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Nachhaltig. Auch in den Filialen der Bäckerei Fahland bieten die Verkäuferinnen Isabella Buhl und Dagmar Idrizi (v.l.) künftig den „Potspresso“-Becher an. Foto: Ottmar Winter

© Ottmar Winter

Genug Händler machen mit: Pfandsystem "Potspresso" startet in Potsdam

Bislang konnten die "Potspresso"-Becher nur gekauft werden. Ab jetzt wird er in 40 Potsdamer Bäckereien, Cafés und Geschäften auch ausgeliehen.

Von Birte Förster

Potsdam - Nach langer Vorbereitung geht es jetzt los: Das Potsdamer Pfandbechersystem ist offiziell an den Start gegangen. Das gab Marie-Luise Glahr, Vorstandsvorsitzende der Bürgerstiftung, bei einem Pressetermin in der Bäckerei Fahland am 21. Januar 2020 bekannt. Mit dem „Potspresso“ möchte die Potsdamer Bürgerstiftung die vielen Einwegbecher reduzieren.

Schon 2018 hatte die Stiftung damit begonnen, über eine Crowdfunding-Kampagne Gelder zu sammeln, um die ersten Becher zu produzieren und Partner für das Projekt zu gewinnen. Nun sind genug Händler zusammengekommen, um zu starten: 22 Bäckereien oder Cafés haben Verträge unterzeichnet, darunter die Bäckereien Exner und Fahland mit ihren Filialen sowie etwa der Unverpacktladen in Babelsberg oder das Café „Die Espressonisten“. An 40 Ausgabestellen sei der Pfandbecher künftig erhältlich, so Glahr. Für zwei Euro Pfand können Kunden in den jeweiligen Filialen einen „Potspresso“ bekommen und diesen dann dort oder in einem anderen Partner-Geschäft wieder abgeben. Dann wird der Mehrwegbecher gereinigt und wiederverwendet.

Fördergeld von der Stadt

Voraussichtlich wird sich die Zahl der Anbieter künftig noch erhöhen, so Glahr. „Wir kriegen jetzt täglich Anfragen.“. Je mehr Läden mitmachten, desto niedrigschwelliger sei das Pfandsystem. Dennoch müssten sich die Potsdamer noch einen Moment gedulden, bis alle Vertragspartner mit dem „Potspresso“ ausgestattet wurden. 3000 Becher wurden für das Pfandsystem neu produziert. Laut Glahr werden perspektivisch etwa 20.000 „Potspresso“-Becher benötigt, um die Stadt zu „bespielen“.

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Auch die Becher aus der ersten Edition, die in einer limitierten Auflage produziert und verkauft wurden, können jetzt in das Pfandsystem eingespeist werden. Mittlerweile ist der Becher nicht nur in Grün, sondern in mehreren Farben wie Blau, Orange oder Rosa erhältlich. „Die Becher sind so bunt wie Potsdam“, sagte Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) am Dienstag und lobte das ehrenamtliche Engagement der Vorsitzenden. Die Stadt fördert das Projekt – bislang sind insgesamt 85.000 Euro geflossen.

Wichtig sei, dass das neue Pfandsystem von allen getragen werde, so Glahr. Um es bekannt zu machen, müssten Mitarbeiter in den Läden darauf aufmerksam machen und auch Kunden gezielt danach fragen – so könnten neue Händler dazu angeregt werden, in das Pfandsystem einzusteigen. In einigen Läden kann der Becher bereits ausgeliehen werden, so etwa im Babelsberger Unverpacktladen. Betreiberin Katharina Kaiser ist zufrieden.

Unkompliziertes Projekt

Da sie in ihrem Laden keine Pappbecher anbiete, sei der „Potspresso“ eine „super Alternative“, sagt sie. Der Pfandbecher werde dort bereits gut angenommen. Auch Delia Großmann von den „Espressonisten“ sieht den Nutzen angesichts großer Mengen von Pappbechern, die von den Kunden verbraucht würden. Das Pfandsystem sei unkompliziert, meint sie. Wer in ihrem Laden nach einem Pappbecher verlange, werde künftig „bestraft“: Die Einwegbecher sollen dort nun teurer werden.

Der Mehrwegbecher wird nun außerdem bis 2022 auch wissenschaftlich untersucht. Im Modul Umweltmanagement der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde wird das Projekt begleitet. Dabei wird geprüft, welche Öko-Bilanz Becher und Pfandsystem aufweisen und wieviele Zyklen ein Becher durchhält, bis er kaputt geht. Eine zentrale Frage sei außerdem, ob man das Produkt verbessern und die Alltagstauglichkeit erhöhen könne, so Professor Thoralf Buller. Dafür soll an der Hochschule ein Fragenkatalog entwickelt werden.

Vorbild Hannover

Für die Einführung des „Potspresso“ hatte sich die Bürgerstiftung ursprünglich das Pfandbechersystem aus Hannover als Vorbild genommen. Der „Hannoccino“, wie der dortige Becher heißt, hat sich bisher als erfolgreich erwiesen. Laut „Neuer Presse“ hat sich die Zahl der Ausgabestellen seit dem Start im Jahr 2017 verdoppelt, mehr als 50.000 Pfandbecher sind demnach mittlerweile im Umlauf. Bundesweit erhältlich sind außerdem die Becher des Unternehmens „Recup“ – auch in einigen Potsdamer Cafés und Bäckereien.

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