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Gerichtsprozess in Potsdam: Rentnerinnen wegen Sucht beraubt

Im Wohngebiet Am Stern hat er mutmaßlich sieben Seniorinnen überfallen. Nun hat der Prozess gegen den 35-jährigen Bulgaren am Landgericht begonnen.

Potsdam - Mit einem umfassenden Geständnis des Angeklagten hat am Landgericht ein Prozess gegen einen mutmaßlichen Räuber begonnen, der im Wohngebiet Am Stern sieben Seniorinnen überfallen und ausgeraubt haben soll. Laut Anklage hatte sich der 35-Jährige im vergangenen Juli und August den augenscheinlich gebrechlichen Frauen jeweils von hinten mit dem Fahrrad genähert und ihnen die Handtaschen entrissen oder diese aus dem Rollator geraubt. In zwei Fällen stürzten die Opfer, in einem Fall brach sich eine Seniorin dabei das Becken. Insgesamt habe der Mann mit der Masche knapp 1400 Euro und mehrere Handys erbeutet, hieß es bei der Verlesung der Anklage am gestrigen Dienstag.

Gleich zu Prozessbeginn machte der Anwalt des aus Bulgarien stammenden Angeklagten deutlich, dass sein Mandant aussagen werde – wenn das strafmildernd gewertet würde. Richter und Staatsanwaltschaft begrüßten das, auch um den betagten Opfern umfangreiche Aussagen im Zeugenstand zu ersparen, wie es hieß. Der Anwalt verlas das Geständnis des früheren Möbelpackers, der vor drei Jahren nach Deutschland kam. Er habe sich zu den Straftaten entschlossen, weil er nicht genug Geld verdient habe, um seinen Drogenkonsum zu finanzieren, so der Mann. Im vergangenen Sommer habe er rund 100 Euro pro Tag für Heroin und Kokain benötigt. In dem Geständnis entschuldigte sich der Angeklagte auch explizit bei den Opfern. Insbesondere den Beckenbruch habe er nicht gewollt: „Das tut mir leid.“ Bei weiteren Details berief er sich auf Erinnerungslücken, er habe in der Zeit stets unter Drogen gestanden. Schon in seiner Jugend und bei der bulgarischen Armee sei er mit Drogen in Kontakt gekommen, schilderte der gelernte Elektroniker. Nachdem die Polizei ihm auf die Spur gekommen war, musste er in Untersuchungshaft.

Das Gericht kann nun mindestens vier Jahre Haft gegen den Familienvater verhängen. „Ich möchte ein normales Leben führen“, sagte der Angeklagte. Ein Urteil soll spätestens am 9. Mai fallen. Dann geht es auch darum, ob der Mann an seine Opfer Schmerzensgeld zahlen muss. Die am Becken verletzte Frau gab schriftlich an, dass ihr Mann wegen ihres Krankenhausaufenthalts in ein Pflegeheim umziehen musste. Dort erkrankte er und starb an einer Lungenentzündung. Ohne den Raub, so die Frau, wäre es nicht soweit gekommen. 

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