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Für Künstler in Potsdam: Rechenzentrum wird „Kreativkosmos“

Potsdam hat Platz für Künstler geschaffen: Ab dem 1. September können Kreative in die Räume des Rechenzentrums einziehen. Das Interesse ist groß.

Potsdam - Die Nutzung des Rechenzentrums für Kreative rückt näher: Am Dienstag unterzeichneten Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) sowie Vertreter vom Sanierungsträger Potsdam, dem Hauseigentümer, und der Stiftung Sozialpädagogisches Institut Berlin (SPI), des künftigen Betreibers, den Konzessionsvertrag über das Bürohaus in der Breiten Straße, Ecke Dortustraße. Ab 1. September sollen die ersten 90 Räume in der dritten und vierten Etage von Künstlern bezogen werden können, ab 1. Januar 2016 sollen auch die verbliebenen alten Nutzer ausgezogen sein und das Haus dann komplett mit 5300 Quadratmetern Fläche den Kreativen zur Verfügung stehen, erklärte Sanierungsträger-Chef Bernd Nicke. Anwesend war auch der bereits zum Maskottchen des Projektes avancierte „Kreativkosmonaut“, ein mit Affenkostüm und Astronautenanzug ausgestatteter Vertreter der Kulturlobby-Initiative – eine Anspielung auf das Mosaik „Der Mensch besiegt den Kosmos“ von Fritz Eisel, das die Fassade des Rechenzentrums schmückt. „Ein kleiner Schritt für Künstler, aber ein großer für Potsdam“, kommentierte er die Vertragsunterzeichnung.

Künstler ziehen ab dem 1. September ins Rechenzentrum

Nun soll zunächst ein neuer Leiter für das Haus gefunden werden, sagte Andreas von Essen vom Betreiber SPI. Man suche jemanden, der in der Potsdamer Szene verankert sei. Die Arbeit im „Kreativkosmos“ soll zudem von einem fachlichen Beirat mit Vertretern unter anderem aus der Lokalpolitik, von der Stadtverwaltung, dem Sanierungsträger und der Garnisonkirchenstiftung begleitet werden. Ein erstes provisorisches Treffen werde es am 20. August geben – noch in der politischen Sommerpause.

Denn zum 1. September sollen die ersten Künstler das Rechenzentrum beziehen. Von den dann bereitstehenden 90 Räumen seien nach wenigen Tagen bereits 25 vermietet, sagte Andreas von Essen. Bei einer Onlinebefragung im Mai hatten sogar 153 Kreative ihr Interesse an einem Raum bekundet.

Rechenzentrum müsste weichen, wenn das Kirchenschiff der Garnisonkirche gebaut wird

Die SPI war als Betreiber bei einem Interessenbekundungsverfahren als Sieger hervorgegangen. In Potsdam betreibt die Stiftung bereits den Lindenpark. In Berlin habe man umfangreiche Erfahrungen mit ähnlichen Künstlerhäusern, sagte Andreas von Essen: Rund 40 solcher Einrichtungen werden von einer Tochterfirma betrieben, am bekanntesten ist das Künstlerhaus Bethanien in Berlin-Kreuzberg.

Der Sanierungsträger überlässt das Rechenzentrum dem Betreiber kostenlos. Betriebskosten und weitere Kosten etwa für Personal müssen über Mieten refinanziert werden. Der Vertrag gelte für dreieinhalb Jahre, hieß es. Bekanntlich steht das Rechenzentrum dem von der Garnisonkirchenstiftung verfolgten Wiederaufbau der Garnisonkirche an der Breiten Straße im Weg. Es müsste weichen, wenn das Kirchenschiff gebaut wird. Wann es zu einem Baustart kommt, ist momentan aber völlig offen. Oberbürgermeister Jakobs hatte die Zwischennutzung für die Kreativszene ins Spiel gebracht. Viele Künstler und Musiker hatten im Frühjahr 2014 die Alte Brauerei als Atelier- und Probenhaus verloren, weil der Gebäudekomplex am Fuß des Brauhausbergs zum Wohnquartier entwickelt wird. In der Folge gab es Proteste, vor einem Jahr gründete sich die Kulturlobby als neue Netzwerkinitiative für die Kreativen.

Platz für alternative Kultur in Potsdam

Jakobs bestärkte die Kreativen am Dienstag, die Vertragslaufzeit dafür zu nutzen, „Vorstellungen zu entwickeln, die eine weitere Nutzung realisieren“. Die Landeshauptstadt werde das „produktiv begleiten“, betonte er. Sanierungsträger-Chef Bert Nicke dankte den für die Vorbereitung der Umnutzung engagierten Beteiligten: der Kulturlobby, der Fachhochschule Potsdam und dem Verein Mitmachen, die die Gespräche über ein Nutzungskonzept in den vergangenen Monaten vorangetrieben haben. Mit der Entscheidung für das Rechenzentrum als Innenstadtstandort bekomme auch alternative Kultur in Potsdam den wichtigen Ort, „den sie verdient“, betonte SPI-Vorstandschefin Birgit Hoppe.

Der „Kreativkosmos“ soll auch für Bürger offenstehen, sagte Kristina Tschesch von der Kulturlobby. Geplant seien Ausstellungen und Mitmachaktionen, auch eine kleine Gastronomie sei vorstellbar. Momentan ist im Rechenzentrum montags, mittwochs und freitags von 16 bis 20 Uhr eine Ausstellung über das Eisel-Mosaik zu sehen.

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