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Ein Helfer hebt ein Kind aus der Ukraine aus dem in Berlin eingetroffenen Zug.

© Annegret Hilse / Reuters

Geflüchtete erreichen Potsdam: Dutzende Ukrainer in Hotels untergebracht

Immer mehr Geflüchtete aus der Ukraine kommen in Potsdam an. Das Rathaus will die Hilfe für sie nun besser koordinieren. 

Potsdam - Die Stadt Potsdam hat bis Donnerstagnachmittag bereits 70 Flüchtlinge aus dem ukrainischen Kriegsgebiet aufgenommen. „Sie konnten zunächst in angemieteten Hotels und Pensionen untergebracht werden“, sagte eine Stadtsprecherin am Donnerstag auf PNN-Anfrage. 

Wie viele weitere Flüchtlinge privat bei Freunden oder Verwandten untergekommen sind, ist unklar. Allein am Mittwoch waren rund 1600 geflüchtete Ukrainer im benachbarten Berlin angekommen, vor allem am Hauptbahnhof. 

300 Hilfsangebote beim Rathaus eingegangen

Im Rathauskrisenstab unter Führung der Sozialdezernentin Brigitte Meier (SPD) würden weiter Unterbringungsmöglichkeiten vorbereitet und akquiriert, sagte die Sprecherin – „neben Pensionen und Hotels auch Gemeinschaftseinrichtungen und weitere Übernachtungsmöglichkeiten“. Schon 150 Potsdamer, die sich vorstellen können, Menschen aufzunehmen oder Räume frei haben, hätten sich bei der Stadt gemeldet. Unter der Mailadresse ukraine-helfen@rathaus.potsdam.de seien bisher 300 Hilfsangebote eingegangen, so die Sprecherin, darunter die Hälfte Wohnangebote. 

Beeindruckend sei diese Hilfsbereitschaft, erklärte Dezernentin Meier in einer Mitteilung. Ziel sei es jetzt, die Hilfsangebote noch besser zu kanalisieren – damit sie dort ankommen, wo sie auch gebraucht werden. 

So ermögliche das bereits 2015 genutzte und wieder reaktivierte Hilfsportal www.helpto.de unter anderem die kostenlose Vermittlung von Sachspenden und ehrenamtlichen Tätigkeiten in der Flüchtlingshilfe – wie zum Beispiel das Übersetzen. Eine zentrale Spendensammelstelle der Stadtverwaltung sei aktuell nicht geplant, sagte die Sprecherin. 

Lagerkapazitäten kommen an Grenzen

Bereits in den vergangenen Tagen hatten mehrere Initiativen begonnen, Spenden zu sammeln, um Hilfslieferungen in Richtung Kriegsgebiet zu senden. Die Welle der Solidarität sei enorm gewesen, so der Tenor. Doch nun kommen die Lagerkapazitäten an ihre Grenzen. 

So teilte eine Spendeninitiative in der Bornimer Rückertstraße 17 am Donnerstag mit, man nehme keine neuen Spenden an: „Wir haben so viel erhalten und können es logistisch kaum noch händeln.“ Am heutigen Freitag soll ihr Transporter starten. 

Andere Spendenhelfer sagten gegenüber den PNN, die Menschen müssten nicht alles auf einmal spenden – wenn nun bald weitaus mehr Flüchtlinge in Potsdam ankommen würden, werde zum Beispiel noch jede Menge Kinderkleidung benötigt. 

Dynamische Lage

Wie dynamisch sich die Lage an einem Tag entwickeln kann, zeigte sich am Donnerstag bei der Potsdamer Arbeiterwohlfahrt (Awo). Nachdem am Morgen ein Konvoi aus vier Lastwagen gestartet war, teilte die Wohlfahrtsorganisation am Vormittag noch mit, man benötige zunächst keine weiteren Spenden mehr, die Lager seien gut gefüllt. 

„Die Lage kann sich aber sehr schnell ändern“, gerade wenn Flüchtlinge in Potsdam ankommen würden, hieß es. Am Nachmittag erklärte die Awo dann, für einen weiteren Transport am heutigen Freitag würden noch geladene Handy-Powerbanks, Desinfektions- und Schmerzmittel, Erste-Hilfe-Sets sowie Taschenlampen benötigt. Diese Dinge konnten noch bis zum Freitagmorgen an der Geschäftsstelle in der Neuendorfer Straße 39a abgeben werden. 

Unterstützung von der Tafel

Auch die Potsdamer Tafel in der Drewitzer Straße unterstützt die Ukrainer. Bereits am Mittwoch packten dort Helfer Hunderte Lunchpakete für die Neuankömmlinge, berichtete Tafelchefin Imke Eisenblätter. Die Geflüchteten könnten gegen Vorlage ihres Personalausweises zweimal pro Woche Lebensmittel abholen. Man sei gut vorbereitet, damit das Angebot für alle reiche, sagte Eisenblätter. 

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Am Mittwoch hatte Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) bereits Hilfe des kommunalen Klinikums „Ernst von Bergmann“ angekündigt: Noch diese Woche solle ein Hilfstransport mit medizinischem Material starten, auch mit Hilfe von großzügigen Spenden. Man habe sich zudem an kommunale Großkrankenhäuser und Kliniken in der Region gewandt, mit der Bitte um Unterstützung bei weiteren Hilfslieferungen. Das Klinikum habe seit drei Jahren Kooperationen mit der Universitätsklinik in Kiev und einer Fachpflegeschule in Lviv, so Schubert. 

Im Krisenstab wird wie berichtet über die Versorgung mit Schul- und Kitaplätzen nachgedacht. Zugleich sagte die Stadtsprecherin: „Die Volkshochschule bereitet sich darauf vor, kurzfristig Willkommenskurse zum Deutschlernen für ukrainische Flüchtlinge anzubieten.“ 

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