zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: „Gegen das Schloss“ versus „gegen den Bauherrn“

Am Rande des Spatenstichs demonstrierten Konservative, linke Jugendliche und Knobelsdorff-Fans

Innenstadt - Die einen gegen Rot-Rot in Brandenburg, die anderen gegen Preußen und die dritten für einen unverfälschten Knobelsdorff. Die drei Protestkundgebungen, die gestern den ersten Spatenstich begleiteten, legen eindrucksvoll davon Zeugnis ab, wie bunt Potsdam noch immer ist – oder wie zerstritten, je nach persönlicher Sichtweise.

Die Anti-Rot-Rot-Demonstranten halten sich im Hintergrund. Während am Fortunaportal die Granden der Landesregierung die Reden schwingen, lassen die rund 20 Protestler ein gelegentliches „Pfui Platzeck“ erklingen. Als der so Geschmähte selbst das Wort ergreift, begleitet ihn ein gellendes Trillerpfeifenkonzert. Ein „denkbar ungünstiger Termin“ sei dies für die arbeitende Bevölkerung, grantelt Robert Bachmann vom Bündnis „Politik für die Mitte“. Die meisten Potsdamer hätten so gar keine Möglichkeit, an dem freudigen Ereignis teilzunehmen.

Jene, bei denen dieser Anlass nicht ganz so große Freude auslöst, haben ihre Banner gleich neben der Festakt-Gesellschaft in die Luft gereckt. Schriftzüge wie „Freiräume statt Schlossträume“ und Rufe wie „Nie wieder Deutschland“ machen klar, dass sich hier die linke Jugend Gehör verschafft. Ihre Galionsfigur Lutz Boede wettert gegen die Rede von Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD). Als dieser die Stadtverordnetenbeschlüsse zum Landtagsschloss als „Ausdruck einer demokratischen Entscheidung“ preist, unterbricht ihn Boede mit dem Ruf: „Die Mehrheit ist doch dagegen.“

Der harte Kern der Knobelsdorff-Verfechter um den Stadtschlossförderverein und die Initiative „Mitteschön“ indes hält sich nach den jüngsten Protesten gegen die Abweichungen von der Originalfassade weitgehend zurück. Ein kleines, selbstgemaltes Plakat ist nur zu sehen – darauf eine ausgestreckte Hand und der Schriftzug „Guten Tag, Herr v. Knobelsdorff“. Abgesehen von gelegentlicher Lautstärke bleiben alle Demonstranten friedlich. Bunte Streitkultur in Potsdam – auch das ist ein Sieg der Demokratie. pee

Zur Startseite