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Sollen jetzt plötzlich alle Frauen sein, an der Uni Potsdam? Quatsch, es geht es nur um eine winzige Änderung in der Geschäftsordnung.

© Kitty Kleist-Heinrich

Generisches Femininum an der Uni Potsdam: „Wir erleben hier einen Shitstorm“

Der Sprachstreit ums generische Femininum hat hitzige Debatten zur Folge gehabt: Die Potsdamer Uni versucht mit einer Erklärung, die Wogen zu glätten.

Die hitzige Debatte um das an der Universität Potsdam eingeführte generische Femininum setzt die Einrichtung unter Druck. „Wir erleben hier einen Shitstorm“, sagte Uni-Sprecherin Birgit Mangelsdorf am Donnerstag den PNN – gemeint ist eine Flut bösartiger Kommentare im Internet zu der Entscheidung. Nun versucht die Universität, die Gemüter zu beschwichtigen (PNN berichteten).

In einer am Donnerstag verbreiteten Erklärung – Überschrift „Kein ’Herr Professorin’ an der Universität Potsdam – Falschmeldung zur Genderproblematik“ – kritisierte die Hochschule einzelne Medien. Entgegen anderslautender Presseberichte werde an der Uni weiterhin „eine dem Geschlecht entsprechende Anrede gepflegt“ – etwa also Herr Präsident.

Allerdings habe der Senat – das höchste Gremium einer Universität – in der Neufassung seiner Geschäftsordnung für alle Funktionen nur die weibliche Form gewählt – also das Gegenteil der in der deutschen Sprache gängigen Praxis. Senats-Vizechef Fred Albrecht sagte, die bislang durch die Genderisierung „verhunzelten Texte“ sollten dadurch wieder besser lesbar sein. Hätte das Gremium sich aber nur für männliche Bezeichnungen entschieden, hätte es Ärger von Feministinnen gegeben, so Albrecht. Im Frühjahr hatte die Universität Leipzig mit einem ähnlichen Beschluss für Schlagzeilen gesorgt. Dort wurde das generische Femininum für die gesamte Grundordnung beschlossen.

Die Variante einer geschlechtergerechten Sprache in der Geschäftsordnung des Senats werde keine Auswirkungen auf die konkrete schriftliche und mündliche Bezeichnung und Anrede haben, teilte die Universität Potsdam mit. Dennoch sei das umstrittene Modell auch für die Berufungsordnung einer weiteren Fakultät Modell geplant. Mangelsdorf hatte bereits bestätigt, die Entscheidung habe Vorbildcharakter auch für andere Satzungen an der Universität. Man sei im Senat der Ansicht, „dass nach Jahrhunderten einer vom patriarchalischen Denken geprägten Sprache die Zeit reif für eine durchgehend weibliche Bezeichnung ist“. In der Uni-Erklärung hieß es Mittwoch, die gewählte Sprachevariante sollte angesichts der Geschlechterverhältnisse an den Hochschulen „kaum verwundern“. (HK/dpa)

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