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Garnisonkirche Potsdam: Umstrittenes Mahnmal sucht Sponsoren

Die Stiftung Garnisonkirche Potsdam wirbt in ihrem neuen Katalog um insgesamt 18,5 Millionen Euro an Spenden, um 300 Bauteile des Turms wieder beschaffen zu können. Noch immer gibt es Kritik am geplanten Aufbau.

Potsdam - Eine Tür kostet 40.000 Euro, ein ovales Fenster 10.000 Euro, und ein Ziegelstein soll für 100 Euro erhältlich sein: Am Freitag stellte die Stiftung Garnisonkirche Potsdam ihren neuen Spendenkatalog für den umstrittenen Wiederaufbau des Kirchturms vor, den die SED-Behörden 1968 zusammen mit dem ausgebombten Kirchenraum sprengen ließen.

Auf 80 Seiten werden nun Spender für rund 300 Bauteile des Turms gesucht, daneben aber auch Firmen, die sich an der Innenausstattung etwa mit einer Mikrofonanlage beteiligen wollen. Wenn alle Bauteile einen Sponsor fänden, würde die Stiftung dadurch faktisch 18,5 Millionen Euro erhalten. Im vergangenen Jahr hatte ein ähnlicher Katalog rund 2,5 Millionen Euro Spenden eingebracht.

Der Vorsitzende des Stiftungs-Kuratoriums, Altbischof Wolfgang Huber, zeigte sich „außerordentlich glücklich, dass wir die Ausschreibungen für den Bau beginnen konnten, weil wir eine geschlossene Finanzierung nachweisen können“. Demnach wird der Bau des Kirchturms rund 38 Millionen Euro kosten. Zur Verfügung hat die Stiftung derzeit rund 27,5 Millionen Euro. Damit konnte sie einen Förderantrag bei Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) stellen.

Bauarbeiten für Turm der Garnisonkirche sollen im Herbst starten

Wie der Kommunikationsvorstand der Stiftung, Wieland Eschenburg, berichtete, soll die Baustelle für den Kirchturm im September eingerichtet werden, die eigentlichen Bauarbeiten sollen im Oktober beginnen. Dazu gehört die Gründung des Turms, der eine Nutzfläche von 1.200 Quadratmetern umfasst, auf 38 Pfählen, die 38 Meter in den Boden reichen.

Der Vorsitzende der Fördergesellschaft für den Wiederaufbau, Matthias Dombert, nannte den bevorstehenden Baustart einen wichtige Etappe des Projekts. Nun wolle die Fördergesellschaft es verstärkt der Öffentlichkeit erläutern, kündigte Dombert an. So sei ein „sehr ehrgeiziges Besucherbetreuungsprogramm“ geplant.

Die bis 1735 errichtete Garnisonkirche war einer der bedeutendsten Bauten des norddeutschen Barock. Bekannt ist sie auch durch den sogenannten „Tag von Potsdam“ am 21. März 1933. Damals trafen sich Reichskanzler Adolf Hitler und Reichspräsident Paul von Hindenburg an den Grabstätten der preußischen Könige Friedrich Wilhelm I. und Friedrichs des Großen. Die Begegnung verschaffte Hitler große Unterstützung im nationalen Lager. Das Gotteshaus wurde 1945 durch Bomben zerstört, die Ruine 1968 auf Veranlassung der DDR-Behörden gesprengt.

Widerstand von Bürgerinitiativen

In den kommenden Jahren soll der Turm in seiner äußeren historischen Form wiederentstehen und ein Versöhnungszentrum aufnehmen. Gegen das Projekt wenden sich jedoch unter anderem eine Bürgerinitiative „Für ein Potsdam ohne Garnisonkirche“ und eine bundesweite Initiative „Christen brauchen keine Garnisonkirche“. Sie sehen darin einen untauglichen Versuch, das „problematische Bündnis von Thron und Altar“ in der deutschen Geschichte aufzuarbeiten. (KNA)

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