis liegt auch die Lange Brücke. Autofahrer werden gebeten, das Gebiet weiträumig zu umfahren. Die Nuthestraße und Humboldtbrücke sind befahrbar. Die Heinrich-Mann-Allee ist ab Am Brauhausberg gesperrt, das Abbiegen in die Straße Am Brauhausberg ist möglich. Die Leipziger Straße ist ab Höhe Wasserwerk gesperrt. In der Innenstadt sind die Breite Straße sowie die Friedrich-Ebert-Straße ab Yorckstraße bis zum Sperrkreis nur für Anlieger befahrbar.

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+++ Am Mittwoch berichten die PNN in einem Live-Ticker über die Bombenentschärfung in Potsdam +++

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