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Wollen nicht weg. Die Wagenburg-Bewohner feierten ihr Herbstfest.

© M. Thomas

Landeshauptstadt: Für die Wagenburg

Harder kritisiert Angebot der Stadtverwaltung

Hermannswerder - Dirk Harder, langjähriger Vorsitzender des Stadtjugendringes und jetzt Mitbetreiber des Freiland-Jugendzentrums, hat sich am Rande des Herbstfestes der „Wagenhausburg“ auf Hermannswerder am Samstag gegen die Vermarktung des Geländes ausgesprochen . „Ich halte es für eine verfehlte Politik, jedes Stückchen Land für immer mehr Einwohner und immer mehr Profit zu verbauen“, sagte er.

Auf dem Areal zwischen Fähranleger und den Werkstätten des Jugendhilfevereins Bus e.V. hat sich seit mehr als zehn Jahren ein alternatives Wohnprojekt, von den Bewohnern „Wagenhausburg“ genannt, etabliert. Es besteht aus sieben Wohnwagen und einem festen einstöckigen Gebäude. Das Gelände gehört der Stadt Potsdam. Die Verwaltung will es verkaufen, um darauf Wohnungen zu bauen. Sie kalkuliert mit einem Erlös von sechs Millionen Euro. Die Wagenburgler will die Verwaltung daher nur noch begrenzte Zeit – maximal fünf Jahre – dulden und dann umquartieren.

Harder, der diesen Weg für verfehlt hält, erinnert an den langen Kampf um das Jugendhaus in der Schulstraße. Ursprünglich habe die Firma Semmelhaack die ehemalige Schule für 1,4 Millionen Euro kaufen wollen. Das jetzige Jugendhaus mit Herberge bringe der Stadt jetzt Steuereinnahmen „und nach 30 Jahren erhält sie das Grundstück vertragsgemäß zurück“. Zur Wagenhausburg auf kommunalem Land sagte Harder: „Die Gesellschaft muss akzeptieren, dass es nicht nur eine bestimmte Lebensart gibt.“

Auf dem rund 1000 Quadratmeter großen Wagenburg-Grundstück hatten sich Samstag über 100 Menschen eingefunden. Es gab Verkaufsstände zu Spendenpreisen, mehrere Lagerfeuer, Kneten und Malen für Kinder, eine „schöne Wunderbar“ für die Großen und für alle das Open-Air-Kino auf einer Riesen-Leinwand zwischen Pappelästen.

Der ungelöste Konflikt um den Verbleib der Bewohner spielte auf dem Fest keine Rolle. Lediglich am Eingang waren die neuesten Zeitungsartikel ausgehängt. Wagenburg-Sprecherin Chica Schmidt: „Heute wollen wir vor allem feiern und uns nicht zu den Problemen äußern.“ Auf Nachfrage verwies Schmidt jedoch auf den zehn Jahre alten Pachtvertrag mit der Stadt. Darin sei die Prüfung eines Erbbaurechtsvertrages festgeschrieben. „Wir stehen mit dem Bauamt der Stadt darüber in Verhandlungen.“

Für solch „fliegende Bauten“ sei rein rechtlich kein Erbbauvertrag möglich, hatte Stadtplanungschef Andreas Goetzmann jüngst im Hauptausschuss erklärt. Außerdem sei fraglich, ob die Bewohner den ortsüblichen Erbbauzins von 60 000 Euro aufbringen können.

Schmidt hält diese Aussagen aus dem „Bauamt“ für unseriös. „Von den 60 000 Euro haben wir erst aus den Zeitungen erfahren, in den Verhandlungen mit uns ist diese Zahl nie genannt worden.“ Die nach eigenen Angaben 22 Wagenhausburg-Bewohner setzen daher auf weitere Verhandlungen. G. Schenke

G. Schenke

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