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Frühe Bescherung im UCI: Kostenloser Familienbesuch im Kino in Potsdam

Mehr als 350 Potsdamer Kinder und ihre Eltern konnten im UCI gratis den „Grinch“ sehen. Eingeladen hatten Unternehmer.

Potsdam - Am Samstagmorgen erfüllt ab dem Vormittag ein Summen die Potsdamer Bahnhofspassagen. Nicht die Weihnachtseinkäufer sorgen für den Geräuschpegel, es sind 359 Kinder mit Eltern, meist ihren Müttern, einigen Vätern, die vor dem Kino UCI Luxe auf den „Grinch“ warten. Jene grüne, weihnachtshassende Figur, deren Geschichte neu verfilmt in den Kinos zu sehen ist. Am Samstag gab es eine Vormittagsvorstellung im Kino, die der Immobilenmakler Robert Neubauer mit seiner Ehefrau Antje Kaiser initiiert hat. Im Rahmen der Benefizreihe „Hand in Händchen“ der Immobilienfirma „Dahler und Company“ organisierte Neubauer mit weiteren Unternehmen für Potsdamer Kinder eine kostenlose Filmvorführung.

Großzügige Spender

Mitten unter den Beschenkten steht die Somalierin Jama und strahlt. Eigentlich wollte sie nur ihre beiden Töchter, die zwölfjährige Faadumo und die ein Jahr jüngere Sihaam ins Kino bringen, um den „Grinch“ zu sehen, doch dann hat sie selbst in letzter Minute eine Karte geschenkt bekommen. „Genau eine hatte ich übrig“, sagt Maklerin Theresa Leppelsack. Gemeinsam mit Antje Kaiser ist sie in den vergangenen Wochen durch die Potsdamer Kieze gezogen, um zu schauen, wo die Freikarten am meisten Freude machen. „Wir haben Dinge gesehen, die wir nicht für möglich gehalten hätten – und wir sind nur eine Brückenlänge von ihnen entfernt“, so Leppelsack, selbst Mutter zweier Kinder. Den Antiaggressionsraum an der Weidenhof-Schule etwa, wo Kinder, die schon viel Gewalt erlebt haben, Dampf ablassen können – auf zivile Art und Weise. 200 der Karten gingen an die Potsdamer Arbeiterwohlfahrt.

„Wir mussten uns gar nicht groß bemühen, um Leute mit an Bord zu holen“, sagt Antje Kaiser. Es habe gereicht, die Geschäftspartner zu informieren. Innerhalb kürzester Zeit kam das Geld für den großen Kinosaal zusammen, inklusive Popcorn und Softdrinks. Die Firma Katjes hat noch ein Riesenpaket Süßigkeiten spendiert – „mit Brausebonbons, damit der Besuch auch nachher noch prickelt“, sagt Kaiser mit einem Lachen. Die Friseure von TrioHair teilen Gutscheine für Kinderhaarschnitte aus, die bayerische Band Roger und Tom CDs mit Kinderliedern und Sticker. Die Kinder sind, lange bevor der Film losgeht, selig.

„Dass hier so viele Besucher stehen, liegt daran, dass auch die Fahrkarten zum Paket gehörten“, sagt der Leiter der Abteilung Kinder- und Jugendarbeit des Deutschen Roten Kreuzes, Thorsten Hecker. Er hatte Neubauer darauf hingewiesen, dass sie das Familienbudget mitunter sprengen. Viele Besucher sind schon deshalb sehr früh da, weil der Bus vom Lerchensteig aus nur alle halbe Stunde in die Innenstadt fährt, manchmal passen auch nicht alle Kinderwagen hinein. Da muss man zeitig los.

Vor zehn Jahren der letzte Kino-Besuch

„Das Wichtigste ist, dass die Kinder eine gute Zeit mit ihren Eltern verbringen“, so Häcker, der auch das DRK-Kinderheim am Stern leitet. „Egal, wie sehr sie in ihren eigenen Sorgen und Problemen gefangen sind, die Kinder lieben sie.“ Stolz ist Häcker auf einen Vater, der mit seinen kleinen Mädchen in der Schlange steht: „Pünktlich wie eine Atomuhr, wenn es darum geht, die Kinder zum Wochenende abzuholen oder mit ihnen zum Arzt zu gehen“, lobt er. Allein kann der Vater sich jedoch nicht so um die Mädchen kümmern, wie es nötig wäre. Schon die Arbeitszeiten in der Backstube würden das verhindern. „Es ist bestimmt schon zehn Jahre her, dass ich das letzte Mal im Kino war“, sagt der Vater am Samstag. Mit seinen Kindern habe er es noch nie geschafft. Die beiden schmiegen sich um seine Knie. Später im Saal versinken sie fast in den riesigen Liegesesseln, selig berieselt von Popcorn und „Grinch“.

Jama und ihre Töchter Faadumo und Sihaam wartet bis zuletzt, um sich Popcorn und Getränke zu holen. Sie wollen auf keinen Fall gierig wirken. Seit fünf Jahren sind sie in Deutschland. Die zierliche Mutter arbeitet als Küchenhilfe, der Vater in einer Sicherheitsfirma, die Mädchen gehen zur Schule. Sie sind ehrgeizig. „Ich glaube, deshalb habe ich auch die Karten bekommen“, sagt Faatumo glücklich. „Weil ich in Deutsch jetzt eine zwei habe und auch in den anderen Fächern viel besser geworden bin.“ Ärztin will sie werden, wenn sie groß ist und zurückgehen nach Somalia, zur Großmutter, um zu helfen.

Jetzt aber sind sie erst mal sehr dankbar: „Unser Leben ist perfekt“, sagt Faadumo. „Wir haben eine Wohnung, Arbeit, können zur Schule gehen und essen.“ Müssen sie denn zurück? „Nein“, sagt die Mutter. „Wir lieben in Deutschland.“ „Leben“, verbessert Faatumo. „Aber es stimmt ja beides.“

Stefanie Schuster

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