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Die Kirche St. Peter und Paul in Potsdam.

© Manfred Thomas

Geld für Kirchgemeinden in Potsdam: Die Kirchen und Klaars kontaminierte Garnisonkirchen-Spenden

Bislang galt: Es gibt keine Bedingungen für die bis zu sechsstelligen Spenden der Stiftung Preußisches Kulturerbe (SPKE) des rechtsnationalen Max Klaar an Potsdamer Kirchengemeinden. Nun sorgen Äußerungen von Kirchenvertretern für Aufsehen. Gilt jetzt, bloß keine Kritik am Spender?

Zwei Reporter des RBB-Nachrichtenmagazins „Brandenburg Aktuell“ wollten eigentlich einen Bericht über die Millionenspende des ehemaligen Oberstleutnants der Bundeswehr Max Klaar an die Kirchengemeinden drehen. Sie wollten wissen: Was halten die Kirchenvertreter von dem Mann mit seinen extrem rechten und geschichtsrevisionistischen Positionen, der nun die Spendengelder aus seiner Garnisonkirchen-Sammlung über sie ausschüttet? Was die Reporter zu hören bekamen, war auch für sie eine Überraschung, wie sie den PNN sagten.

Max Klaar und sein Problem mit dem Versöhnungskonzept der Garnisonkirchenstiftung

Wie berichtet, hatte die Stiftung Preußisches Kulturerbe um ihren Vorsitzenden Klaar jahrelang Spenden für den Wiederaufbau der Garnisonkirche gesammelt. Zusammengekommen waren insgesamt mehr als sechs Millionen Euro. Weil Klaar die frühere Militärkirche zu einem Denkmal des christlichen Preußens machen wolle und das Versöhnungskonzept der Garnisonkirchenstiftung samt Aufarbeitung der NS-Geschichte ablehnte, kündigte er an, die Gelder anders zu verwenden

Bekannt ist bisher, dass die Bornimer Dorfkirche 700 000 Euro erhalten soll. Die Nikolaikirche soll 900 000 Euro erhalten. Für Potsdams größte katholische Gemeinde Sant-Peter- und Paul sollen es rund 130 000 Euro sein. Und selbst das Weltliche ist gesegnet: 120 000 Euro gab es für die Tritonskulpturen im Potsdamer Neptunbrunnen. Ausgerechnet die Friedenskirche geht leer aus.

Die Ausschlachtung Deutschlands: Klaars Geschichtsrevisionismus 

Den Potsdamern, insbesondere Kirchenleuten dürften die umstrittenen Positionen von Max Klaar, der auch langjähriger Vorsitzender des Verbandes Deutscher Soldaten war, aus der Debatte um die Garnisonkirche nicht ganz unbekannt sein. Ein Beispiel: 2011 schrieb er laut RBB: „Beide Weltkriege wurden von Großbritannien und seinen Verbündeten als zweiter 30-jähriger Krieg geführt, um Deutschland als Wirtschaftsmacht auszuschalten.“ Großbritannien ist also Schuld am Zweiten Weltkrieg? Oder ein anderes Zitat von Klar, laut RBB sagte einmal: „Deutsche haben allen Grund, den 8. Mai 1945 als den Tag anzusehen, an dem die Ausschlachtung des völlig entrechteten Deutschlands begann! Das sollten wir jedem entgegnen, der uns mit der 'Befreiungs-Lüge' kommen will.“

Die Frage liegt auf der Hand: Was also halten Potsdamer Kirchenvertreter davon, dass sie Geld  annehmen, dass von einem rechten Geschichtsrevisionisten für den Wiederaufbau einer Soldatenkirche gesammelt wurde? Im Jahr 2015, im Jahr der Feierlichkeiten zum 70. Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus dürften die Antworten klar ausfallen, dachten sich auch die beiden RBB-Reporter. Zumal es noch Ende Mai vom Bornimer Kirchenbauverein hieß, es habe keine Bedingungen gegeben, die im Gegenzug zur Spende zu erfüllen waren.

Klare Aussage der Gemeinden zum Geld eines Rechten? Fehlanzeige

Doch die Äußerungen der vom RBB befragten Potsdamer Kirchenvertreter fielen dann doch überraschend aus, wie in einem Bericht des Nachrichtenmagazins „Brandenburg Aktuell“ vom Sonntagabend zu sehen ist. Konfrontiert mit den Aussagen Klaars sagte etwa Anke Spinola, Pfarrerin der evangelischen Kirchgemeinde Bornim, dem RBB:  „Da enthalte ich mich jetzt. Da sage ich nichts zu.“ Aber warum, fragen die RBB-Reporter: „Weil da sehr unterschiedliche Meinungen sind und ich muss ja nicht meine persönliche Meinung als Pfarrerin dieser Kirche äußern. Ich komme aus einer völlig anderen Linie“ - "Schwerter zu Pflugscharen“ meint sie - „und habe mit Militarismus nicht viel am Hut.“ Tatsächlich hat die Gemeinde das Geld gern genommen, um das marode Dach zu sanieren.    

Ganz anders hört es sich bei Klaus-Günter Müller, Pfarrer der katholischen Kirchengemeinde St. Peter und Paul, an. Über Klaars Aussagen zur deutschen Kriegsschuld und die Behauptung, Deutschland sei Opfer der Großmächte, sagte er dem RBB: „Der Friede von Versailles, der war so ungerecht, dass die Leute mit Recht gesagt haben, das ist Unrecht. Und wenn man einen ungerechten Frieden macht, dass das nach Revanche schreit, ist doch klar.“ Fast klingt es so, also könne Müller die Propaganda der Nazis im Dritten Reich zum Friede von Versailles nachvollziehen. Der Rechtsextremismus-Experte und Politologe Hajo Funke sagte den RBB über Klaars Thesen: „Dieses Denken in Rache war das Denken der Nationalsozialisten und eben mancher Deutschnationaler.“

Darf man kontaminiertes Geld nehmen: Das ist die Frage.   

Der RBB fragte auch bei Heilgard Asmus nach, sie ist Generalsuperintendentin des Potsdamer Kirchensprengels und war lange Jahre Vorsitzende des landesweiten Aktionsbündnisses gegen Gewalt, Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit. Sie sagte: „Ich vermute, es ist zu einfach zu sagen, am 1. September 39 hat der zweite Weltkrieg durch Deutschland begonnen und Deutschland war ganz allein Schuld und alle anderen wollten gar keinen Krieg, die Großmächte.“ 

Der RBB hielt Asmus auch Klaars Aussage zur Befreiungslüge vor. Sie äußerte sich dann doch deutlich: „Das finde ich unverschämte Geschichtsverfälschung, weil hier Ursache und Wirkung auch verwechselt werden, was Deutschland über andere Völker an Leid gebracht hat, an Ausrottungsgedanken, an Großmachtsbestreben.“ Und: „Also für mich ist der 8. Mai ganz klar ein Tag der Befreiung von sehr vielem und das müsste man ihm sagen, aber ich weiß, dass das nicht so viel nützt, wenn man mit einem Max Klaar redet.“ 

Der RBB fragte nach, warum dann aber  Potsdamer Kirchengemeinden Geld von Klaar nehmen, kontaminiertes Geld, wie Politologe Funke meint. Die schlichte Antwort von Asmus: „Das ist die Frage, nicht?“

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