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Landeshauptstadt: Geldflut für die „Arche“

Günther Jauch schlug Kinderhilfsprojekt in Drewitz vor und übernimmt laufende Kosten / Eröffnung 2008

Drewitz/Babelsberg - Im Potsdamer Brennpunkt-Stadtteil Drewitz soll noch in diesem Jahr eine „Arche“ entstehen. Möglich macht die Gründung des Kinderhilfsprojektes der Fernsehmoderator Günther Jauch: Er will wie berichtet nicht nur einen Teil seines Preisgeldes in Höhe von 100 000 Euro spenden, das er am Dienstag von der Werner-Bonhoff- Stiftung für seinen Einsatz gegen die Potsdamer Bauamts-Bürokratie erhalten hat – sondern auch für die nächsten Jahre die laufenden Kosten tragen. Die Arche soll eine Anlaufstelle für rund 80 bedürftige Kinder im Alter zwischen sechs und 13 Jahren werden. Allein für drei Erzieher und die Reinigungskräfte rechne man mit einem Betrag von monatlich 10 000 Euro, sagte gestern Wolfgang Büscher, Sprecher des Kinderhilfsprojekts, auf PNN-Anfrage.

Dass Günther Jauch hinter dem bislang als „örtliches Unterstützerunternehmen“ umschriebenen Mäzen steckt, hatten die „Arche“-Betreiber bis jetzt mit Rücksicht auf den prominenten Spender verschwiegen, sagte der Arche- Sprecher.

Der Kontakt zwischen dem Arche- Gründer Pfarrer Bernd Siggelkow und Günther Jauch bestehe schon einige Jahre, sagte Büscher. Siggelkow sei mehrfach Gast im von Jauch moderierten Fernseh-Magazin „Stern-TV“ gewesen, im Gegenzug habe Jauch gemeinsam mit seiner Frau Thea Sihler das „Arche“-Stammhaus in Berlin- Hellersdorf, in dem täglich 600 Kinder und Jugendliche betreut werden und etwas zu essen bekommen, besucht. Danach habe er im vergangenen Jahr den Vorschlag gemacht, eine solche Einrichtung auch in Potsdam-Drewitz zu gründen, sagte Jauch selbst am Dienstag. Den Ausschlag habe für ihn eine Statistik gegeben, wonach in Potsdam mittlerweile „ein zweistelliger Prozentsatz an Kindern“ wegen schwieriger sozialer Verhältnisse in der Schule ein, zwei oder sogar drei Jahre zurückfalle. Die Potsdamer Arche solle solchen Kindern eine „Heimat nach der Schule“ bieten, sagte Jauch. Sie sollten Nachhilfe bekommen und Zeit und Raum zum Spielen haben.

Das Potsdamer Jugendamt habe ebenfalls das im Südosten gelegene Neubaugebiet Drewitz als Standort empfohlen, sagte Arche-Sprecher Büscher: „Hier ist offenbar noch Bedarf.“ Inzwischen habe man in unmittelbarer Nähe zur Drewitzer „Priesterweg“-Grundschule eine geeignete Immobilie gefunden. Allerdings sei man noch in Verkaufsverhandlungen, die man nun „möglichst schnell“ abschließen wolle. Danach müssten noch aufwändige Aus- und Umbaumaßnahmen erfolgen. Der ursprünglich angestrebte Eröffnungstermin im Sommer 2008 könnte deshalb eng werden, sagte Büscher.

Das christliche Kinderhilfsprojekt betreibt derzeit neben dem Stammhaus Hellersdorf weitere Einrichtungen in München und Hamburg. Überall werde die karitative Arbeit zum Großteil durch Spendenmittel getragen. Unter den Sponsoren seien auch viele Prominente, sagte Sprecher Büscher, zum Beispiel Thomas Gottschalk oder auch Schauspieler aus der Fernsehserie „Gute Zeiten – schlechte Zeiten“. Die Übernahme sozialer Verantwortung in dem Umfang, in dem TV-Moderator Jauch sie jetzt in Potsdam zeige, sei jedoch einmalig, so Büscher. In Deutschland gebe es im Bezug auf Kinderarmut „kein Erkenntnis-, sondern vielmehr ein Handlungsproblem“, meinte der Sprecher. Jeder wisse inzwischen, dass die Schieflage zwischen Arm und Reich nur durch Bildung ausgeglichen werden könne. „Und dazu muss man viel Geld in die Hand nehmen“, sagte Büscher. Aber genau das geschehe zu wenig.

Unter den von Jauch bedachten Nutznießern seines Bonhoff-Preises ist neben der Arche auch das Babelsberger „Exploratorium“. Die Privat-Initiatoren der wissenschaftlichen Mitmach-Welt, die mit ihren Exponaten vor allem Kindern naturwissenschaftliche Kenntnisse vermitteln will, haben „mit großer Freude und Dankbarkeit“ die angekündigte finanzielle Unterstützung aufgenommen. Die Arbeit könne nun ausgeweitet werden. Das Exploratorium in der Wetzlarer Straße finanziert sich aus Eintrittsgeldern und Spendenmitteln. Eine öffentliche Förderung gibt es bisher nicht.

Nicola Klusemann

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