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Landeshauptstadt: Gewalt-Verdacht im Oberlinhaus

Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Mitarbeiterin wegen Körperverletzung / Anzeige aus dem Haus selbst

Babelsberg - Es ist ein brisanter Verdacht: Gegen zwei Mitarbeiter des Potsdamer Oberlinhauses ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen Körperverletzung gegen behinderte Jugendliche. „Es geht dabei um insgesamt zwei Fälle, die den beiden Angestellten in Zusammenhang mit ihrer Tätigkeit vorgeworfen werden“, bestätigte Behördensprecher Ralf Roggenbuck. Ausgangspunkt der Ermittlungen sei eine „umfangreiche“ Strafanzeige aus dem Frühjahr dieses Jahres gewesen: „Bei zwei Angaben aus dieser Anzeige hat sich ein Tatverdacht eingestellt.“ Nach PNN-Informationen soll es sich dabei einmal um eine Ohrfeige und einmal um einen Schlag mit einer Haarbürste beim Kämmen handeln.

Behördensprecher Roggenbuck betonte, dass wegen Körperverletzung und nicht wegen des juristisch schwerwiegenderen Delikts der Misshandlung von Schutzbefohlenen ermittelt werde. Die Fälle betreffen eine Wohngruppe für körperlich und geistig behinderte Jugendliche und junge Erwachsene im Geschäftsbereich „Lebenswelten“ am Babelsberger Oberlin-Stammsitz. Über die Vorwürfe hatte am Mittwoch eine Zeitung berichtet.

Noch am selben Tag reagierte die Geschäftsführung des diakonisch-evangelischen Sozial- und Gesundheitsträgers. „Bislang konnte keiner der uns genannten Vorwürfe als begründet nachgewiesen werden“, hieß es in einer Mitteilung des Hauses. Gleichwohl hätten sich Hinweise darauf ergeben, dass eine Angestellte sich in zwei Situationen „nicht angemessen“ verhalten habe. „Diese Mitarbeiterin wurde bis zur Klärung des Sachverhalts beurlaubt.“ Es sei alles veranlasst worden, eine rückhaltlose Aufklärung der Vorwürfe zu gewährleisten, so das Oberlinhaus. Aktuelle Prüfungen der Heimaufsicht sowie der Landeshauptstadt Potsdam aus dem vergangenen Jahr hätten die Arbeit vor Ort „positiv“ bewertet. Vehement verwahrte sich das Haus gegen die weiteren Vorwürfe, behinderte Jugendliche seien in Rollstühlen festgebunden und zur Strafe kalt geduscht worden. „Das weisen wir zurück“, sagte Lebenswelten-Chefin Renate Frost. Allerdings seien einige der Jugendlichen so schwer behindert, dass sie nicht allein ohne individuelle und ärztlich verordnete Fixierung in einem Rollstuhl sitzen könnten, so Frost. Für den heutigen Freitag kündigte das Oberlinhaus eine Pressekonferenz vor Ort an.

Keine weiteren Angaben machte das gemeinnützige Unternehmen gestern zur Anzeigenerstatterin – eine Mitarbeiterin des Hauses. „Sie ist leider langfristig erkrankt“, hieß es gestern. Die Angestellte hatte neben der Staatsanwaltschaft auch das Potsdamer Jugendamt informiert. Dieses habe die Vorwürfe an das Landesjugendamt und das Landesamt für Soziales und Versorgung weitergeleitet, bestätigte Elona Müller. Am 25. März sei das Jugendamt mit den Vorwürfen konfrontiert worden, noch am selben Tag seien die Landesbehörden sowie die Polizei informiert worden. Wie in solchen Verdachtsfällen üblich, habe es eine erste Prüfung der Vorwürfe durch das Jugendamt gegeben, so Müller. Dabei hätten die Mitarbeiter anhand bestimmter Kriterien gesehen, dass einige der Vorwürfe nicht ausgeschlossen werden konnten. Die städtische Verwaltung warte nun die Ergebnisse der Untersuchung ab und werde danach entscheiden, ob seitens der Stadt reagiert werden muss und welche Maßnahmen dann ergriffen werden. Henri Kramer (mit jab)

Henri Kramer (mit jab)

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