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Garnisonkirche und Rechenzentrum in Potsdam: Künstlerviertel für Potsdams Mitte

Kreative sollen an der Plantage doppelt so viel Platz wie im Rechenzentrum erhalten. Wo genau, ist bislang offen.

Potsdam - Mit dem klaren Bekenntnis zu einer Heimstatt für Künstler in der Potsdamer Mitte ist der sogenannte Szenario-Workshop zum Gebiet um das einstige Rechenzentrum am Samstag zu Ende gegangen. Demnach soll an der Plantage ein Standort der Kultur- und Kreativwirtschaft entstehen, der sogar deutlich größer ist, als das von den Künstlern derzeit genutzte Haus des früheren Rechenzentrums an der Ecke Breite Straße/Dortustraße. Im neu zu bauenden Künstler-Quartier sollen den Kreativen künftig etwa 10 000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche zur Verfügung stehen – das ist doppelt so viel wie im Rechenzentrum. Städtebaulich bedeutsame Themen, wie etwa der mögliche Wiederaufbau des Kirchenschiffs der Garnisonkirche sowie die bauliche Zukunft des Rechenzentrums wurden allerdings nach Aussagen von Teilnehmern auf dem Workshop nicht behandelt. Der Workshop fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.

Sollte das Schiff der Garnisonkirche am historischen Standort wiederaufgebaut werden, so müsste dafür bekanntlich aus Platzgründen ein Teil des Rechenzentrums weichen. Über das Grundstück, das der Stiftung Garnisonkirche gehört, habe man auf dem Workshop nicht geredet, sagte Bert Nicke, Geschäftsführer des Sanierungsträgers Potsdam. Die Flächen, die rings um den Standort der früheren Garnisonkirche für die Künstler entwickelt werden sollen, gehören laut Nicke dem Sanierungsträger Potsdam. Dabei geht es ungefähr um das Gelände von der alten Feuerwache im Osten bis zur Dortustraße im Westen – unter Aussparung des Kirchengrundstücks.

Wohnungen und Gastronomie sollen auf dem künftigen Künstler-Areal ebenfalls Platz finden

Auf dem zu entwickelnden Areal soll es jedoch nicht nur Platz für Künstler geben. Denn im Workshop hat man sich dafür ausgesprochen, auf dem Gelände auch Wohnungen und Räume für Gastronomie zu schaffen. Insgesamt sollen rund 20 000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche entstehen, die Hälfte davon für die Räume der Künstler. Wie das neue Areal insgesamt baulich strukturiert wird, etwa wie viele Gebäude errichtet werden, ist noch völlig offen. Bis Ende dieses Jahres sollen in der Stadtpolitik die nötigen Beschlüsse gefasst werden, um das Vorhaben realisieren zu können.

Dabei ist den Beteiligten offenbar klar, dass es einen deutlichen Zeitdruck gibt. „Also müssen wir jetzt unmittelbar die Ärmel hochkrempeln“, sagte etwa Potsdams Baubeigeordneter Bernd Rubelt (parteilos) bei der Vorstellung der Ergebnisse des Workshops. Denn 2023 läuft die von der Bauaufsicht gesetzte Nutzungsfrist für das Rechenzentrum aus. Eine weitere Verlängerung würde schwere rechtliche Probleme aufwerfen (PNN berichteten). Aber auch für die Zeit bis dahin ist die Situation für die Künstler im Rechenzentrum im Wesentlichen noch nicht vertraglich gesichert. Wie berichtet läuft der Mietvertrag mit den Kreativen im August 2018 aus. Eine Verlängerung bedarf nicht zuletzt der Zustimmung der Stiftung Garnisonkirche, da ein Teil des Rechenzentrums auf deren Grundstück steht. Stiftungsvorstand Wieland Eschenburg vermochte am gestrigen Sonntag auf PNN-Anfrage noch keine konkrete Auskunft zu geben, wie sich die Stiftung positionieren wird. Man wolle sich zunächst die Ergebnisse des Workshops erläutern lassen. „Da kann es von uns vorher keine Aussage geben“, sagte Eschenburg. Am Freitag dieser Woche tagt das Stiftungskuratorium. Das Rechenzentrum stehe dabei auf der Tagesordnung, so Eschenburg.

Zukunft des Rechenzentrums in Potsdam: Workshop unter Ausschluss der Öffentlichkeit

Für das neue Kreativzentrum, das möglichst bis 2023 an der Plantage entstehen soll, hat man sich im Ergebnis des Workshopverfahrens dafür ausgesprochen, eine von der Stadt Potsdam unabhängige Trägerstruktur zu schaffen. Dabei ist im Gespräch, das Projekt in die Hände einer Stiftung zu geben. Ziel sei „eine möglichst große Selbständigkeit“ des neuen Zentrums, sagte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD).

Das Verfahren des Workshops, an dem unter anderem Vertreter der Kommunalpolitik und des Sanierungsträgers sowie Künstler – nicht nur aus dem Rechenzentrum – teilgenommen hatten, ist in der Vergangenheit aber auch auf deutliche Kritik gestoßen. So kritisierte das Bündnis „Stadtmitte für alle“ unter anderem, dass der Workshop unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfand. Darüber hinaus gebe es methodische Mängel. Martina Trauth, parteilose Kandidatin der Linken für das Amt der Oberbürgermeisterin, hatte moniert, dass der städtische Beteiligungsrat nicht hinzugezogen wurde.

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