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Frühling in Potsdam: Vor dem großen Blühen

Tausendschönchen und Stiefmütterchen: Die Pflanzsaison in den Potsdamer Parks ist eröffnet. Doch die Sturmschäden vom letzten Herbst sind noch nicht komplett beseitigt.

Potsdam - Der Winter in Potsdam ist vorbei, die Stadt erblüht an allen Ecken und Enden, die Pflanzsaison in den Potsdamer Parks und Gärten hat endgültig begonnen. Und dementsprechend haben die Gärtner alle Hände voll zu tun, schließlich müssen sie einiges nachholen. Auf der Freundschaftsinsel etwa musste der im März geplante Arbeitseinsatz des Vereins „Freunde der Freundschaftsinsel“ wetterbedingt sogar noch ausfallen. Die Erde in den Pflanzgefäßen, die man mit Hornveilchen bestücken wollte, war zum Teil noch gefroren, berichtet Vereinschef Jörg Näthe, der bis vor fünf Jahren leitender Gärtner auf der Freundschaftsinsel war.

In den Parks der Schlösserstiftung bringen jetzt, wo der Frühling sich Bahn bricht, die Gärtner zahlreiche Pflanzen in die Erde. Allein im Park Sanssouci werden nach Angaben der Stiftung derzeit etwa 50 000 Pflanzen in 80 verschiedenen Sorten ausgepflanzt. Hinzu kommen weitere rund 50 000 Zwiebelpflanzen. Ähnlich gigantisch ist die Zahl der Pflanzen, die von Mitarbeitern des städtischen Grünflächenamtes in Potsdam, etwa vor dem Rathaus oder am Bassinplatz, zur optischen Aufhellung des Stadtbildes in diesen Wochen gepflanzt werden: 39 850 Blumen seien es, so die Auskunft der Stadt, darunter Hornveilchen, Tausendschönchen und Stiefmütterchen. „Durch die lang anhaltende Kälte und das zeitige Osterfest in diesem Jahr führt der Bereich Grünflächen die Arbeiten etwa zwei Wochen später aus als in den Vorjahren“, teilte Stadtsprecherin Christine Homann mit. Auf der Freundschaftsinsel, für deren Pflanzenpflege ebenfalls die Stadt zuständig ist, sind die Gärtner gerade damit beschäftigt, den Vorjahresaustrieb der Stauden abzuschneiden. Das Abhäufeln und der Rückschnitt der Rosen stehen ebenfalls an, sagt Mitarbeiterin Cassandra Sassin.

Mit der Sonne kommt der Müll

Als „Sturzwellen von Blütenfreude“ hat der Bornimer Staudenzüchter Karl Foerster den alljährlichen Blühzyklus der Pflanzen im Frühjahr einmal beschrieben. Im Moment lässt das ganz große Blühen noch auf sich warten. Doch einen stetig anschwellenden Strom bunter Farbtupfer können die Besucher beispielsweise auf der Freundschaftsinsel auch jetzt schon genießen. Das Blau der Szilla mischt sich mit dem Gelb der Osterglocken und dem zarten Rosa des Lerchensporns. Die Magnolien stehen in der Knospe. „Jetzt ist ja so eine Jahreszeit, wo alles noch so durchsichtig ist“, sagt Jörg Näthe über diese Phase des Frühlings.

Dass das warme Wochenende offensichtlich auch viele Menschen auf die Liegewiese der Freundschaftsinsel nahe der Langen Brücke gezogen hat, war Näthe zufolge leider am gestrigen Montag unübersehbar: Man habe ihm von viel Müll berichtet, der am Morgen auf der Wiese lag. Die Menschen verwechselten die Liegewiese leider immer wieder „mit einer Liegenlassen-Wiese“, wie Näthe es nicht ohne Sarkasmus ausdrückt.

Viele Sturmschäden 

Auch bei der Schlösserstiftung klagte man in der Vergangenheit immer wieder über unvernünftige Parkbesucher, die dort quer über die Wiesen laufen und mit Fahrrädern auf reinen Fußwegen unterwegs sind. Zudem müssen die Verantwortlichen in den einst königlichen Gärten mit den Unbilden des Wetters klarkommen. Noch immer konnten aus Kapazitätsgründen nicht alle Sturmschäden aus dem letzten Herbst beseitigt werden. Allein das Sturmtief „Xavier“ im vergangenen Oktober verursachte nach Angaben der Schlösserstiftung in den Berliner, Potsdamer und anderen Brandenburger Parks der Stiftung einen Totalverlust von etwa 500 Bäumen. Hinzu kamen 600 Bäume, die nur mit erheblichen Kronenschäden überlebten. Die Kosten für das Fällen und Beräumen, die sturmbedingten Pflegeschnitte und die Nachpflanzungen belaufen sich nach vorläufigen Schätzungen auf 600 000 Euro. Die vollständige Beseitigung der Sturmschäden wird voraussichtlich noch bis in den kommenden Winter hinein andauern.

Zudem hat die Schlösserstiftung immer wieder Schäden durch Biber zu verzeichnen. Die Tiere nagen an Bäumen und unterhöhlen Uferbereiche. Mit mehr als 100 000 Euro beziffert die Stiftung die Schäden durch die Nager in den letzten vier Jahren. Nachhaltigen Erfolg versprechen sich die Verantwortlichen von einem Sicherheitszaun südlich des Maschinenteichs im Park Sanssouci, der seit Beginn dieses Jahres das weitere Einwandern von Bibern verhindern soll.

Im besonderen Fokus der Schlösserstiftung steht in diesem Jahr der Gartenbereich am Obeliskportal. Dort sollen Rasenkanten, Marmorkiesstreifen sowie Beeteinfassungen erneuert werden. Damit, so Stiftungssprecher Frank Kallensee, komplettiere man die Instandsetzung des östlichen Lustgartens. Die Blumen werden also auch in diesem Teil des Parks künftig noch besser zur Geltung kommen und wie auch sonst im Schlosspark Sanssouci die Besucher mit reichlicher Blütenfülle das Jahr über erfreuen. Getreu dem Motto von Karl Foerster: „Es wird durchgeblüht.“ 

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HINTERGRUND: Ungewöhnlich frühsommerlich

Auch in den nächsten Tagen soll es in Potsdam frühsommerlich bleiben. Am heutigen Dienstag und am Donnerstag kann es sogar bis zu 23 Grad warm werden. Bis Ende der Woche bleibt es ungewöhnlich warm. Auch die Temperaturverteilung in Europa ist aktuell überraschend: Während Madrid am Montag gerade mal acht Grad meldete, waren es in Potsdam 22 Grad, im südpolnischen Krakau sogar 27 Grad. Im Garten sollte man sich mit dem Aussetzen von empfindlichen Pflanzen allerdings noch etwas gedulden. Nachtfröste sind bis in den Mai hinein möglich, im vergangenen Jahr zerstörte später Frost deutschlandweit ganze Erntebestände. Bis Mitte April sieht es derzeit allerdings auch nachts nach Temperaturen über null Grad aus. Mit dem Sonnenschein und der Trockenheit steigt zudem auch die Waldbrandgefahr. In Brandenburg galt am Sonntag landesweit die Warnstufe drei – das bedeutet eine mittlere Gefahr. Für Freitag werden dann Schauer und Abkühlung erwartet. Kix

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