zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Gegenwind für einen Retter

Mathias Döpfner lebt seit 1998 in Potsdam

Vor sieben Jahren war er noch der gefeierte Retter. Im April 2007 kündigte Mathias Döpfner an, die seit der Wende dem Verfall preisgegebene Villa Schöningen an der Glienicker Brücke zu sanieren. Als Grund für sein Engagement nannte er die Beziehung zu seiner Wahlheimat: „Ich liebe diese Stadt.“

Neben ihm saßen Oberbürgermeister Jann Jakobs und Ex-Ministerpräsident Matthias Platzeck und lobten das Engagement des Chefs des Springer-Konzerns. Inzwischen ist die Villa ein Kunst- und Geschichtsmuseum mit exklusiven Ausstellungen, zugleich gesellschaftlicher Treffpunkt in der Berliner Vorstadt. Eine Potsdamer Erfolgsgeschichte.

Und jetzt: Am umstrittenen Drahtzaun rund um die Villa Henckel hingen zuletzt immer wieder Zettel mit Äußerungen wie „Braucht Herr Döpfner wirklich so viel Auslauf?“. Auch hier hatte Döpfner vor, Potsdam etwas zu schenken – für eine einstellige Millionensumme eine zum Kunsthaus umgebaute und sanierte Villa Schlieffen, einen der Wildnis entrissenen Welterbepark rund um seine Villa Henckel. Darüber sagte Döpfner noch vor einem Monat: „Es ist unfassbar schön, historische Baudenkmäler wiedererstehen zu lassen. Außerdem macht es Freude, anderen Menschen eine Freude zu machen: mit Architektur und Kunst.“ Da gab es aber bereits Proteste gegen den Zaun. Eine prominent besetzte Pressekonferenz wie 2007, bei der man Döpfner wieder als Retter verfallener Bauten hätte präsentieren können, veranstaltete die zuständige Schlösserstiftung nicht.

Im Gegenteil, es gab nur Ärger: Der Plan, dass er den Park an den Wochenenden privat nutzen könnte, ist nach öffentlichem Druck vom Tisch und war nach Ansicht von Juristen nicht vom geltenden Bebauungsplan gedeckt. Der Kompromiss lautet, dass Döpfner nur seine Villa Henckel einzäunen darf, des Rest des Parks aber öffentlich bleibt. Ein Zaun ist ihm wichtig: Als Chef eines der größten Medienunternehmen der Welt gelten er und seine Familie als gefährdete Personen.

Schon einmal scheiterte ein geplantes Bauprojekt von Döpfner in Potsdam: Vor rund zehn Jahren wollte er die Villa Jacobs am Jungfernsee wieder aufbauen lassen, doch die Uferpromenade für sich beanspruchen. Die Stadtverordneten entschieden sich für den öffentlichen Uferweg – Döpfner ließ von dem Projekt ab. Doch Anfeindungen wie jetzt gab es damals nicht.

Auf die Frage, warum gerade Potsdam so viele Gönner besitze, antwortete Döpfner einmal, in der Stadt könne jeder ein bisschen Pionier sein. Er wohnt seit 1998 in Potsdam. Zur Kritik gerade alteingesessener Potsdamer an Mäzenen wie Hasso Plattner sagte er vor zwei Jahren: „Es wäre schade, wenn man in Potsdam die Tradition der Weltoffenheit und der Aufgeschlossenheit gegenüber Zugereisten und Neulingen ändern würde.“ HK

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false