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Gegen das Vergessen: Fußballfans gedenken Opfern in Nowawes. 

© Ottmar Winter

Fußballfans gedenken Holocaust-Opfern: Eine Kerze für jedes Menschenleben

In Nowawes erinnerten Mitglieder der Fangruppe „Filmstadt Inferno“ des SV Babelsberg 03 am Montag mit einem "Stolpersteinspaziergang" an die Menschen, die aus Babelsberg vertrieben und von Nationalsozialisten ermordet wurden.

Potsdam - Für jedes Menschenleben stellen sie eine Kerze auf den Boden und lassen sie erleuchten: Mitglieder der Fangruppe „Filmstadt Inferno“ des SV Babelsberg 03 führen am Montagabend rund 50 Fußballer, Fans und Freunde durch den Stadtteil Nowawes. Mit dem „Stolpersteinspaziergang“ wollen sie in Kooperation mit der Stiftung Sozialpädagogisches Institut Berlin (SPI) und der Geschichtswerkstatt Nowawes auf das Leid, das das NS-Regime auch in Babelsberg verursacht hat, aufmerksam machen.

Die Organisatoren des Spaziergangs wollen namentlich nicht genannt werden. Man wolle „Konflikte mit anderen Fangruppen“ vermeiden. Gerade in Brandenburg, wo viele Fanszenen Probleme mit Rechtsextremismus hätten, sei es ihnen jedoch wichtig, ein politisches Zeichen zu setzen. „Heute ist ein Datum, an dem wir innehalten und den Alltag unterbrechen“, machen sie zu Beginn der Veranstaltung deutlich.

Erschütternde Schicksale

Die Schicksale der jüdischen Potsdamer in Nowawes verliest die Fangruppe an jedem Stein: Margot Falkenberg und Kurt Samter standen kurz vor der Ausreise aus Deutschland, als ihr Antrag zurückgezogen wurde und sie ins Lager deportiert wurden. Theodor und Helene Dornbusch begingen im Konzentrationslager Suizid. Betti und Albert Rosenbaum sind heute noch als Nowaweser Künstler bekannt. Fünf Orte sind es insgesamt, an denen die jungen Männer und Frauen neben auch Blumen niederlegen und die Stolpersteine reinigen.

Viele Teilnehmer sind gekommen, um sich zu informieren. Anton Bormann, der beim SV Concordia Nowawes in der A-Jugend spielt, wohnt schon lange in Babelsberg. „Trotzdem weiß man nicht alles, was vorher hier passiert ist“, sagt er. Den „Stolpersteinspaziergang“ nutzt er als Möglichkeit, etwas über die Geschichte seiner Umgebung zu lernen. Auch vom SV Babelsberg 03 und anderen Potsdamer Vereinen sind Fußballer und Fans gekommen.

Die Mitglieder der Fangruppe verstehen sich bewusst als „antifaschistische Fußballfans“ und wollen den Spaziergang als Tradition in den nächsten Jahren fortführen. Das finden auch andere Potsdamer gut: „Ich freue mich gerade über die vielen jungen Leute, die hier die Erinnerungskultur bewahren“, sagt Marion Nobst. Wenigstens zwei Stunden will auch sie innehalten und sich „dem Grauen stellen“.

Sophie Laaß

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