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Während die Mitarbeiter des Bauhofs noch die Poller in der Dortustraße verankern, testet der pensionierte Revierpolizist Joachim Pfeifer die Funktionsfähigkeit des abklappbaren Exemplars. Die Sperren sollen illegale Autofahrten durch die Fußgängerzone unterbinden.

© Andreas Klaer

Fußgängerzone der Brandenburger Straße: Poller statt Polizisten

Falschfahrer sollen durch neue Poller in der Fußgängerzone der Brandenburger Straße gestoppt werden. Doch es zeigen sich schon neue Probleme.

Potsdam - Aus Stahl sind sie, 85 Zentimeter hoch, schwarz und mit einem rot-weißen Warnaufkleber versehen: Die neuen Poller sollen seit dem gestrigen Dienstag Autofahrer davon abhalten, bei der Fahrt von Nord nach Süd oder umgekehrt die Fußgängerzone der Brandenburger Straße zu überqueren. Aufgestellt wurden sie in der Dortustraße und der Hermann-Elflein-Straße – jeweils nur an einer Seite der Brandenburger Straße. Der mittlere Poller ist jeweils abklappbar, damit Rettungsfahrzeuge durchkommen.

Die Abkürzung durch die barocke Innenstadt war bisher durchaus populär. Täglich konnte man einheimische und ortsfremde Autofahrer beobachten, die trotz Verbots die Fußgängerzone überquerten. Bei einer Verkehrszählung vor drei Jahren kam die Stadtverwaltung auf 29 Durchfahrten in einer Stunde. In der Hermann-Elflein-Straße waren es 14.

Ärger für Händler, Anlieger und Fußgänger

Bisher war das ein großes Ärgernis für Händler und andere Anlieger. Außerdem kam es regelmäßig zu brenzligen Situationen, weil die Fußgänger in der Brandenburger Straße natürlich nicht mit den Autos rechneten. Die Polizei kontrollierte zwar immer wieder und verhängte Bußgelder, doch am Problem änderte sich nichts. Mehrfach hakte die CDU-Fraktion bei der Verwaltung nach, wann Poller aufgestellt werden. Bereits vor drei Jahren hatte die Stadtverwaltung deshalb angekündigt, die Zufahrt mit Pollern dichtzumachen. Doch es stellte sich heraus, dass im damaligen Doppelhaushalt kein Geld dafür eingeplant war. Also wurde gewartet.

Der Doppelhaushalt 2014/2015 sah dann eigentlich schon den Bau der Poller vor. Doch dann traten neue Fragen auf: Die ursprünglich vorgesehenen elektrisch versenkbaren Poller erwiesen sich als störanfällig und mit etwa 8500 Euro pro Stück auch als ziemlich kostspielig, so der Fachbereichsleiter für Grün- und Verkehrsflächen, Norbert Praetzel. Die nun installierten Stahlrohre kommen mit 200 bis 400 Euro deutlich günstiger – je nachdem, ob klappbar oder nicht.

Den Poller im Notfall umlegen

Außerdem habe es im Vorfeld der Absperrung auch intensive Absprachen mit der Stadtentsorgung, dem Winterdienst und der Feuerwehr gegeben. Ausschließlich feste Poller kamen unter anderem deshalb nicht infrage, weil die Fahrzeuge der Müllabfuhr in den engen Seitenstraßen nicht wenden können und auch nicht genug Platz vorhanden sei, um sicher rückwärts fahren zu können. Für die Rettungsfahrzeuge erwiesen sich die Poller nach Angaben der Stadtverwaltung als unproblematisch. Die Feuerwehr passe ihre Fahrtrouten an und besitze außerdem die nötigen dreikantigen Spezialschlüssel, um den abklappbaren Poller notfalls umzulegen.

Rechtlich ändert sich durch die Poller nichts. Schilder, die auf das Durchfahrtsverbot hinweisen, stehen nach wie vor an allen Zufahrten. Ausnahmen gibt es nur für Lieferanten zwischen 19 Uhr abends und 11 Uhr am Vormittag. Der Lieferverkehr zu den zahlreichen Geschäften in der Brandenburger Straße muss nun von der jeweils offenen Seite in die Fußgängerzone einfahren. Wer ohne Erlaubnis durch die Fußgängerzone fährt und von der Polizei erwischt wird, muss mit einem Verwarnungsgeld von 20 Euro rechnen.

Ein Problem beseitigt, ein neues Problem geschaffen

Derartige Extrakosten können sich Autofahrer natürlich sparen, wenn sie sich an die Verkehrsregeln halten. Allerdings war bereits am Dienstag zu beobachten, dass sich einige auch von den Pollern nicht stoppen lassen: Bereits in den ersten zehn Minuten nach Installation der Poller am Dienstagvormittag kamen vier Autos durch die Dortustraße aus Richtung Charlottenstraße und fuhren einfach direkt durch die Fußgängerzone bis zur Jägerstraße – nachdem sie bemerkten, dass die direkte Überquerung wegen der Poller an der gegenüberliegenden Straßenseite nicht mehr möglich war. Ein weiterer Autofahrer bog durch die Brandenburger Straße Richtung Lindenstraße ab. Offenbar haben die neuen Poller zwar ein Problem beseitigt, aber ein neues geschaffen.

Erschwert werden soll die illegale Abkürzung durch die Fußgängerzone im Laufe des Jahres, wenn auch an den Kreuzungen der Brandenburger Straße mit der Lindenstraße und der Jägerstraße Poller installiert werden. Die Verwaltung will in der Zwischenzeit die Wirkung der Poller prüfen. Ganz aufgehalten werden renitente Fahrer wohl dennoch nicht: Weil die Poller abwechselnd auf der Nord- und der Südseite aufgestellt werden, bleibt eine Zickzackfahrt durch die Fußgängerzone möglich. Zudem könnten Kleinwagen durch den Abstand von 2,20 Meter zwischen den Pollern hindurchschlüpfen.

Die neuen Poller nahm am Dienstag auch der frühere Revierpolizist Joachim Pfeifer in Augenschein. Er war von 1992 bis zu seiner Pensionierung 2014 für die Innenstadt zuständig. Gut 40 000 Kilometer habe er in dieser Zeit zu Fuß zurückgelegt. Die illegalen Fahrten durch die Fußgängerzone gehörten auch zu seinen täglichen Aufgaben: „20 bis 25 Fahrer habe ich täglich zur Kasse gebeten“, erinnerte sich der 62-Jährige. Es habe viele gefährliche Momente gegeben, als Autos mit Tempo 50 über die Fußgängerzone fuhren. Er hofft, dass sich die Lage nun entspannt.

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