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Landeshauptstadt: Gesperrte Hallen: Ratlosigkeit am Luftschiffhafen

Heftige Kritik im Hauptausschuss: Bisher kein Konzept für alternative Trainingsorte erkennbar

Fassungslosigkeit im Hauptausschuss: Die Suche nach Alternativen für die wegen Einsturzgefahr gesperrten Sporthallen im Luftschiffhafen tritt offenbar auf der Stelle. Wie am Mittwochabend in einer Sitzung des Gremiums deutlich wurde, fehlen der stadteigenen Luftschiffhafen GmbH (LSH) als Betreiber der Sportanlagen sowie der Potsdamer Sportverwaltung nach wie vor ein Konzept, um Hunderten betroffenen Sportlern ersatzweise ausreichend angemessene Trainingsmöglichkeiten zu bieten.

So ist auch fünf Wochen nach der Sperrung der Hallen durch die Bauaufsicht unklar, ob am Luftschiffhafen eine mobile Traglufthalle mit Schimmbecken stehen kann und wie viel das kostet. Das räumte LSH-Chefin Petra Runge ein. Diese Information habe der andere LSH-Geschäftsführer Andreas Klemund – der nach PNN-Informationen am Mittwoch noch Urlaub hatte und nicht anwesend war. Die Stadtverordneten im Hauptausschuss reagierten unwirsch. „Ich habe kein Verständnis dafür, dass Herr Klemund in so einer zugespitzten Situation nicht da ist“, sagte Linke-Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg. Peter Schüler von den Grünen sagte, er „sei überrascht, dass bis heute nicht mehr unternommen worden ist, um temporäre Lösungen für die Sportler zu schaffen“. Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) ordnete auch mit Blick auf die für Sportanlagen zuständige Bildungsbeigeordnete Iris Jana Magdowski (CDU) an, dass im Bildungsausschuss am kommenden Dienstag schriftlich vorgelegt werden soll, was etwa eine Traglufthalle kostet. Der Schwimmtrainer Jörg Hoffmann sagte, solche Informationen ließen sich innerhalb von fünf Minuten Internetrecherche herausfinden. Elternvertreter der Potsdamer Eliteschule des Sports beklagten, ihnen gegenüber habe Klemund mobile Hallen kategorisch ausgeschlossen – wegen zu langer Genehmigungszeiten. Doch wegen seiner Abwesenheit konnte der Luftschiffhafenchef auch dazu nicht befragt werden.

Eine kurzfristige Wiedereröffnung der Leichtathletikhalle rückt derweil in weite Ferne. Die Korrosion der Stahlseile an den Hallenseiten sei stärker als befürchtet, sagte Petra Runge. Das sei der Zwischenstand eines metallurgischen Gutachtens zum Zustand der Seile, von denen die Tragfähigkeit des Daches abhängt. Als Grund werde fehlender Korrosionsschutz vermutet, sagte Runge.

Die Hallen dürfen seit dem 4. Dezember nicht mehr betreten werden. Wie berichtet hatte ein Statikgutachten ergeben, dass ein plötzliches Versagen der Dachkonstruktion nicht auszuschließen ist. Bei der Sanierung der Leichtathletikhalle zwischen 2000 und 2003 sollen Teile des alten Dachs aus den 1970er-Jahren nicht entfernt, sondern mit dem neuen Dach überbaut worden sein. Dazu sagte der mit der Untersuchung des Vorgangs beauftragte städtische Rechnungsprüfer Christian Erdmann, tatsächlich seien Teile des alten Daches wegen des guten Grundzustands mit Zustimmung aller am Bauprozess beteiligten Firmen und Behörden überbaut worden. Offen sei aber, ob über diesen Plan mit einem Baustatiker gesprochen worden sei. Die damaligen Baubeteiligten seien auf dem Standpunkt, durch das Überbauen sei die gesamte Konstruktion nicht schwerer geworden. Es werde aber auch geprüft, ob unterlassene Instandhaltung zur jetzigen Situation geführt habe, hieß es weiter. Zu all solchen Fragen seien Untersuchungen beauftragt worden. Wann ein Gutachten zu den nötigen Sanierungskosten der Hallen fertig sein wird, ist auch ungewiss – nicht vor April, hieß es im Hauptausschuss. Dabei hatten zuvor noch Vertreter der Potsdamer Sportschule gewarnt, die Unsicherheit gefährde den Standort. „Wir wissen nicht, was wir Eltern sagen sollen, die ihre Kinder bei uns einschulen wollen“, sagte Schulleiter Rüdiger Ziemer.

Mit der Aufarbeitung der Vorgänge um die Sporthallen werden sich die Stadtverordneten bei ihrer Sitzung am 29. Januar beschäftigen. Die CDU-Fraktion hat einen Antrag gestellt, einen zeitweiligen Ausschuss zur Klärung der Vorgänge am Luftschiffhafen einzusetzen. Notwendig sei ein überparteiliches, mit Stadtverordneten besetztes Gremium, das durch die Verwaltung unterstützt wird, heißt es in dem Antrag. Mit der Aufklärung beschäftigt sich seit Mitte Dezember eine von Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) eingesetzte Kommission der Verwaltung, in der unter anderem auch Erdmann sitzt. Im Hauptausschuss sagte der Prüfer, inzwischen lägen die meisten Unterlagen über die damalige Sanierung der Halle vor. Zunächst waren wichtige Akten nicht auffindbar gewesen – Erdmann sagte, dies habe an Wechseln in der Zuständigkeit für die Hallen gelegen.

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