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Alternativ: Zum Kultursonntag der Wagenhausburg kamen viele Gäste.

© A. Klaer

Landeshauptstadt: Frühstücken und kämpfen

Wagenburg-Verein will Stadtverordnete vom Tornow-Konzept überzeugen

„Wir wollen nicht, dass man über uns entscheidet, sondern mit uns zusammen eine Lösung sucht“, sagt Karol Sabo. Der Student der Geo-Ökologie, der im Moment gerade an seiner Diplom-Arbeit schreibt, wartet wie die anderen 21 Bewohner der Wagenhausburg auf dem Tornow auf ein Gutachten, das die Stadt in Auftrag gegeben hat und das im Juni den Stadtverordneten vorgelegt werden soll. Es wird den Wert des Wagenburg-Geländes beziffern. Die Stadt habe zuvor astronomische Ziffern beim Verkaufserlös genannt, so Sabo.

Obwohl über den Wagenburglern das Damokles-Schwert der Vertreibung hängt, lassen sie sich die gute Laune beim ersten Kulturfrühstück dieses Jahres, das am Sonntag organisiert wurde, nicht verderben. Trotz der kühlen Witterung ist die Stimmung prächtig. Viele der Nachbarn sind zum Brunch gekommen. Diesmal wurde er afrikanisch von Koko Affo-Tenin und ihrem Bildung-für-Balanka-Verein ausgerichtet. Es gibt Kuskus, schwarze Bohnen, scharfe Soßen und mit Mango-Marmelade beschmierte Brote. Gegen 13 Uhr ist die erste Ladung schon aufgegessen und es muss nachgelegt werden. Später sorgt das Gernot-von-Kissner-Trio für gute Laune und die Kinder haben sich nicht lange zu Spiel und Spaß bitten lassen. In jedem Monat gibt es einen solchen Kultursonntag. „Dieses Angebot, das wir gern noch erweitern möchten“, sagt Sabo, „macht das besondere Flair unserer Wagenhausburg aus. Es kann doch nicht immer nur ums Geld und um den besten Gewinn gehen.“

Der Streit um die Wagenburg schwelt schon lange, denn – das dürfte auch den Bewohnern klar sein – sie befinden sich auf einem Filet-Baugrundstück. Baudezernent Matthias Klipp hat dem Verein Fair Wiese, der die Wagenburg vertritt, deshalb ein Ultimatum gestellt. Fünf Jahre will er sie zu den gegenwärtigen günstigen Mietkonditionen noch auf dem Tornow dulden. Dann soll das Grundstück mit attraktiven Wohnungen bebaut werden.

Das aber ist für die Wagenburgler keine Option. Noch vor dem nächsten Winter müssten kostenaufwendige Reparaturen an der Heizung und der Elektrik des Wohnhauses ausgeführt werden, erklärt Sabo. Schon in diesem Winter habe man immer wieder den Heizungsmonteur rufen müssen. Eine Eigensanierung des Hauses bei einer Mietgarantie von fünf Jahren sei aber illusorisch, betont er und ergänzt: „Wir haben leider einen Vertrag mit dem Kommunalem Immobilienservice, der uns die Pflichten des Vermieters aufbürdet und damit auch die Reparaturkosten.“ Um aus diesem Dilemma herauszukommen, geht es den Bewohnern der Wagenburg um einen langfristigen Mietvertrag, noch besser eine bezahlbare Erbbaupacht. Die von der Stadt angebotenen Austauschgrundstücke habe man sich angesehen, aber keines sei akzeptabel gewesen, so Sabo. „Entweder lagen sie auf einer Verkehrsinsel oder jwd. Wir sind aber ein städtisches Projekt, dass innerstädtische Kulturangebote machen will, und keine Landkommune. Für die Kinder ist auch die Erreichbarkeit einer Schule wichtig.“ Neuer Nachwuchs hat sich übrigens schon wieder angekündigt. Zwei der Bewohnerinnen sind schwanger. Sollte ein Erbbaupachtvertrag gelingen, wird man die Haussanierung stemmen und die Kulturangebote erweitern, ist Sabo sicher. dif

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