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Straßenbahnen vom Typ „Tramlink“, ganz ähnlich jenen, die bereits in Erfurt unterwegs sind, sollen in Potsdam fahren. 

© picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild

Für 60,8 Millionen Euro: Potsdams neue Tram wird spanisch

Ab 2024 sollen 13 neue Niederflurtrams in Betrieb gehen. Die Verträge mit Hersteller Stadler sind unterzeichnet. Es handelt sich um die bisher größte Einzelinvestition des Verkehrsbetriebs.

Potsdam - Bis die Potsdamer ihre neue Tram im Straßenbild erleben können, wird es noch dauern. Ab April 2024 soll es dann aber schnell gehen: Im Monatsrhythmus sollen die neuen Fahrzeuge an den Verkehrsbetrieb geliefert werden. Damit es so kommt, haben am Dienstag Verkehrsbetrieb und der Hersteller Stadler in Potsdam im Gebäude der städtischen Immobilienholding Pro Potsdam den Liefervertrag über zehn Fahrzeuge sowie die Lieferung von Ersatzteilen und Instandhaltung über zehn Jahre unterzeichnet.

Der Vertrag enthalte zudem eine Option auf die Lieferung weiterer 15 Straßenbahnen und die Instandhaltung über weitere sechs Jahre. Finanziell gesichert sind bisher 13 Fahrzeuge für 60,8 Millionen Euro. Die Bestellung ist die bisher größte Einzelinvestition des Verkehrsbetriebs. Fördermittel bekomme Potsdam dafür nicht, sagte Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD).

Potsdamer Modell fährt in Brasilien

Die Fahrzeuge der jüngsten Generation der Baureihe Tramlink werden im spanischen Valencia hergestellt. Das Potsdamer Modell fährt bereits im brasilianischen Santos. Ähnliche Modelle sind in Städten wie Rostock, Basel und Erfurt unterwegs. Auch Augsburg und Jena haben Tramlink-Fahrzeuge bestellt. Verkehrsbetrieb und Hersteller versprechen sich und den Fahrgästen einige Verbesserungen: breitere Sitzplätze, helles Innenraumambiente und insgesamt mehr Platz. 

„Die neuen Straßenbahnen unterscheiden sich von den bereits im Betrieb befindlichen Variobahnen in Länge, Kapazität und Fahrgastkomfort“, hieß es. Mit 42 Metern seien die neuen Straßenbahnen rund zwölf Meter länger und böten Raum für mehr Fahrgäste. Bis zu 246 Personen finden im Tramlink Platz, 74 davon auf Sitzplätzen. Das gesamte Innere soll stufen- und rampenlos sein.

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Den Weg für die Anschaffung hatten die Stadtverordneten Anfang Dezember freigemacht. Zusammen mit der Fahrzeugbeschaffung beschlossen sie auch ein Finanzierungspaket für die Anbindung des künftigen Stadtteils Krampnitz – nämlich den zweigleisigen Ausbau der Nedlitzer Straße bis zum Campus Jungfernsee, Kapazitätserweiterungen des Betriebshofes sowie Planungen zur Verlängerung der Tram in den Norden. Das Gesamtvolumen für diese Vorhaben umfasst insgesamt knapp 105 Millionen Euro.

Barrierefreiheit im Nahverkehr ab nächstem Jahr gesetzlich gefordert

Nach einer Markterkundung waren zunächst neben Stadler auch Siemens und Skoda im Rennen um den Auftrag. Skoda habe man aus vergaberechtlichen Gründen ausschließen müssen, so ViP-Geschäftsführer Uwe Loeschmann. Siemens habe kein Angebot in der passenden Länge vorlegen wollen. Die neuen Fahrzeuge sollen die bislang nicht barrierefreien Straßenbahnen ersetzen. Gemeint sind die jahrzehntealten Tatra-Waggons mit ihren hohen Stufen an den Türen. Was nach 2024 mit ihnen geschieht, sei allerdings noch nicht klar, so Loeschmann. Barrierefreiheit im Nahverkehr ist ab nächstem Jahr gesetzlich gefordert. Potsdam muss dafür auch noch mehrere Haltestellen umbauen.

ViP-Geschäftsführer Uwe Loeschmann.
ViP-Geschäftsführer Uwe Loeschmann.

© Sebastian Gabsch

Mit dem Ergebnis der Ausschreibung zeigte sich Loeschmann zufrieden. „Schneller Fahrgastwechsel durch größtmögliche Türanzahl waren uns ebenso wichtig wie Stahlbauweise und Beplankung mit Aluminiumblechen.“ Die neuen Bahnen sollen über eine hohe Anzahl von vier Multifunktionsflächen verfügen, zwei davon rollstuhltauglich. „Die Sitzbreite ist mit mindestens 425 Millimetern nunmehr einheitlich.“ Die Steuerung der kompletten Klimatisierung der Straßenbahn sei besetzungsabhängig und damit energieoptimiert. USB-Steckdosen an den Sitzplätzen ermöglichen den Fahrgästen das Laden von Mobiltelefonen.

Investition in nachhaltige Mobilität

Schubert verwies auch auf den Klimaschutz. „Es geht darum, die nachhaltige Mobilität zu stärken und das breite Angebot des öffentlichen Nahverkehrs zu sichern.“ Potsdam investiere in die Zukunft einer nachhaltigen Mobilität. „Unser Angebot im öffentlichen Nahverkehr ist sehr gut und wird auch in Zukunft mit dem Wachstum der Stadt mithalten.“ Außerdem sind Tramlinks, die gerade auf der stark genutzten Strecke der Linien 92 und 96 eingesetzt werden sollen, auch ein wichtiger Baustein für die Anbindung des künftigen Stadtteils Krampnitz. Ohne Tram darf das Gebiet nicht über die Einwohnerzahl von 5000 wachsen.

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Mit Stadler hat Potsdam bereits Erfahrungen. Der Hersteller hat schon die 18 Variobahnen geliefert, die von 2011 bis 2014 geliefert wurden. Stückpreis damals: zwischen 2,5 und 2,7 Millionen Euro. Die Potsdamer Variobahn verfügt über 118 Steh- sowie 57 Sitzplätze. Kritik gab es an dem Modell wegen schmaler Durchgänge, enger Sitze und lautem Quietschen. 

Zusätzliche Haltegriffe wurden nachgerüstet. Vier Trams hatten im Mai 2012 einen Radschaden – die Gummis zwischen Radscheibe und Reifen hatten Risse. Im Winter 2014 ließ der Verkehrsbetrieb dann als Vorsichtsmaßnahme alle Variobahnen vorübergehend außer Betrieb nehmen, weil die Räder zu wenig Spiel auf den Schienen hatten. Es drohte Entgleisungsgefahr. Seitdem sind die Variobahnen aber pannenfrei in Potsdam unterwegs.

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