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Die Ermittlungen nach der Bluttat Ende April dauern an.

© Andreas Klaer

Gewalttat im Oberlinhaus: Arbeitsgericht verhandelt Kündigung von Tatverdächtiger

Nach ihrer Entlassung strebt die 52-Jährige eine gütliche Einigung mit dem Oberlinhaus an. Die psychiatrische Begutachtung der Pflegekraft hat mittlerweile begonnen.

Potsdam - Vor dem Arbeitsgericht Potsdam wird am Donnerstag über die Kündigung der Tatverdächtigen im Fall der vier getöteten Schwerstbehinderten aus dem Oberlinhaus verhandelt. Zu der sogenannten Güteverhandlung sei weder das persönliche Erscheinen der Frau noch der Geschäftsführung des diakonischen Sozialträgers angeordnet worden, sagte der Sprecher des Arbeitsgerichts, Robert Crumbach, dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Mittwoch in Potsdam. Das Oberlinhaus hatte der Tatverdächtigen nach der Gewalttat vom 28. April gekündigt.

Ziel der Güteverhandlung sei, wenn möglich eine Einigung beider Seiten zu finden, sagte Crumbach. Wenn keine Einigung erzielt werde, folge drei bis vier Monate später ein Kammertermin. Zwischen Klage und Urteil der ersten Instanz vergingen in der Regel vier bis sechs Monate. Verschiedene Kündigungsschreiben an die 52-jährige Frau seien Anfang und Mitte Mai eingegangen, sagte ihr Anwalt Henry Timm dem epd in Potsdam. Ziel sei nun, feststellen zu lassen, dass die außerordentlichen Kündigungen unwirksam seien.

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Die Tatverdächtige hat nach Angaben des evangelischen Sozialunternehmens vor den Gewalttaten bereits seit rund 30 Jahren beim Oberlinhaus gearbeitet. Sie wurde noch in der Tatnacht festgenommen und dann in eine psychiatrische Klinik eingewiesen. Die Ermittlungen dauerten an, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Potsdam dem epd am Mittwoch. Die psychiatrische Begutachtung der Frau habe inzwischen begonnen. Die Todesopfer waren zwei 31 und 42 Jahre alte Frauen und zwei 35 und 56 Jahre alte Männer. Eine weitere 43-jährige Frau überlebte schwer verletzt.

Oberlinhaus will Bewohnerschaftsräte stärken

Als Konsequenz aus der Gewalttat sei unter anderem geplant, die Bewohnerschaftsräte zu stärken, sagte der theologische Vorstand des Oberlinhauses, Matthias Fichtmüller, kürzlich Spiegel Online. Zudem solle verstärkt darauf geachtet werden, ob „Beschäftigte Signale aussenden, die mit dem bisherigen Sicherheitsnetz nicht erfasst werden“, sagte Fichtmüller: „Wir haben eine Ombudsstelle für Mitarbeitende, und wir wollen, dass sich künftig auch Bewohner an diesen Rechtsanwalt wenden, der der Schweigepflicht unterliegt.“ Laut Polizei hätten die Gewalttaten nicht verhindert können, sagte Fichtmüller. Dies entbinde jedoch nicht von der Verantwortung zu überprüfen, ob es im Oberlinhaus Prozesse oder Abläufe gibt, die besser werden müssen. (epd)

Yvonne Jennerjahn

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