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Jörg Hartmann, Barbara Kuster und Jeanne van Dijk (v.l.) präsentieren einen Vorgeschmack auf die Ausstellung. 

© Andreas Klaer

Garnisonkirche: Kunstausstellung im Garnisonkirchen-Rohbau

Die Garnisonkirchen-Stiftung und Künstler aus dem Rechenzentrum planen eine gemeinsame Ausstellung in der unfertigen Turmkapelle. Ein prominenter Potsdamer Schauspieler wurde als Botschafter gewonnen

Von Peer Straube

Potsdam - Die Künstler im Rechenzentrum und die Initiatoren des Wiederaufbaus der Garnisonkirche – das galt nicht gerade als harmonische Beziehung. Bislang standen viele der Künstler im DDR-Bau dem Rekonstruktionsprojekt eher unversöhnlich gegenüber. Nun allerdings gibt es ein erstes Anzeichen der Entspannung. Im nächsten Frühjahr soll die derzeit im Bau befindliche Kapelle im Kirchturm den Rahmen für eine Ausstellung bilden. Unter dem Titel „Blickwinkel“ wollen rund 30 Kreative, davon ein Drittel aus dem Rechenzentrum, dann ein Wochenende lang auf der Baustelle ihre Werke präsentieren. Bilder, Skulpturen, vielleicht auch die eine oder andere Lichtinstallation – „Hauptsache, am Ende entsteht ein stimmiges Gesamtbild“, sagte die Künstlerin Jeanne van Dijk, die gemeinsam ihrem Kollegen Lars Kaiser und Garnisonkirchen-Stiftungsvorstand Wieland Eschenburg die Idee dafür hatte, am Freitag bei der Vorstellung des Vorhabens.

Die Ausstellung soll kein Einzelprojekt bleiben

Man wolle damit kein politisches Zeichen setzen, betonte van Dijk im Hinblick auf den Streit um den Wiederaufbau des einstigen Potsdamer Wahrzeichens. Es gebe so viele engagierte Künstler in Potsdam, die Räume brauchten. „Und hier entsteht Raum, der auch temporär genutzt werden kann.“ Van Dijk wünscht sich, während der wohl bis 2022 dauernden Bauarbeiten mindestens einmal jährlich eine solche Ausstellung im unfertigen Kirchturm stattfinden kann.

Rund 20 Künstler hätten bereits ihr Interesse signalisiert, ein Drittel fehlt also noch. Das liege aber weniger an einer möglichen Gegnerschaft der Künstler bei Frage des Wiederaufbaus, sondern daran, dass die Werke in ihrer Gesamtheit auch zueinander passen müssten, erklärte van Dijk.

Die Ausstellung werde nur an einem Wochenende gezeigt, weil die Bauarbeiten nicht unterbrochen werden sollen. Daher würden auch die Baugerüste in die Schau einbezogen. Probleme erwarte er nicht, sagte Bauleiter Andreas Gillmeier den PNN. „Das ist mit uns alles gut abgestimmt.“ In den nächsten acht Wochen werde die Decke über der Kapelle eingezogen – eine Voraussetzung dafür, dass die Schau überhaupt stattfinden kann. Schließlich sollen die Kunstwerke nicht der Witterung ausgesetzt sein. Gillmeier freut sich über das Projekt: „Es ist doch gut, wenn die Bevölkerung den Wiederaufbau auch auf diese Weise begleiten kann.“

Jörg Hartmann wirbt für das Projekt

Freude herrscht auch bei Jörg Hartmann. Der Potsdamer Schauspieler, bekannt unter anderem als Dortmunder „Tatort“-Kommissar, war am Freitag auf Einladung der Initiative „Mitteschön“ quasi als Botschafter für das Kooperationsprojekt vor Ort. Hartmann ist wie berichtet selbst ein bekennender Fan des Wiederaufbaus der Potsdamer Mitte und der Garnisonkirche, kennt aber als Künstler zugleich auch die Sorgen seiner Kollegen im Rechenzentrum. Er habe selbst bis vor Kurzem ein Atelier in dem Gebäude gehabt, erzählte der Schauspieler. Er habe es zum Schreiben genutzt, auch seine Freundin, die Fotografin ist, habe dort gearbeitet. Doch schließlich habe man den Raum aufgeben, weil er dann doch zu selten genutzt wurde. Neun Euro pro Quadratmeter habe er dort gezahlt, sagte Hartmann. Er freue sich, dass die Miete auch in dem geplanten Neubau als Ersatz für das Rechenzentrum nicht höher liegen soll. „Wenn das gelingt, kann ich nur für einen Neubau werben“, sagte er. Ein solcher biete so viel mehr Möglichkeiten für die Künstler als der unsanierte DDR-Bau, dessen Erhalt er nicht befürworte. Abgesehen von dem Mosaik „Der Mensch bezwingt den Kosmos“ von Fritz Eisel habe das Bauwerk architektonisch nicht viel zu bieten. Das Mosaik könne er sich sehr gut am neuen Künstlerhaus vorstellen, womöglich am Langen Stall, sollte es dort errichtet werden.

Olaf Thiede hofft auf Versöhnung

Der Potsdamer Maler Olaf Thiede, der sich ebenfalls bei „Mitteschön“ engagiert, erhofft sich von dem Ausstellungsprojekt eine versöhnliche Wirkung auf Befürworter und Kritiker des Wiederaufbaus der Garnisonkirche. Wenn das Areal zwischen Kirchenbaustelle und Rechenzentrum anlässlich der Schau etwas „bespielt“ werde, wenn es Publikumsverkehr gebe, gewinne man einen ersten Eindruck davon, wie fruchtbar es für beide Seiten sein könne, wenn Kirche und neues Künstlerquartier erst fertig seien, sagte er. Gerade die Kunst sei dazu geeignet, „Dinge auch differenzierter zu betrachten“. Auch „Mitteschön“-Sprecherin Barbara Kuster sprach von einer „großartigen Idee“.

Für den Schauspieler ist das an der Garnisonkirche geplante neue Künstlerquartier der logische Schlusspunkt einer fußläufigen Kunstmeile, die vom Museum Barberini und dem Potsdam Museum am Alten Markt über den neuen Markt bis zur Plantage reicht: „Das wäre doch fantastisch für Potsdam.“

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