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Landeshauptstadt: Geld wächst nicht auf Bäumen

Parkeintritt: Potsdamer Vorstoß löst in Berlin Debatte aus: Politik dagegen, „Grün Berlin“ sieht Erfolge

Berlin - Die Pläne, für den Besuch des Potsdamer Sanssouci-Parks ein Eintrittsgeld zu erheben, haben auch die Diskussion für ein Entgelt zur Nutzung des Charlottenburger Schlossparks in Berlin neu entfacht. Bezirk und Senat sind sich aber weiter einig in ihrer Ablehnung einer solchen Gebühr. Dagegen hat die landeseigene „Grün Berlin“, die unter anderem den Britzer Garten und das Tempelhofer Flugfeld landschaftspflegerisch betreut, gute Erfahrungen mit dem „Pflegeeuro“ gemacht.

Sowohl der Park Sanssouci als auch der Schlosspark Charlottenburg gehören der Preußischen Schlösserstiftung, die durch einen Eintritt auch in Charlottenburg ihre Pflegekosten-Defizite weiter abbauen könnte. Doch bereits vor Jahren scheiterten entsprechende Pläne am öffentlichen Widerstand. Sogar eine Bürgerinitiative „Rettet den Schlosspark“ wurde gegründet.

„Die Haltung des Bezirks ist unverändert“, sagt Bürgermeisterin Monika Thiemen (SPD). Der Park sei nach dem Berliner Grünanlagengesetz als öffentlicher Park gewidmet, deshalb dürfte kein Eintritt genommen werden. „Das muss auch so bleiben“, bekräftigt die Kommunalpolitikerin und verweist auf die fehlenden Alternativen für die Anwohner. Unterstützung bekommt sie von Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD). „Wir wollen, dass die Parks, die kostenfrei sind, auch kostenfrei bleiben“, so deren Sprecherin Petra Rohland.

Auch in Berlin-Mitte kann man sich Eintrittsgelder für Grünanlagen nur „schwer vorstellen“, sagt Stephan von Dassel (Grüne), Stadtrat für Soziales und Bürgerdienste. Die Parks seien eine öffentliche Aufgabe, für die es Steuergelder gebe. Tiergarten, Rehberge oder Schillerpark einzuzäunen, käme obendrein teurer als die zu erwartenden Einnahmen.

„Wenn wir für den Görlitzer Park oder den Volkspark Friedrichshain Eintritt verlangen, würden schnell die Mauern eingerissen werden“, ist Hans Panhoff (Grüne), Baustadtrat im Berliner Stadtbezirk Friedrichshain-Kreuzberg, überzeugt. Für ihn ist ein solcher Schritt schon wegen der sozialen Bedeutung der Grünanlagen „undenkbar“. Auch im Gleisdreieck-Park, der gegenwärtig von der „Grün Berlin“ gestaltet wird, dürfe es nach der Eröffnung im Spätsommer keine Gebührenpflicht geben.

Bei „Grün Berlin“ selbst hat man dagegen mit den Gebühren gute Erfahrungen gemacht. Die Gesellschaft bewirtschaftet die drei einzigen Parkanlagen in Berlin, für die bisher ein Eintrittsgeld erhoben wird. Am billigsten ist mit einem Euro der Natur-Park Südgelände auf dem ehemaligen Rangierbahnhof Tempelhof. Zwei Euro werden für den Britzer Garten, das ehemalige Buga-Gelände in Neukölln, verlangt, Kinder zahlen hier die Hälfte. Am teuersten sind die Gärten der Welt im Erholungspark Marzahn. Dort, wo am heutigen Freitag feierlich der neuangelegte „Christliche Garten“ eröffnet wird, müssen Besucher in der Hauptsaison drei Euro berappen, Kinder zwischen sechs und 14 Jahren 1,50 Euro.

Der Durchschnittspreis von zwei Euro sei angemessen, sagt „Grün-Berlin“-Geschäftsführer Christoph Schmidt. Der Andrang der Erholungssuchenden ist ungebrochen. Wer den Eintritt bezahle, zeige mehr Wertschätzung gegenüber den gepflegten Grünanlagen. Vandalismus und Müll sind die Ausnahme, anders als in anderen Parks nehmen die Gäste ihre Abfälle auch wieder mit. Weil jeder Cent in den Unterhalt investiert wird, spricht Schmidt nicht von einem Eintrittsgeld, sondern einem „Pflegeeuro“, den man gerne zahlt, weil man „die Anlage schätzt und erhalten sehen möchte“. Besonders sozialverträglich seien die Jahreskarten, die seit 2009 mit zunehmendem Erfolg für 20 Euro (Kinder zehn Euro) angeboten werden und in diesem Jahr bereits rund 40 000 Käufer gefunden haben. Rainer W. During

Rainer W. During

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