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Gesprächsreihe in Potsdam: Muslime und Nicht-Muslime im Dialog

Gesprächsreihe „Miteinander Reden“ für Muslime und Nicht-Muslime in Potsdam gestartet.

Von Birte Förster

Potsdam - Im gemeinsamen Gespräch Kultur und Werte des anderen kennenlernen und verstehen: Das ist das Ziel der gemeinnützigen Unternehmergesellschaft Social Science Works gUG aus Potsdam. Über das Projekt „Miteinander Reden“ sollen Muslime, insbesondere Mitglieder der Potsdamer Gemeinde, und Nicht-Muslime in den Dialog treten. „Es gibt Vorbehalte auf beiden Seiten“, sagt Mirjam Neebe, die sich als Fellow bei Social Science Works für das Projekt engagiert. Die könne man nur aus dem Weg räumen, wenn man miteinander spreche. Gespräche seien auch wichtig, damit keine Parallelgesellschaften entstünden, meint Neebe. „Ich glaube, dass man dann auf viele gemeinsame Nenner kommt“, ist die Sozialwissenschaftlerin überzeugt.

Keine Workshops in der Moschee

Neebe ist regelmäßig in der Potsdamer Al-Farouk-Moschee. Irgendwann lernte Neebe, die hauptberuflich für die Flüchtlingshilfe Babelsberg arbeitet, das Team von Social Science Works kennen. Diese stoßen Projekte in den Bereichen Integration und Demokratie an und verknüpfen sie mit Erkenntnissen aus der sozialwissenschaftlichen Forschung. Gemeinsam mit dem Social Science Works-Team entstand die Idee zu dem Projekt. Mit Kamal Mohamad Abdallah, dem Imam der Potsdamer Moschee, trat Neebe daraufhin in Kontakt und vereinbarte zunächst, die Workshops in der Moschee zu veranstalten. Der Imam und die Gemeinde hätten kurz darauf aber einen Rückzieher gemacht, erklärt Neebe. Die Räumlichkeiten seien dafür nicht geeignet, habe der Imam ihr mitgeteilt. Gegenüber den PNN begründet Abdallah seine Entscheidung damit, dass die Räumlichkeiten anderweitig gebraucht würden. Außerdem hätten die Teilnehmer auf dem Boden sitzen müssen. Dennoch unterstütze er die Gesprächsreihe und habe anderen Moscheemitgliedern davon berichtet, so Abdallah. „Wir hoffen, dass wir alle hingehen können“, sagt er. Zeitlich sei es nicht immer möglich, formuliert er es. Aber: „Die Absicht ist da.“

Öffnung gegenüber Nicht-Muslimen. Die Potsdamer Al-Farouk-Moschee Am Kanal veranstaltet einmal jährlich einen Tag der offenen Tür, um mit Menschen aller Glaubensrichtungen in Kontakt zu treten – hier ein Bild aus dem Oktober 2018.
Öffnung gegenüber Nicht-Muslimen. Die Potsdamer Al-Farouk-Moschee Am Kanal veranstaltet einmal jährlich einen Tag der offenen Tür, um mit Menschen aller Glaubensrichtungen in Kontakt zu treten – hier ein Bild aus dem Oktober 2018.

© Manfred Thomas

Freiheit, Familie, Toleranz und mehr

Mit der Resonanz auf das neue Angebot ist Neebe bislang noch nicht ganz zufrieden. „Der Rücklauf ist bisher eher dürftig.“ Zum ersten der Treffen, die künftig alle zwei Wochen im Kosmos im Rechenzentrum in der Dortustraße 46 stattfinden, seien etwa zwölf Teilnehmer gekommen. Neben einigen Nicht-Muslimen sei auch ein Vertreter des Vereins der Muslime in Potsdam mit seiner Familie gekommen. Mit Teilnehmern aus Afghanistan, Palästina, Deutschland, Singapur und den Niederlanden seien verschiedene Nationalitäten vertreten gewesen. Allerdings seien alle Akademiker, sagt Neebe und hofft, dass die nächsten Treffen stärker gemischt seien sowie auf noch mehr Teilnehmer. Bei den insgesamt zehn Terminen soll es um Werte wie Freiheit, Familie, Toleranz, Demokratie und Gleichberechtigung gehen. Jeder könne aber auch eigene Themenvorschläge miteinbringen, so Neebe. Es gehe nicht darum, die Teilnehmer zu belehren, betont Neebe.

Mehr über andere erfahren

Das Thema „Identität“ stand im Mittelpunkt des ersten Treffens. Damit habe jeder etwas anfangen können, ist ihr Eindruck. Einig seien sich alle darin gewesen, dass die Bedeutung der eigenen Identität und Herkunft vor allem im Ausland, außerhalb des eigenen Kulturkreises, spürbar werde, resümiert Neebe. „Man erfährt sich immer über das andere“, sagt sie. Das Gespräch habe sich auch dahingehend entwickelt, dass sich die Identität im Laufe des Lebens ändern könne oder dass ein Mensch – je nach sozialer Rolle – über mehrere Identitäten verfügen könne. Die Gesprächstreffen sind in der Regel auf Deutsch. Vor Ort seien aber auch Übersetzer für Englisch, Französisch und Arabisch. Um das Schwerpunktthema des Treffens einzuleiten, würden sie zuerst einen kurzen Film zeigen oder eine provokante These aufstellen, sagt Neebe. „Dann entsteht das Gespräch meist von alleine.“

Das nächste Treffen findet am Sonntag um 17 Uhr im Kosmos im Rechenzentrum in der Dortustraße statt. Wenn möglich, sollten sich Interessierte vorher per Whats- App unter 0152-14046845 anmelden. Jeder kann aber auch spontan kommen.

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