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Überzeugendes Gesamtpaket. Die Jury fand Anne Bansens komplettes Portfolio gut, darunter ein Erste-Hilfe-Kuscheltier.

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German Design Award: Herzdruckmassage am Stofftier

Ausgezeichnetes Design aus Potsdam: FH-Studentin Anne Bansen hat den mit 15.000 Euro dotierten Newcomer-Preis des German Design Awards gewonnen.

Potsdam - Ein Erste-Hilfe-Kuscheltier, eine smarte Pillendose und Verpackungen, die die Haltbarkeit von Lebensmitteln anzeigen – dies sind nur drei der innovativen Design-Ideen, mit denen die Potsdamerin Anne Bansen die international besetzte Jury des German Design Awards überzeugen konnte. Für ihr gesamtes Portfolio erhielt die 32-Jährige, die derzeit an der Fachhochschule Potsdam ihren Master macht, den mit 15 000 Euro dotierten Newcomer-Preis. Ihre bisherigen Arbeiten „beweisen eindrücklich, wie groß das gestalterische Potenzial und Talent ist, das in der Designerin steckt“, heißt es in der Begründung der Jury. „Ich war überrascht über den Preis, denn die fünf Finalistinnen und Finalisten hatten alle so tolle Projekte“, sagt Bansen. „Für mich ist es eine große Ehre, dass nicht nur ein einzelnes meiner Projekte, sondern meine gesamte Arbeit ausgezeichnet wird.“

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Die gebürtige Berlinerin hatte von 2009 bis 2014 an der Humboldt-Universität in Berlin Anglistik und Geschichtswissenschaften studiert, danach folgte von 2015 bis 2020 ein Bachelorstudium an der Hochschule für Technik und Wirtschaft im Bereich Industrial Design, das sie mit Auszeichnung abschloss. Zudem absolvierte Bansen Praktika am Helmholtz-Zentrum für Materialien und Energie in Berlin und am Fraunhofer Center for Responsible Research & Innovation (CERRI), wo sie bis heute als wissenschaftliche Hilfskraft tätig ist.

Die intelligente Pillendose leuchtet, wenn Medikamente eingenommen werden müssen.
Die intelligente Pillendose leuchtet, wenn Medikamente eingenommen werden müssen.

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"Notfall-Monster" soll Eltern auf Erste Hilfe bei Säuglingen vorbereiten

Auch wenn es auf den ersten Blick so aussieht: Bei den Objekten, die Bansen designt hat, handelt es sich nicht um marktreife Produkte, sondern nur um Modelle. Das ungewöhnlichste davon ist wohl das „Notfall-Monster“, kurz „Nomo“: Eine Mischung aus Decke und Stofftier, das Kleinkindern Freude bereiten und Eltern auf Notfallsituationen mit Säuglingen vorbereiten soll. „Das ist ein Herzensprojekt von mir“, sagt Bansen, die selbst im Laufe des Studiums eine Tochter bekommen hat. „Es spricht ein Thema an, das im öffentlichen Diskurs kaum stattfindet und dennoch so wichtig ist.“ Sie hat schon häufig von Fällen gehört, in denen Eltern eines Kleinkindes falsch reagiert und nicht gewusst hatten, was sie tun sollen, wenn das Kind sich zum Beispiel verschluckt oder einen anderen Unfall hatte.

Während des Designprozesses tauschte sich Bansen mit vielen Familien aus: „Viele Menschen hatten ihren letzten Erste-Hilfe-Kurs bei der Fahrschule und wissen nicht mehr genau, wie man zum Beispiel eine Herzdruckmassage macht“, sagt Bansen. Zudem gebe es viele Berührungsängste beim Thema Erste Hilfe bei Säuglingen. Mit dem „Nomo“ können Eltern zusammen mit ihren Kindern spielerisch Wiederbelebungsmaßnahmen rekapitulieren, Lichter auf dem Stofftier geben dabei die Frequenz an, in der man drücken muss.

Die Verpackung von "Tast(e) Food" soll sich geometrisch verformen, wenn Lebensmittel verdorben sind.
Die Verpackung von "Tast(e) Food" soll sich geometrisch verformen, wenn Lebensmittel verdorben sind.

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Verformte Folien statt Mindesthaltbarkeitsdatum

Bansens Projekt „Tast(e) Food“ beschäftigt sich mit Lebensmittelverschwendung: Verpackungen, deren Oberflächen sich zu geometrischen Strukturen verformen, wenn das darin eingepackte Lebensmittel verdorben ist – ein exakteres Indiz als das Mindesthaltbarkeitsdatum. In der Vergangenheit gab es bereits Forschung dazu, wie Fäulnisgase eine Verformung von mehrschichtigen Folien herbeiführen können.

Newcomer-Preisträgerin Anne Bansen studiert Design im Master an der Fachhochschule Potsdam
Newcomer-Preisträgerin Anne Bansen studiert Design im Master an der Fachhochschule Potsdam

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Ein anderes Projekt thematisiert die Herausforderungen der alternden Gesellschaft: Mit zwei Kommiliton:innen hat Bansen die intelligente Pillendose „Pillbuddy“ designt, in der Medikationspläne eingespeichert werden können, und die durch Sound- und Lichteffekte daran erinnert, wann welches Medikament zu nehmen ist. Wichtig war Bansen dabei, dass die Dose einfach zu öffnen ist: „Meine Oma hatte immer Schwierigkeiten, ihre Pillendose aufzumachen“, sagt sie.

In ihrem Studium wurde Bansen stark vom Ansatz des „Universal Designs“ geprägt, das versucht, Objekte oder Anwendungen für möglichst viele Menschen leicht zugänglich und einfach nutzbar zu machen, egal welchen Alters oder welcher Herkunft. „Es geht vor allem darum, niemanden durch Gestaltung von der Nutzung auszuschließen“, sagt sie. Design sollte ausgewogen sein und Menschen emotional ansprechen. „Was mich ganz stark antreibt, ist die Verantwortung von Designerinnen und Designern. Mir geht es vor allem darum, durch und mit Design tatsächliche Bedarfe zu adressieren und einen Mehrwert zu schaffen“, sagt Bansen.

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