zum Hauptinhalt
Leckere Torten. In Lukas Café in der Karl-Liebknecht-Straße bietet Inhaberin Saquina Ocampo (r.) Vegetarisches an – nach Rezepten aus ihrer kolumbianischen Heimat, aber auch international inspiriert. Für die Torten ist Konditorin Alejandra Breci zuständig.

© Ottmar Winter

Frühstück, Lunch und Kuchen: Vegetarisches von einer Kolumbianerin in Babelsberg

In Lukas Café in Babelsberg wird südamerikanisch und international gekocht. Der Patron ist ein Hund.

Eine der ersten Kundinnen schaute sich in dem Café von Saquira Ocampo um und sagte dann trocken: „Schon wieder ein Café. Das brauchen wir hier nicht.“ Die Inhaberin trug es mit Fassung und erzählt das jetzt amüsiert, etwa vier Wochen nach der Eröffnung, während der Laden brummt. Obwohl es am frühen Nachmittag angeblich ruhiger zugehen soll und obwohl es ein heißer Tag ist. Aber bei Ocampo summen leise die Ventilatoren, von den Wandregalen hängen, wie ein kleiner Dschungel, echte Grünpflanzen, das Mobiliar ist lindgrün und aus Holz – eine Umgebung, in der sich auch ein heißer Tag aushalten lässt.

Bis vor einigen Monaten war hier, in der Karl-Liebknecht-Straße 20, noch ein Gemüseladen ansässig. Jetzt bekommt man hier Frühstück, Lunch, Kaffee und Kuchen, alles selbstgemacht und selbstgebacken. Und alles vegetarisch oder auf Wunsch vegan. „Ich esse selber vegetarisch und das ist wichtig, wenn man vegetarisch für Gäste kochen will“, sagt Ocampo. „Es geht ja nicht darum, einfach das Fleisch wegzulassen. Es muss vollwertig, abwechslungsreich, lecker und kreativ sein.“

Der einzige, der hier nicht vegetarisch essen muss, ist Namensgeber Lukas: ein Zwergpinscher, der nach der Art und Weise, wie er sich hier benimmt, ruhig aber durchaus mit Präsenz, ganz den Patron gibt. Sein Stammplatz ist die gepolsterte Bank im großen Schaufenster, aber Angebote, auf dem Schoß zu sitzen, nimmt er gerne an. „Er ist der Liebling der Kinder, die ihren Mamas sagen, dass sie unbedingt zu Lukas müssen“, sagt Ocampo amüsiert. Der Hund als Corporate Identity funktioniert also bestens, aber vor allem kommen die Gäste wegen des Essens und weil es sich hier so gemütlich sitzt. „Das hab ich gerade entdeckt“, sagt eine junge Start-up-Unternehmerin, die sich beim Businesslunch mit Notebook auf den Knien auf einen Termin vorbereitet und draußen im Schatten der hohen Straßenbäume sitzt. „Man ist hier mittendrin, aber nicht so dicht am Straßenverkehr wie anderswo.“ Es gibt bereits Stammkunden und die zwei Studentinnen mit Mops sind ebenfalls zum wiederholten Male da. Sie studieren und wohnen in Babelsberg und finden es wichtig, dass der Kiez etwas lebendiger wird und man nicht unbedingt nach Berlin muss, wenn man es etwas trubeliger haben möchte.

Saquira Ocampo ist den umgekehrten Weg gegangen, aus Berlin Schöneberg nach Potsdam. In Berlin hatte sie mit einer Partnerin ein Café, wollte dann was Eigenes und fand die Immobilie in Babelsberg ganz passend. „Es ist so schön hier“, sagt sie schwärmerisch. „Hier ist die Welt noch in Ordnung.“

Allerdings haben die Gewerbemieten auch hier bereits angezogen und manche gute Idee hält sich in der Karl-Liebknecht-Straße nur kurz. Damit es wirtschaftlich funktioniert, ist in den hinteren Teil der einstigen Ladenfläche deshalb ein Mann aus der IT-Branche mit seinem Firmenbüro eingezogen. Wer ins Büro will, muss nun auch durchs Café – ein belebendes Miteinander.

Das gastronomische Konzept ist ein Mix aus Südamerika und vielen internationalen Einflüssen. Ocampo, 45 Jahre alt, stammt aus Kolumbien und verließ das Land mit 18 Jahren, um in Europa Industriedesign und Dekoration zu studieren. Weil sie immer gerne Gastgeberin war und ist und gerne kocht, entstand vor einigen Jahren die Idee, beruflich die Branche zu wechseln. Jetzt kocht sie in Lukas Café folglich nach Art ihres Heimatlandes, lässt sich aber durchaus auch von anderen Küchen inspirieren. „Ich koche, was mir gefällt, ich mag keine Schubladen. Und wenn ich im Ausland im Urlaub bin, mache ich immer auch einen Kochkurs.“

Auf der Wochenkarte landen dann mal französische oder israelische Rezepte wie in dieser Woche: Zum Frühstück Croissants mit mediterranem oder süßem Belag für 3,90 Euro. Das Businesslunch gibt es für 6,90 Euro, israelischer Auberginensalat mit allerlei bunten Zutaten oder gebackene Süßkartoffeln mit Feigen, Schafskäse und Salat. Gegen den späten Hunger stehen herzhafte, gefüllte Tortillas auf der Karte. Jeden Vormittag wird zunächst eingekauft, dann arbeitet Ocampo sie selbst in der Küche und bereitet alles frisch zu.

Fürs Backen ist die ausgebildete Konditorin Alejandra Breci zuständig. Ihre Torten und Pastetchen kommen mit einem internationalen Touch daher, sagt sie. Die Schokotorten seien extra saftig und cremig, in den Baisertörtchen steckt englischer Lemoncurd, Zitronencreme, und hin und wieder gibt es Pastéis de Nata, portugiesische Vanilletörtchen. Der Kaffee dazu ist ein Zugeständnis an deutsche Geschmäcker. Der beste ist ja eigentlich der kolumbianische, sagt Ocampo, aber dessen Fruchtigkeit und leichte Säure komme hier leider weniger gut an. Sie entschied sich schließlich für eine Mischung aus Brasilien und Guatemala, die sie von der „Röststätte“ in Berlin, eine kleine Rösterei, die fair gehandelten Kaffee verarbeitet, bezieht.

Die Babelsberger haben jedenfalls angebissen, es kommen Eltern mit Kindern, Studenten oder Touristen auf dem Weg zum Park. Immer dabei: Lukas.

Lukas Café, Karl-Liebknecht-Straße 20 in Babelsberg, geöffnet Dienstag bis Freitag von 9.30 Uhr bis 18 Uhr, Samstag und Sonntag von 11 bis 18 Uhr.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false