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Polizeihauptmeister Martin Heinze wurde in der Nacht zum 20. August 1995 getötet. Eine Tafel in der Polizeiinspektion Potsdam soll nun an ihn erinnern.

© MHF/privat

Gedenken an den Potsdamer Polizisten Martin Heinze: Stich ins Herz

Vor 20 Jahren wurde der Potsdamer Polizist Martin Heinze im Dienst getötet. Sein Tod löste eine große Anteilnahme in Potsdam aus. Mit einem Gottesdienst in der Friedenskirche und einer Gedenktafel soll an ihn erinnert werden.

Potsdam - Aus Bronze ist sie, 23 Kilogramm schwer und 60 mal 42 Zentimeter groß – die Gedenktafel für Martin Heinze soll künftig an den einzigen Polizisten erinnern, der in Potsdam im Dienst getötet wurde. Am heutigen Donnerstag soll die Tafel an die Polizeiinspektion Potsdam übergeben werden. In deren Räumen in der Henning-von-Tresckow-Straße hat Martin Heinze gearbeitet, dort soll sie an ihn erinnern.

Martin Heinze hatte keine Chance

Sein Leben verlor Heinze in den frühen Morgenstunden des 20. August 1995. Heinze und sein Kollege waren auf nächtlicher Zivilstreife im Wohngebiet Drewitz/Kirchsteigfeld unterwegs. Sie hatten den Hinweis bekommen, dass Unbekannte an einer Haustür hantieren. Die Zivilfahnder gingen der Sache nach. Gegen 3 Uhr bemerkten sie einen Verdächtigen auf einem Fahrrad. Sie fuhren ihm nach, nahmen „aus taktischen Gründen getrennt die Verfolgung auf“, wie die Ermittler später rekonstruierten. Bevor der Kontakt abbrach, konnte Martin Heinze noch über Funk eine Festnahme vermelden. Gegen 4 Uhr wurde er „mit einer vermutlichen Stichverletzung im Oberkörper auf einer Zufahrtsstraße zum Baustellenbereich des Wohngebietes aufgefunden“, hieß es später in den Ermittlungsakten. Trotz aller Rettungsversuche starb der 46-Jährige. Es war ein Stich ins Herz. Die Klinge war zwölf Zentimeter lang. Heinze hatte keine Chance.

Der gebürtige Potsdamer hinterließ eine Frau und zwei Töchter, damals sieben und 15 Jahre alt. Der „Grüne Stern“, die Hilfsorganisation für im Dienst verunglückte Polizisten, getragen von der Gewerkschaft der Polizei, kümmerte sich zunächst um die Hinterbliebenen. Sein Tod löste in Potsdam große Anteilnahme aus. Der damalige Innenminister Alwin Ziel (SPD) sagte zu, dass jeder Beamte eine eigene Schutzweste erhalten würde. Halb so schwer wie die damals üblichen, von denen es außerdem nicht genug gab.

Täter wurde in einem Wohncontainer festgenommen

Der Täter flüchtete in der Tatnacht zunächst. Heinze wurde schwerverletzt von seinem 35-jährigen Kollegen gefunden. Dieser erlitt einen Nervenzusammenbruch. Der Mann, der Martin Heinze das Leben genommen hatte, wurde wenig später in einem Wohncontainer auf einer nahe gelegenen Baustelle festgenommen. Er hatte keine Papiere bei sich. Von seinem Komplizen fehlte jede Spur. Laut Anklageschrift soll er 1994 illegal nach Deutschland eingereist sein und seinen Lebensunterhalt mit Diebstählen bestritten haben. Es handelte sich um den damals 44-jährigen Ryszard L. aus dem polnischen Grabowiec.

Wichtigstes Beweismittel in dem Prozess gegen L., der ein knappes Jahr später vor dem Potsdamer Landgericht stattfand, waren die Blutspritzer, die damals an der Hose des Angeklagten entdeckt worden waren. Mit Hilfe der seinerzeit relativ neuen Methode des genetischen Fingerabdrucks konnten sie Heinze zugeordnet werden. L. war kein unbeschriebenes Blatt: Laut Anklageschrift war der gelernte Elektromonteur mehrfach vorbestraft. In Polen soll er unter anderem sechs Jahre wegen eines Überfalls im Gefängnis gesessen haben. Auch dabei soll er ein Messer benutzt haben.

Jakobs: "Es ist wichtig, dass wir Menschen wie Martin Heinze gedenken"

Das Potsdamer Gericht verurteilte L. wegen Mordes zu lebenslanger Haft. Ein solche Strafe bedeutet in Deutschland meist höchstens 15 Jahre Gefängnis. L. musste sie komplett verbüßen. Eine häufig praktizierte Entlassung auf Bewährung nach zwei Dritteln der Haftzeit kam bei ihm nicht infrage. Aufgrund der Schwere der Schuld, so die Staatsanwaltschaft, dürfe der Polizistenmörder nicht vorzeitig entlassen werden. Während des Strafvollzuges in der Justizvollzugsanstalt Brandenburg an der Havel hatte sich die Staatsanwaltschaft erneut mit L. zu befassen. Es ging um Gefangenenmeuterei und Körperverletzung. In einem Gutachten stellte eine Berliner Fachärztin für Psychologie und Neurologie fest, es sei nicht auszuschließen, dass L. wieder ähnliche Straftaten begehe. Nach 15 Jahren, im Jahr 2010, wurde er entlassen.

Der Tod von Martin Heinze mache bis heute deutlich, wie anspruchsvoll und gefährlich die Aufgaben von Polizisten sein können, so Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD). „Er ist bei seinem Einsatz für uns, für die Sicherheit in der Gesellschaft ermordet worden. Es ist wichtig, dass wir Menschen wie Martin Heinze gedenken.“

Zur Gedenkfeier kommen auch Politiker

An ihn soll nun auch die Gedenktafel erinnern. Angefertigt wurde sie von einer Firma aus Königs Wusterhausen im Auftrag des Martin-Heinze-Fonds, finanziert aus Spenden. Der Fonds existiert seit 2012 und kümmert sich um Polizisten, die Opfer von Gewalt geworden sind, und deren Hinterbliebene. Schirmherr ist Innenminister Karl-Heinz Schröter (SPD). „Die Polizei hat für ihre Arbeit die volle Solidarität von uns allen verdient“, so Schröter in einem Grußwort. Das müsse besonders dann gelten, wenn Beamte angegriffen werden, zu Schaden kommen oder gar im Dienst ihr Leben verloren haben. Sie und ihre Familien oder Hinterbliebenen, so Schröter, dürfen dann nicht allein gelassen werden, sie haben Zuspruch, Zuwendung und Unterstützung verdient.

Übergeben werden soll die Gedenktafel am heutigen Nachmittag im Rahmen eines Gedenkgottesdienstes in der Friedenskirche anlässlich des 20. Todestags Heinzes, der um 15 Uhr beginnt. Neben Heinzes Töchtern und früheren Kollegen werden auch Politiker wie Brandenburgs ehemaliger Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) und Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) erwartet, sagte Ullrich Papperitz den PNN. Der frühere Polizeidirektor gehört zu den Organisatoren des Martin-Heinze-Fonds. „Die Anteilnahme der Bevölkerung ist für die Polizisten sehr wichtig“, so Papperitz.

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