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Landeshauptstadt: Für den schlanken Fuß der Caritas

Der Monopteros auf dem Großen Waisenhaus wächst Stück für Stück

Der Monopteros auf dem Großen Waisenhaus wächst Stück für Stück Vom Erhart Hohenstein Auf dem Mittelbau des Großen Waisenhauses an der Lindenstraße wächst der Säulentempel (Monopteros) in die Höhe. Die aus vier Säulentrommeln zusammengesetzten acht Meter aufragenden acht Säulen sind schon bis zur halben Höhe montiert. Gestern informierte sich der brandenburgische Agrar- und Umweltminister Wolfgang Birthler, dessen Behörde zu den Hauptmietern im Waisenhaus zählt, über den Fortgang der Arbeiten. Fast 30 Meter über dem Straßenniveau zeigten ihm die Steinmetzen des Bamberger Natursteinwerks, wie sie die Säulentrommeln mit Hilfe von 15 Zentimeter langen Stahlstiften (Dollen) und eines Spezialklebers zusammenfügen. Stehen die Säulen und ihre Kapitelle, wird der ringförmige Architrav (Deckenbalken) aufgelegt und die Kuppel montiert. Ihre Krönung bildet wieder die Skulptur der Barmherzigkeitsgöttin Caritas, die zurzeit in Dresden in Kupfer getrieben und anschließend vergoldet wird. Auf dem „mitwachsenden“ Gerüst werden die Handwerker dann 42 Meter über der Straße arbeiten. Der Monopteros drückt mit 450 Tonnen Gewicht auf seinen Unterbau. Das ist aber nicht das Hauptproblem für den Architekten Olaf Gibbins, sondern die hier oben oft heftigen Winde, die an dem Bau rütteln und ziehen. Werden die schlanken Säulen mit nicht einmal 70 Zentimeter Durchmesser und die auf schmalem Fuß stehende, 4,78 Meter hohe Caritas die enormen Zugkräfte aushalten? Gibbins hegt daran keine Zweifel. Der Sandstein wurde in einem Modellversuch in der Landesgewerbeanstalt Würzburg höchsten Belastungen ausgesetzt und hat sie locker bestanden. Waren die Ersterbauer des Monopteros im 18. Jahrhunderts auf Erfahrungswerte angewiesen, berechnet heute der Computer die genauen Zahlen. Außerdem wurde der Aachener Dombaustatiker Kempten als Experte herangezogen. Der Säulentempel wird also seine grazile Leichtigkeit wieder erhalten, weswegen Besucher Potsdams von einer über dem Waisenhausbau „schwebenden“ Kuppel sprachen. Waisenhausgeschäftsführer Jürgen Pankonin und der Bauverantwortliche Wolfgang Becker zeigten sich gegenüber Minister Birthler zuversichtlich, dass der am Kriegsende 1945 zerstörte Monopteros wie vorgesehen im Spätherbst fertiggestellt wird. Dazu gehört auch die Erneuerung der umlaufenden Balustraden und des aus Putten bestehenden figürlichen Schmucks.

Vom Erhart Hohenstein

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