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Landeshauptstadt: Geld für Treffpunkte im Norden

Der Entwicklungsträger für das Bornstedter Feld stellt weitere Infrastruktur für das Viertel in Aussicht

Bornstedter Feld - Für das schnell wachsende Bornstedter Feld werden seit Jahren mehr Begegnungsmöglichkeiten für Anwohner gefordert. Nun kann der Stadtteil auf neue soziale Infrastruktur hoffen. Aktuell hat der kommunale Entwicklungsträger (ETBF) für das Viertel den weiteren Bedarf für die Anwohner erfasst, sagte ETBF-Chef Bert Nicke am Freitag auf PNN-Anfrage. Details, was und wo genau gebaut wird, sollen am 18. Januar präsentiert werden. An jenem Donnerstag soll das von der SPD, CDU/ANW und Grünen durchgesetzte und voraussichtlich mehrmonatige Werkstatt-Verfahren zur Zukunft der defizitären Biosphäre im Volkspark beginnen (PNN berichteten). Nicke machte aber deutlich, dass angesichts der gestiegenen Erlöse bei Grundstücksverkäufen durchaus auch finanzielle Spielräume vorhanden seien.

Seit Jahren monieren Anwohner, dass das Bornstedter Feld zu wenig Treffpunkte besitze, noch zu sehr Schlafstadt sei. Jetzt gibt es zumindest eine vom Rathaus finanzierte Stadtteil-Koordination, die nach dem erfolgreichen Vorbild von Netzwerken wie in Potsdam-West mehr Leben in den Kiez bringen soll. Getragen wird das Ganze von den drei Vereinen Stadtteil-Initiative Bornstedt, den Stadtrandelfen und dem Mitmachen e.V., ein erster Handzettel ist bereits in Briefkästen verteilt worden. Darin heißt es, obwohl das Bornstedter Feld mit knapp 13 000 Einwohnern der inzwischen viertgrößte Stadtteil sei, gebe es immer noch keine Nachbarschaftshäuser oder wenigstens einen Stadtteilladen, in dem sich Menschen einfach begegnen können. Dafür suche man gerade einen eigenen Ort in zentraler Lage, bestätigte Stadtteilkoordinator Christian Kube, der auch schon Stadtverordneter für Die Andere war, den PNN am Freitag. Demnächst wolle man die eigene Arbeit offiziell einer breiteren Öffentlichkeit vorstellen, fügte er hinzu. So haben die Stadtrandelfen etwa schon begonnen, die sogenannte Habichtwiese am Habichtweg zu einem Naturerlebnisraum zu gestalten – vor allem für Kinder und Jugendliche aus dem Stadtteil.

An anderer Stelle verschwindet dagegen Grün. Denn die Mehrerlöse des Entwicklungsträgers reichen nicht aus, um den vor einer deutlichen Verkleinerung stehenden Volkspark doch noch zu bewahren, wie Nicke klarmachte. So wolle die Stadt angesichts des angespannten Wohnungsmarktes nicht auf die mehr als 300 Wohneinheiten verzichten, hatte zuletzt auch Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) im PNN-Interview betont. Demnach werde der ETBF nach Ablauf der kommenden Saison mit der Erschließung der Parkflächen westlich der Georg-Hermann-Allee beginnen. Parallel solle die Ausschreibung starten, hieß es. Unter anderem müssen der Betriebshof des von 400 000 Potsdamern pro Jahr genutzten Volksparks, mehrere Grillplätze und der Zirkus „Montelino“ umziehen. Für eine Beachvolleyballanlage ist bisher wie berichtet noch keine Lösung gefunden worden, nach PNN-Informationen ist die Suche unter anderem aus Lärmschutzgründen schwierig.

Zugleich bestätigte am Freitag auch die Stadtverwaltung ein bisher öffentlich nicht kommuniziertes Finanzierungskonstrukt, das für den ETBF auch weitere finanzielle Belastungen bedeutet. So bereitet der Kommunale Immobilienservice (Kis) gerade eine Rechnung an den ETBF über 26 Millionen Euro vor – für die neu eröffnete Leonardo-da-Vinci-Gesamtschule an der Esplanade. Mit dem Geld könne man die in der Planung befindliche weiterführende Schule in der Pappelallee finanzieren, teilte Stadtsprecher Stefan Schulz auf Anfrage mit. So könne man die steigende Verschuldung des Eigenbetriebes dämpfen, was auch dem kommunalen Haushalt zugutekommen würde.

Noch am Donnerstag hatte der ETBF für Irritation mit der Aussage gesorgt, bei den 26 Millionen handele es sich um „zusätzliche“ und „nicht von Beginn an eingeplante Ausgaben“. Dazu sagte Nicke nun, noch in den 1990er-Jahren, als das Entwicklungsgebiet ausgewiesen wurde, sei man tatsächlich noch von einer zu bauenden Schule ausgegangen. Das sei dann zehn Jahre später, als in Potsdam sogar noch Schulen geschlossen wurden, wieder revidiert worden. Nach 2014, als der große Bedarf an zusätzlichen Schulen erkannt wurde, habe man dann die Idee für eine weiterführende Schule wieder aufgenommen – sei damals aber noch von der Biosphäre oder der Pappelallee als Standort ausgegangen. Stadtpolitiker wie der Bildungsexperte Stefan Wollenberg (Linke) erklärten, dass es dem ETBF wohl nicht neu sein dürfte, dass er eine weiterführende Schule errichten müsse. Das habe man bereits vor zwei, drei Jahren in einigen Gremien besprochen.

Noch keine exakten Angaben machte der Entwicklungsträger dazu, wie groß der finanzielle Spielraum noch ist. Dieser Punkt dürfte nicht zuletzt im Biosphären-Workshop wichtig werden – bei dem es auch darum gehen soll, wie das Umfeld der Tropenhalle gestaltet wird und ob sie selbst zu einem Stadtteilzentrum umgebaut wird. Im aktuellen ETBF-Geschäftsbericht für 2016 heißt es, bis zum 31. Dezember 2016 seien allein Einnahmen aus dem Verkauf von Grundstücken in Höhe von fast 241 Millionen Euro erzielt worden, dazu kommen diverse Fördermittelmillionen, etwa aus der Städtebauförderung. Dem gegenüber stünden Ausgaben etwa für den Bau von Straßen und Plätzen von 405 Millionen Euro, so der ETBF auf Anfrage. Unter anderem hatte der ETBF auch geklagt, dass erhebliche Einnahmeverluste durch die Umwidmung des jetzigen Schulgrundstücks an der Esplanade entstanden seien. Ursprünglich war dort auch Wohnungsbau vorgesehen. Auch die beständig steigenden Baukosten haben das Vermögen zusätzlich belastet.

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