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Oberbürgermeister Mike Schubert (links) enthüllt gemeinsam mit Günther Kruse in Erinnerung an Hannah Arendt die neue Gedenktafel am früheren Wohnhaus im Stadtteil Babelsberg.

© Andreas Klaer

Gedenktafel in Babelsberg: Erinnerung an Hannah Arendt

Eine Gedenktafel ist am ehemaligen Potsdamer Wohnhaus der politischen Theoretikerin Hannah Arendt angebracht worden. Dass sie dort lebte, war lange unbekannt. 

Potsdam - In Potsdam erinnert seit Donnerstag eine Gedenktafel an die politische Theoretikerin und Publizistin Hannah Arendt. Die Tafel in der Merkurstraße 3 in Babelsberg wurde an ihrem 115. Geburtstag eingeweiht. Ende der 1920er Jahre wohnte Arendt in dem Haus im damaligen Neubabelsberg. Dort schrieb sie eines ihrer ersten Werke. 1929 heiratete sie in Nowawes den österreichischen Philosophen Günther Stern, der sich später Günther Anders nannte. Die Tafel ist aus Sandstein gefertigt, mit einem Porträt Arendts aus Porzellan. Die Kosten von rund 1000 Euro trägt die Stadt.

Die im Jahr 1906 in Hannover geborene Arendt wuchs in Königsberg auf, promovierte 1928 in Heidelberg und setzte ihre wissenschaftliche Arbeit in Berlin fort. Als Kritikerin des Nationalsozialismus und Jüdin gefährdet, floh sie 1933 erst nach Paris. 1941 gelang ihr die Ausreise nach New York. 1951 wurde sie US-amerikanische Staatsbürgerin und lehrte an verschiedenen Universitäten. Zu ihren wichtigsten Werken zählen „Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft“ und „Eichmann in Jerusalem. Ein Bericht über die Banalität des Bösen“.

Adresse in Brief von Heidegger entdeckt

Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) und Brandenburgs Wissenschafts- und Kulturstaatssekretär Tobias Dünow (SPD) dankten den Hauseigentümern Martina und Günther Kruse für ihren Einsatz für die Gedenktafel. Dabei hatten die beiden schon mehr als 20 Jahre in dem Haus gelebt, bevor sie überhaupt erfuhren, dass Arendt dort einst zu Untermiete wohnte. Der Berliner Günter Steinert hatte die Adresse in einem Brief des Philosophen Martin Heidegger entdeckt und daraufhin bei den Kruses geklingelt, wie er am Donnerstag sagte. 

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Wann genau Arendt in der Merkurstraße ein- und wieder ausgezogen ist, sei hingegen unklar, so Günther Kruse. Man vermute dass, sie aus finanziellen Gründen in der Dachkammer des 1927 errichteten Hauses gewohnt habe. Es sei richtig, dass an Leben und Werk Arendts erinnert werde. Sie sei eine Frau von internationaler Bedeutung gewesen. 

Dass gut lesbar vom Bürgersteig aus nun eine Gedenktafel hängt, hat eine lange Vorgeschichte. Die erste Nachfrage in der Stadtverordnetenversammlung stellte Sascha Krämer (Linke) im Jahr 2016. Im selben Jahr wurde auch beschlossen, die Tafel anzubringen. Doch dann dauerte es, bis die Mittel im Haushalt eingeplant waren, Material und Textentwurf mussten in der Gedenktafelkommission geklärt werden und dann kam die Pandemie. „Die Gedenktafel ist ein weiterer Baustein der Potsdamer Erinnerungskultur, die einen Beitrag leistet, Spuren verschiedener Zeitschichten im Stadtbild zu erhalten und durch dauerhafte Installationen im öffentlichen Raum die Stadt als Gedächtnisort sichtbar zu machen“, so Krämer. 

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